Samsung Micro-led: Kommt die neue Technik schon 2019?
Während Samsungs 8K-LCDS der Q900r-serie schon bald durch neue Modelle ersetzt werden, hält sich Samsung im MicroLed-bereich mit konkreten Zeitplänen zurück. Auf dem Papier klingt Samsungs Display-zukunftsvision allerdings schon jetzt verlockend.
Als Samsung im Januar 2018 die erste Version seines Micro-led-displays The Wall in 146 Zoll vorstellte, war die Technikwelt in Aufruhr, doch 12 Monate später warten Samsung-tv-fans noch immer auf ein entsprechendes Produkt. Umso überraschender, dass Samsung das Thema 2019 erneut aufgreift und der 146-Zoll-version nicht nur eine kompaktere 75-Zoll-variante, sondern auch eine Xxl-luxusausführung in 219 Zoll zur Seite stellt.
Was ist The Wall?
Samsungs Micro-led-technik hat mit einem klassischen Displayaufbau nichts mehr gemein. Stattdessen werden die Displays über Led-kacheln zusammengesteckt. Jede Kachel besteht aus einer bestimmten Anzahl von LEDS, die in Rgb-anordnung bereits ein grobpixeliges Bild erzeugen können. Je mehr LED-KAcheln sie aneinanderreihen, desto größer das Bild und desto höher die Auflösung. In ausgewählten Kinosälen können Sie dieses Prinzip bereits durch Samsungs Onyx-displays nachvollziehen, auch Sony bietet mit den Crystal-led-modulen für Veranstaltungszwecke eine Led-modul-lösung. Das Problem: Die Led-module sind für einen Einsatz im Wohnzimmer zu klobig. Samsung versucht deshalb Jahr für Jahr, mithilfe von Led-produzenten, die Leuchtdioden immer weiter zu verkleinern, bis ein Einsatz in Tv-größe umsetzbar ist. Auf dem Papier bietet die (echte) Led-technik gravierende Vorteile im Vergleich zu LEDLCDS und OLEDS: Mit Helligkeiten von bis zu 2000 Nits wird bestes Lcd-niveau erreicht, allerdings ist die Energieeffizienz durch die pixelgenaue Lichterzeugung und dem Wegfall zahlreicher Filter deutlich besser. Von der Oled-technologie erben Micro-led-displays die satte Kontrastund Schwarzdarstellung und die makellosen Blickwinkeleigenschaften, überflügeln OLEDS aber durch eine Standbilderwiedergabe ohne Nachleucht- bzw. Schatteneffekte. Doch bis Samsung Micro-led-kacheln in ausreichender Stückzahl produzieren kann, dürften noch Jahre ins Land ziehen, Experten sehen marktrelevante Stückzahlen erst ab 2023. Was eine objektive Einschätzung zusätzlich erschwert, ist die Frage, ob einzelne Micro-led-module tatsächlich herkömmliche Displays ersetzen können. Bisherige Led-module für den professionellen Einsatz sind teuer: Mit mehreren Tausend Euro pro Einzelmodul würde The Wall in 75 Zoll deutlich mehr kosten als Samsungs 85-ZOLL-LED-LCD 85Q900R oder 77 Zoll OLED-TVS.
Die Chance von Micro LED
Bislang sind LC- oder Oled-displays nur in festgelegten Bildgrößen erhältlich und legen Sie sich auf eine Wunschgröße fest, können Sie diese nachträglich nicht mehr verändern. Mit Micro-led-modulen könnten in ferner Zukunft modulare Displays gestaltet werden: Starten Sie mit einem kleinen Aufbau im 16:9-Format und erweitern Sie das Display zu einem späteren
Zeitpunkt ins 21:9-Kinoformat. Nur beim Design kann das Micro-led-konzept nicht alle Vorteile von konkurrierenden Technologien aufgreifen: Die Led-kacheln sind keinesfalls so dünn wie Oled-displays und auch nicht biegsam, im ausgeschalteten Zustand wird die XXL-LED-WAND zu einem schwarzen Loch. Samsung bewirbt zwar die Möglichkeit, The Wall auch als Xxl-fotodisplay zu nutzen, oder Uhrzeit und Wetterdaten bei Nichtgebrauch abzubilden, doch ohne konstanten Energiezufluss ist eine Bildwiedergabe im Stand-byModus nicht möglich. Da die Pixelanzahl mit steigender Modulanzahl steigt und die Pixeldichte (Verhältnis Displaygröße zu Pixelanzahl) konstant bleibt, erreichen die Micro-led-displays passend zum Sitzabstand im Wohnzimmer automatisch die geeignete Auflösung: Von HD bis 8K ist alles möglich bzw. nur eine Frage, wieviele Led-module Sie aneinanderreihen können. Auf Nachfrage bestätigte Samsung, dass die 2019 ausgelieferten Led-module der 2018er-version von The Wall entsprechen. Dadurch sind hohe Auflösungen erst ab Xxl-diagonalen möglich: Ab 73 Zoll er-
„Starten Sie mit einem kleinen Aufbau im 16:9-Format und erweitern Sie das Display zu einem späteren Zeitpunkt ins 21 : 9-Kinoformat.“
wartet Sie Full-hd-auflösung, ab 146 Zoll 4K-auflösung, ab 219 Zoll 6K-auflösung und ab 292 Zoll 8K-auflösung. Die auf der CES 2019 präsentierte 75-Zoll-4k-version soll 2019 nicht auf den Markt kommen, diese greift auf modernere Micro-led-module mit höherer Pixeldichte zurück. Dass die Led-module rahmenlos ausfallen und sich das Bild erstmals bis zum Randbereich erstreckt, ist für eine Kombination der Led-kacheln Grundvoraussetzung. Allerdings sind die Übergangsbereiche der Module derzeit noch sichtbar und auch die Led-abstimmung ist ein Problem, denn nicht jedes Modul der gezeigten Prototypen wies die exakt gleiche Abstimmung auf. Es bleibt abzuwarten, wie Samsung die Micro-led-fertigung bis zum Produktstart optimieren will. Dass es Samsung scheinbar eilig hat, zeigt die Ankündigung, bereits 2019 mit der Auslieferung von The Wall zu beginnen. Allerdings konnte Samsung noch keinen konkreten Zeitplan oder Preise nennen und auch zum Vermarktungskonzept konnte Samsung noch keine weiteren Details nennen.