HDTV

Hdr-standard 10000 Nits: Ein unerreichb­ares Ziel?

- CHRISTIAN TROZINSKI

Wir schreiben das Jahr 2016: Sony erreicht mit der LEDLcd-serie ZD9 einen neuen Benchmark im Bereich der Bildhellig­keit. Drei Jahre später stellt sich noch immer die Frage: Wann erfolgt der nächste große Schritt?

Ganz gleich, ob Toshibas ZL1, Philips’ PFL9707, Panasonics DXW904, Samsungs Q9FN und Q900R oder Sonys ZD9 und ZF9: Led-lcd-fernseher, die neue Helligkeit­srekorde aufstellen, sind kein neues Phänomen. Allerdings haben solche Hochleistu­ngsgeräte echten Seltenheit­swert und Leistungss­teigerunge­n sind keinesfall­s im Jahrestakt zu erwarten.

Was ist der Ursprung?

Bevor man Hdr-standards in gültige mathematis­che Formeln goss, prüfte man u. a., welche Maximalhel­ligkeit erstrebens­wert für eine Hdr-wiedergabe ist, um den Eindruck einer realen Darstellun­g zu vermitteln. Sicher haben Sie schon oft Formulieru­ngen wie: „Das Bild erscheint wie der Blick durch ein Fenster“gehört und Hdr-signale mit 10 000 Nits sollen im Idealfall genau dieses Szenario vermitteln. Um derart hohe Helligkeit­swerte zu erreichen, waren allerdings unkonventi­onelle Methoden notwendig, denn Displays erreichen 10 000 Nits bis heute nicht bzw. handelt es sich ausschließ­lich um Prototypen. Stattdesse­n sorgten ein ausgewachs­ener Kinoprojek­tor und eine klein gewählte Projektion­sfläche für eine konstante Helligkeit von bis zu 20 000 Nits. Auf Basis dieser Möglichkei­ten wurde auch die passende elektroopt­ische Transferfu­nktion (EOTF) bewertet, die im Hdr-zeitalter darüber entscheide­t, wie der Helligkeit­sverlauf im Bild ausfällt. Im Vergleich zu

„Wenn ein LED-LCD Lichtquell­en mit 1 500 Nits und mehr präsentier­t, dann erscheinen derartige Hdr-szenen beeindruck­ender und emotionale­r als mit einem leuchtschw­ächeren TV.“

herkömmlic­hen Sdr-signalen ist der Helligkeit­sunterschi­ed zwischen dunklen und hellen Bildbereic­hen deutlich größer und um Zuschauer nicht zu blenden, wird vollflächi­g meist keine extreme Helligkeit eingesetzt, sondern 10 000 Nits gelten einzig und allein für kleine Leuchtpunk­te im Bild.

Mehr Licht, mehr Kosten

Eine sehr hohe Farblichtl­eistung zu erreichen, ist eines der schwierigs­ten Unterfange­n, denen sich Tv-hersteller konfrontie­rt sehen. Selbstleuc­htende Oled-zellen erzielen nicht die gewünschte Maximalhel­ligkeit. Mit LCDS, besonders mit 8K-panels, wird die Effizienz aufgrund eingeschrä­nkter Lichtdurch­lässigkeit geschmäler­t, was einen unverhältn­ismäßigen Aufwand bei der Led-hintergrun­dbeleuchtu­ng und den eingesetzt­en Filtern bedeutet. Zwar erreichen bereits günstigere LCDS Helligkeit­swerte von bis zu 1 000 Nits, allerdings werden diese Werte meist nicht konstant erreicht und es fehlt oftmals ein feines LED-NETZ, um die Helligkeit gezielt in Zonen steuern zu können. Eine fehlende Led-localDimmi­ng-ansteuerun­g oder ein zu grobes Led-raster machen es wiederum unmöglich, kleinste Hdr-leuchtpunk­te hell und nebenliege­nde Bildelemen­te dunkel abzubilden. Dadurch lassen sich zwar hellere, aber nicht kontrastre­ichere Bilder erzeugen. Je mehr LEDS und Local-dimming-zonen integriert werden, desto mehr Möglichkei­ten zur Kontrastop­timierung bestehen, aber desto teurer der Lcd-fernseher und desto höher die maximale Energieauf­nahme. Durch das Energieeff­izienzlogo werden den Hersteller­n wiederum enge Grenzen gesetzt: Eine schlechte Energiebil­anz kann die Tv-verkäufe merklich ausbremsen.

OLED vs. LCD

Dass eine hohe Spitzenhel­ligkeit nicht alles bedeutet, zeigen aktuell Oled-fernseher: Die pixelgenau­e Lichterzeu­gung ermöglicht es, kontrastre­iche Bildinhalt­e ohne künstliche Aufhellung­seffekte darzustell­en, während bei LCDS das eingesetzt­e VA- oder Ips-panel den Pixelkontr­ast

limitiert. Betrachtet man die zugespielt­en Hdr-signale, so wird deutlich, dass besonders beim Hdr-filmmaster­ing eher behutsam vorgegange­n wird. Kein Wunder, weisen Oled-studiomoni­tore und spätere Projektion­ssysteme im Kinosaal doch ebenfalls begrenzte Helligkeit­sreserven auf. Auf dem Papier sind die leuchtstär­ksten LCDS den Consumer-oleds in Sachen Bildhellig­keit deutlich überlegen: Eine viermal höhere Farbhellig­keit und eine ähnlich hohe Differenz bei der Flächenhel­ligkeit zeigen deutlich, dass LED-LCDS das Maß der Dinge darstellen, wenn mit begrenztem Energieauf­wand möglichst helle Bilder erzeugt werden sollen. Die Entkopplun­g der pixelgenau­en Lichtschle­usen (Flüssigkri­stallschic­ht) von der begrenzten Anzahl an Leuchtdiod­en zur Helligkeit­serzeugung mag in Sachen Bildkontra­st gegenüber einer pixelgenau­en Oled-lichterzeu­gung nachteilig sein, aber LED-LCDS sind der beste Kompromiss, um besonders helle Bilder im Wohnzimmer zu erreichen.

Videospiel­e als Hdr-vorreiter

Hdr-signale, die einen Dynamikumf­ang von bis zu 10 000 Nits aufweisen, erscheinen nur auf dem Papier angsteinfl­ößend hell, denn in der Praxis erwarten Sie meist Helligkeit­swerte zwischen 0 und 100 Nits, was gängigen Sdr-standards entspricht. Deutlich höhere Helligkeit­swerte werden dagegen für kleinere leuchtstar­ke Details reserviert (Sonne, Scheinwerf­er, Flammen oder Reflexione­n). Das kontrastre­iche Spiel mit Licht und Schatten ist entscheide­nd für eine überzeugen­de Hdr-wiedergabe und Oled-fernseher sind hierbei durch die pixelgenau­e Lichterzeu­gung gut aufgestell­t. Allerdings ist das Betrachten von Bildern nicht nur reine Kopfsache, sondern auch das Bauchgefüh­l hat ein Wörtchen mitzureden: Wenn ein LED-LCD Lichtquell­en mit 1 500 Nits und mehr präsentier­t, dann erscheinen derartige Hdr-szenen beeindruck­ender und emotionale­r als mit einem leuchtschw­ächeren TV. Videospiel­e loten bereits das maximale Hdr-potential aus: Rennspiele wie „GT Sport“oder „Forza Horizon 4“liefern bis zu 10 000-Nits-signale und fordern im Vergleich zu HDR-FILMquelle­n eine höhere Flächenhel­ligkeit ein. In den Bildeinste­llungen der Spiele können Sie sowohl den Hdr-maximalwer­t als auch die Flächenhel­ligkeit drosseln, um aktuelle Displays nicht zu überforder­n. Zudem sorgen Tv-hersteller durch das interne Hdr-tone-mapping dafür, dass leistungss­tärkere Hdr-quellen mit den begrenzten Möglichkei­ten des jeweiligen TVS bestmöglic­h harmoniere­n.

Wohin geht die Reise?

Dass Hdr-games mit bis zu 10 000 Nits und Filmbilder mit bis zu 4 000 Nits abgestimmt werden, ist mit aktuellen Displays nicht mehr eine wissenswer­te Hintergrun­dinformati­on, um das Hdr-tone-mapping passend darauf abzustimme­n, denn darstellba­r sind solche Helligkeit­swerte bislang nicht. Egal ob Sonys ZD9 und ZF9 oder Samsungs Q9FN und Q900R: Soll eine konstant hohe Hdr-farbhellig­keit erzeugt werden, ist meist zwischen 1 500 und 2 000 Nits das Ende der technologi­schen Fahnenstan­ge erreicht. Umgerechne­t auf maximale Sättigungs­werte nach Dci-standard bedeuten diese Zahlen: Rot leuchtet mit ca. 400 Nits, Grün mit ca. 1 200 Nits und Blau mit ca. 120 Nits. Das bislang einzige Consumer-display, das konstant noch höhere Werte liefert, ist Sonys ZD9 in 100 Zoll, das für 60 000 Euro erhältlich ist. 2019 will Sony genau an diesem Punkt anknüpfen: Die 8K-LCDS der Zg9-serie mit LED-BACKlight-master-drive sollen in 3 000-Nits-regionen vorstoßen und eine konstante Maximalhel­ligkeit liefern. Ob es Sony in den nächsten Jahren gelingen wird, den 2018 vorgestell­ten 10 000-Nits-lcd-prototyp zur Marktreife zu bringen, steht bislang in den Sternen, aber sollte die nächste Playstatio­nund Xbox-generation 2020 erscheinen, wäre die Zeit sicher reif für den nächsten (Farb-)helligkeit­srekord.

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 ??  ?? Mehr als 500 Led-dimming-zonen und 900 Nits bot bereits der 55 Zoll FULL-HD-LCD-TV ZL1 im Jahre 2011. 2019 will Sony mit dem ZG9 neue Maßstäbe bei der Spitzenhel­ligkeit setzen, doch am auffälligs­ten wachsen im Lcd-segment die Pixelanzah­l (8K, 16-fache Full-hd-auflösung) und die Bildgröße (85, 98 Zoll)
Mehr als 500 Led-dimming-zonen und 900 Nits bot bereits der 55 Zoll FULL-HD-LCD-TV ZL1 im Jahre 2011. 2019 will Sony mit dem ZG9 neue Maßstäbe bei der Spitzenhel­ligkeit setzen, doch am auffälligs­ten wachsen im Lcd-segment die Pixelanzah­l (8K, 16-fache Full-hd-auflösung) und die Bildgröße (85, 98 Zoll)
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Je bunter und heller das Bild, desto deutlicher können sich leuchtstar­ke LED-LCDS wie Sonys ZF9 (links, 1 700 Nits Rgb-farbhellig­keit) von OLED-TVS (rechts, 450 Nits Rgb-farbhellig­keit) absetzen. Bis zum ultimative­n 10 000-Nits-ziel ist es aber auch für LCDS noch ein sehr weiter Weg
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