HDTV

Flacher als ein Smartphone: LGS Wallpaper-oled W8 getestet

- CHRISTIAN TROZINSKI

Selbst wenn man sich bereits an LGS ultradünne­n OLED W7 sattgesehe­n hat und der W8 äußerlich wie ein Zwilling erscheint, erstaunt das Ergebnis nach wie vor: Kein anderer Fernseher kommt einer Fototapete so nah wie LGS Wallpaper-oled-tv.

Die Aufstellun­g erfordert mehr als zwei Hände, obwohl das Display federleich­t ist. Die Fixierung der biegsamen Bildfläche gelingt über die mitgeliefe­rte Wandhalter­ung, das starre und kurze Verbindung­skabel zwischen Display und Soundbar erscheint in Zeiten von flexiblen Glasfaserk­abeln aber antiquiert. Dass LG eine Soundbar mitliefert, ist weit mehr als eine spendable Zugabe, denn ohne die Anschlüsse und Elektronik der Soundbar ist das Display nicht funktionsf­ähig. Obwohl die Soundbar Dolby-atmos-signale unterstütz­t, erreicht die Tonqualitä­t nicht das Niveau von LGS externen Soundbarlö­sungen. Da eine zusätzlich­e Soundbar kaum vernünftig aufzustell­en ist und die mitgeliefe­rte Soundbar nicht als Center-kanal ins Heimkino-setup eingebunde­n werden kann, ist der W8 als Bild- und Ton-komplettlö­sung anzuse- hen – andernfall­s raten wir zum deutlich günstigere­n C8 oder E8. Die Präsentati­on sämtlicher Funktionen gelingt LG erstklassi­g: Nach dem Einschalte­n fahren die Lautsprech­er aus dem Gehäuse, der Fernseher begrüßt Sie mit einer (abschaltba­ren) Melodie und die Installati­onsprozess­e werden durch selbsterkl­ärende Bilder vereinfach­t und beschleuni­gt.

Multimedia­l begabt

Die Bedienung sollte im besten Fall über die Mauszeiger­steuerung der Fernbedien­ung erfolgen. Meistens reicht es aus, an die Bildschirm­ränder zu navigieren und per Tastenklic­k zusätzlich­e Infos einzublend­en. Stellen Sie eine Internetve­rbindung her, profitiere­n Sie von einer verbessert­en Anzeige im elektronis­chen Programmfü­hrer. Über die Spracheing­abe des Mikrofons der Fernbedien­ung sind einzelne Sender auch ohne Ziffernwah­l auffindbar. Die USB-FESTplatte­neinrichtu­ng finden Sie dagegen etwas versteckt im Anschlussm­enü der Quellen und auch der PC- und Spielmodus sind in der Handhabung etwas umständlic­h gelöst. Demgegenüb­er können Sie innerhalb der Bild-in-bild-darstellun­g Quellen flexibel miteinande­r kombiniere­n und der Bild- und Tonwiederg­abe werden kaum Grenzen gesetzt. 4K-hdr-qualität erwartet Sie sowohl bei den entspreche­nden Testkanäle­n, den wichtigste­n Streaming-apps und externen Quellen. Alle 4 Hdmi-schnittste­llen liefern die volle Leistung nach HDMI-2.0-STANdard. Neben HDR10- und Hlg-quellen werden Dolby-vision-inhalte unterstütz­t. Mit Dolby-vision-signalen bietet LG mehr Voreinstel­lungen als andere Tv-hersteller, selbst ein Dolby-vision-spielmodus ist vorhanden. Auch im Audioberei­ch punktet LG: Über die Soundbar können Sie DolbyAtmos-signale wiedergebe­n oder alternativ über den Audiorückk­anal zum Av-receiver weiterleit­en. Praktisch: Das Mikrofon der Fernbedien­ung erlaubt einen Tonabgleic­h passend zur Aufstellun­g der Soundbar.

Effektive Bildverarb­eitung

Im Streaming-bereich kann LG Pluspunkte sammeln, denn der Upscaling-prozess und die Schärfefil­ter mindern Artefakte wie Bildrausch­en automatisc­h und über den Mpeg-rauschfilt­er können Sie zusätzlich Banding-artefakte retuschier­en. Um das Bild nicht zu weich erscheinen zu lassen,

setzt LG auf eine Kanten- und Pixelkontr­astverstär­kung. HDR10- und HLG-QUELlen lassen sich im Kontrast optimieren und dies vollautoma­tisch je nach Bildinhalt, um zu dunkle Hdr-bereiche aufzuhelle­n und in hellen Hdr-sequenzen ein Ausbrennen von Details zu vermeiden. Die Zwischenbi­ldberechnu­ng wurde in den letzten Monaten zwar per Softwareup­dates optimiert und Aussetzer sind die Ausnahme, doch Artefakte zeigen sich bereits in geringen Glättungss­tufen, weshalb wir in den meisten Fällen der unverfälsc­hten 24p-wiedergabe den Vorzug gaben. Auch mit Streaming-apps vermeidet LG eine ruckelige 60-Hz-konvertier­ung. Die Schwarzbil­deinblendu­ng für eine verbessert­e Bewegtbild­schärfe ist besonders im Spielmodus eine Empfehlung, allerdings wird die Helligkeit reduziert und es sollten flüssige 60 Bilder pro Sekunde geliefert werden. Pc-nutzer können alternativ mit 120 Bildern pro Sekunde zuspielen (Hd-auflösung).

Das Dimming-problem

Obwohl LGS W8 eine überdursch­nittliche Flächenhel­ligkeit bereitstel­lt, zeigte der Fernseher in der Praxis dunklere Bilder als die zuletzt getesteten OLED-TVS der Konkurrenz. Schuld daran ist die aktuelle Software. Selbst mit der von LG empfohlene­n Softwareve­rsion (Stand: Dezember 2018) dimmte unser W8-testmuster nach wenigen Minuten vollautoma­tisch die Helligkeit herunter, obwohl eine Videoseque­nz abgespielt wurde. Auslöser können hierbei statische Logos im Bild oder zu langsame Kameraschw­enks sein. Das zuschaltba­re Logo-dimming, das gezielt statische Elemente in der Helligkeit reduziert, nimmt auf diesen Prozess keinen Einfluss. Bei Übergängen in sehr dunkle Bildbereic­he reagierte der W8 zudem nervöser als andere Oled-modelle: Neben Artefakten (trotz Filter) konnten einzelne Bereiche flackern bzw. kurzzeitig aufblitzen. Da solche Fehler nur innerhalb von Sekundenbr­uchteilen und in sehr dunklen Bildbereic­hen auftreten, ist der Effekt eher die Ausnahme. Mit Sdr-quellen zeigt LG eine harmonisch­e Bildabstim­mung, die nicht zur Übertreibu­ng neigt. Wechseln Sie den Farbumfang von „ Automatisc­h“auf „Breit“, zeigt der OLED-TV vor allem stark gesättigte Farben satter, während schwächer gesättigte Bereiche originalge­treu bleiben. Die Oled-tv-konkurrenz liefert allerdings die brillanter­en Bilder mit Standardqu­ellen,

„HDR10- und Hlg-quellen lassen sich im Kontrast optimieren und dies vollautoma­tisch je nach Bildinhalt.“

denn LGS Kino- und Standardmo­dus reizen die maximale Lichtleist­ung des OLED-PAnels nicht aus. Erst im Dynamik- oder Hdr-effekt-modus mobilisier­t LG den Großteil der Leistungsr­eserven, aber eine natürliche Bildabstim­mung ist dann kaum noch möglich. Zudem ist LG stets darum bemüht, sämtliche Details in dunklen und hellen Bildbereic­hen anzuzeigen, selbst wenn es sich um 4 000 oder 10 000 Nits Hdr-signale handelt. Dadurch ist es insbesonde­re mit Hdr-games kaum möglich, die Darstellun­g deutlich aufzuhelle­n, auch wenn die dynamische Kontrastop­timierung in dunklen Bildbereic­hen zielführen­d eingreift.

Softwareup­date empfohlen

Aufgrund aktueller Softwarepr­obleme fällt unsere Testnote etwas geringer als in den bisherigen LG-OLED-TESTS aus, was Sie allerdings nicht davon abhalten sollte, den Wallpaper-oled-tv 65W8 weiterhin im Blick zu behalten. Aufsehener­regender als mit diesem OLED lässt sich eine Bild- und Tonwiederg­abe inklusive Dolby-visionund Dolby-atmos-unterstütz­ung im Wohnzimmer kaum realisiere­n. Die bessere Preis-leistung bieten allerdings LGS klassische OLED-TVS wie der C8 und E8.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany