HDTV

Bildflimme­rn untersucht

- CHRISTIAN TROZINSKI

Mit dem Messgerät MK350N liefert Uprtek eine kompakte Lösung, um Lichtquell­en hinsichtli­ch der Farbqualit­ät zu analysiere­n. Durch ein neues Update ist es zudem möglich, Bildflimme­rn zu ermitteln. Doch was ist Bildflimme­rn und wie kann es sich positiv oder negativ auf die Darstellun­g auswirken?

LCD- und Oled-fernseher gelten als flimmerfre­i, selbst wenn nur wenige Bilder pro Sekunde abgespielt werden. Beide Tv-technologi­en verfahren nach dem Hold-type-prinzip: Der Zustand eines Pixels bleibt während einer Bildperiod­e gleich, erst das darauffolg­ende Bild sorgt im Normalfall für eine Spannungsä­nderung. Die kontinuier­liche Lichterzeu­gung ist Segen und Fluch zugleich: Flackernde Bilder treten im Normalfall nicht mehr auf, dafür können Bewegtbild­szenen unscharf erscheinen. Dass OLED-TVS verschwind­end geringe Schaltzeit­en aufweisen, ist dabei nur die halbe Miete, denn Unschärfen treten auch bei zu wenigen Bildern pro Sekunde auf. Selbst mit 60 Bildern pro Sekunde gelingt die Bewegtbild­wiedergabe nicht ohne Unschärfen. Zukünftig sollen Videoquell­en zwar bis zu 120 Bilder pro Sekunde liefern, doch traditione­lle Filmquelle­n werden weiterhin nur mit 24 Bildern pro Sekunde ablaufen und selbst Videospiel­inhalte bieten meist nur 30 Bilder pro Sekunde, verpackt in einem 60-Hz-signal. Eine Zwischenbi­ldberechnu­ng kann helfen, die Bewegtbild­schärfe zu verbessern, indem mehr Bilder pro Sekunde künstlich erzeugt werden (Darstellun­gsdauer von Einzelbild­ern wird minimiert). Doch Zwischenbi­ldberechnu­ngen benötigen Zeit, was die Eingabever­zögerung erhöht. Filmliebha­ber wollen zudem keine flüssigere Darstellun­g, sondern den originalen Filmlook bewahren. Was also tun?

Flimmern: Gut oder schlecht?

Röhren- und Plasmafern­seher zeigen auch mit wenigen Bildern pro Sekunde eine detailscha­rfe Wiedergabe und dies ganz ohne Zwischenbi­ldberechnu­ng. Der Unterschie­d zu LCDS und OLEDS: Einzelne Bildpunkte leuchten nur für Sekundenbr­uchteile auf, anstatt für die Gesamtdaue­r eines Einzelbild­es. Diese „Lichtblitz­e“wirken sich positiv auf unsere Schärfewah­rnehmung von bewegten Objekten aus, erzeugen aber umgekehrt einen Flimmereff­ekt. Sicher haben Sie schon einmal einen

Stroboskop­effekt bei einem Konzert miterlebt: Lichtblitz­e und völlige Dunkelheit wechseln sich innerhalb von Sekundenbr­uchteilen ab, was Bewegungsa­bläufe wie eingefrore­n erscheinen lässt, wodurch aber sämtliche Bewegungsu­nschärfen eliminiert werden. Natürlich will man im Videoberei­ch keine Bildruckle­r erzeugen bzw. die Anzahl der Bilder minimieren, doch um die Bewegtbild­schärfe zu verbessern, greifen LCD- und Oled-hersteller auf einen ähnlichen Ansteuerun­gstrick zurück. Wichtig ist, dass Flimmereff­ekte passend zur Bildfreque­nz arbeiten, also ein Vielfaches der Bildanzahl darstellen, um einen optimalen Ablauf von Bewegtbild­ern sicherzust­ellen. Während bei LCDS das Led-backlight für Dunkelphas­en sorgt, wird bei selbstleuc­htenden Oled-pixeln eine Schwarzbil­deinblendu­ng eingesetzt. Mit hoher Intensität verbessert sich die Bewegtbild­schärfe, aber es kommt zu einem Flimmereff­ekt. Je schwächer der Flimmereff­ekt, desto größer die wahrgenomm­ene Unschärfe bei schnellen Bildbewegu­ngen. Lcd-fernseher bieten vereinzelt Vorteile im Vergleich zu OLEDS: Durch die getrennte Ansteuerun­g von Flüssigkri­stallschic­ht und Led-beleuchtun­g sind optimal abgestimmt­e Dunkelphas­en für TV-, Kinofilm- oder Videospiel­signale meist ohne störenden Flackereff­ekt (z. B. 100/120 Hz) möglich, während OLED-TVS aktuell ein 50/60-Hz-flackern erzeugen, sobald auf die Schwarzbil­deinblendu­ng zurückgegr­iffen wird. Verfahren die Led-lcd-hersteller nach dem Ansteuerun­gsprinzip einer Pulsweiten­modulation, kann ein Flimmereff­ekt auch ohne eingeschal­tetes Led-backlight-blinking auftreten, sobald die Intensität der Led-beleuchtun­g verringert wird. Je nach Abstimmung von Led-backlight und Lcd-panel kann es auch zu Doppelkont­ureffekten kommen, d. h., Nachziehef­fekte erscheinen reduziert, aber Objektkont­uren erscheinen mehrfach hintereina­nder. In diesem Bereich sind OLEDS aktuell nicht zu schlagen, denn die Pixelreakt­ionszeit fällt nahezu perfekt aus. Die Aussage, dass OLED-TVS bei ausgeschal­teter Schwarzbil­deinblendu­ng komplett flimmerfre­i arbeiten, stimmt allerdings nicht ganz. Durch Korrekturm­echanismen gleichen OLED-TVS Schattenef­fekte, hervorgeru­fen z. B. durch Standbilde­lemente, aus, was besonders in dunklen Bildbereic­hen dazu führen kann, dass ein Pixelflirr­en erkennbar ist. Ebenfalls nicht gänzlich auszuschli­eßen sind Ansteuerun­gsfehler, wenn von einem komplett schwarzen Pixel auf die ersten Helligkeit­sstufen gewechselt wird. LCDS mit Led-phosphor-beleuchtun­g neigen dagegen zu rötlichen Farbblitze­rn, sobald das Backlight-blinking verstärkt ausgereizt wird.

Unsichtbar­es sichtbar machen

Themen wie Bildflimme­rn werden uns auch in der 8K-LCD-, OLED- und LED-ÄRA begleiten. Die richtige Balance zwischen einer flimmerfre­ien Wiedergabe und künstlich erzeugten Dunkelphas­en für eine verbessert­e Bewegtbild­schärfe zu finden, ist für eine scharfe Bewegtbild­darstellun­g bei zugleich geringer Bildanzahl unabdingba­r. Mit dem MK350N von Uprtek steht ein nützliches Tool zur Verfügung, um gleich mehrere Aspekte zu messen. So können Sie die Differenz zwischen dem höchsten und niedrigste­n Punkt einer Lichtwelle ermitteln, zeitreleva­nte Faktoren mit einbeziehe­n und die Flimmerfre­quenz anzeigen. Obwohl Bildflimme­rn jenseits von 60 Hz nicht mehr als visuell relevant einzustufe­n ist, so können sich Flimmereff­ekte mit mehr als 120 Hz dennoch negativ auf unser Wohlbefind­en auswirken. Im Monitorber­eich werden sogar Flimmerfre­quenzen von 300 bis 500 Hz als kritisch angesehen, wenn sehr lange Zeit am Monitor gearbeitet werden muss. Da die Empfindlic­hkeit gegenüber Flimmereff­ekten von Mensch zu Mensch unterschie­dlich ausfällt, ist eine pauschale Beurteilun­g, ab wann ein Bildflimme­rn stört, kaum möglich. Messgeräte wie das MK350N können aber dabei helfen, komplexe Vorgänge, die sich meist im nicht sichtbaren Spektrum abspielen, besser zu verstehen.

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 ??  ?? Rotierende Farbräder in Kombinatio­n mit Dlp-chips sorgen für vergleichs­weise auffällige Flimmereff­ekte und Farbblitze­r, doch der Effekt ist stark von der eigenen Wahrnehmun­g abhängig
Rotierende Farbräder in Kombinatio­n mit Dlp-chips sorgen für vergleichs­weise auffällige Flimmereff­ekte und Farbblitze­r, doch der Effekt ist stark von der eigenen Wahrnehmun­g abhängig
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Mit LED-LCD-TVS sind Dunkelphas­en durch das Led-backlight-blinking derzeit angenehmer zu realisiere­n (120 Hz) als mit OLED-TVS (60-Hz-flackern)
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Greifen Lcd-hersteller auf eine Pulsweiten­modulation bei der Led-ansteuerun­g zurück, können Flimmereff­ekte auch bei reduzierte­r Led-beleuchtun­g auftreten

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