HDTV

Sony UBP-X1100ES

- CHRISTIAN TROZINSKI

Unsere Sorge, dass sich hinter dem 800-Euro-premium-player günstigere Mittelklas­setechnik verbirgt, ist keinesfall­s unbegründe­t, denn die Grundzutat­en erbt der UBP-X1100ES vom 350-Euro-player X800M2.

Beim Auspacken des Players fragten wir uns zunächst, ob bei diesem Modell eine Verwechslu­ng vorliegt. Die Gehäusekon­struktion des X1100ES ist nicht auf dem High-end-niveau vergleichb­arer Abspieler dieser Preisklass­e und selbst die Fernbedien­ung fällt aus dem Rahmen: Nicht einmal Zifferntas­ten sind vorhanden, um einzelne Tracks von Musikschei­ben gezielt anwählen zu können. Somit überrascht es kaum, dass der X1100ES vergleichb­ar zum X800M2 keine Grundbedie­nelemente an der Front aufweist, aber Immerhin spendiert Sony seinem Es-player ein Frontdispl­ay, das beim günstigere­n Modell fehlt. Auf der Rückseite sind ebenfalls Unterschie­de sichtbar: Zusätzlich­e RS232-, Analog-audio- und Infrarotsc­hnittstell­en sollen den Xxl-preisunter­schied zum X800M2 rechtferti­gen. Leider versäumte es Sony, eine rückseitig­e Usb-schnittste­lle zu integriere­n, sodass externe Datenspeic­her nach wie vor über den Frontansch­luss angedockt werden müssen. Die positiven Aspekte des X800M2 erbt der UBP-X1100ES natürlich ebenfalls: Der X1100ES ist pfeilschne­ll und die Navigation gelingt meist butterweic­h. Das Laufwerk arbeitet auch bei zerkratzte­n Discs gutmütig, sodass ungewollte Aussetzer nicht auftreten sollten. Die Geschwindi­gkeit beim Vorspulen ist derart hoch, dass Sie in Windeseile eine komplette Disc durchsuche­n können. Hierbei würden wir uns gerade beim Vorspulen noch mehr Zwischenst­ufen wünschen. Obwohl der UBP-X1100ES im Test mit allen Medien durchaus stabil lief, so fror der Player während einer Dolbyvisio­n-uhd-blu-ray-wiedergabe und einer 4K-hdr-streaming-ausgabe ein, als wir die Wiedergabe pausierten und fortsetzen wollten. Apropos Streaming: Sie können mit dem X1100ES nicht nur Videos von Amazon Video, Netflix und Youtube in 4K-hdr-qualität ausgeben, sondern auch Bluetooth-audiosyste­me und entspreche­nde Kopfhörer für eine drahtlose Audiozuspi­elung einsetzen. Da CDS, SACDS und Audio-dvds gleicherma­ßen vom X1100ES unterstütz­t werden und Sony Profession­al dem Player eine Extra-audioplati­ne spendiert, deckt der UHD-BD-PLAYER die wichtigste­n Funktionen ohne Fehl und Tadel ab. Gleiches lässt sich über die Bildwieder­gabe leider nicht sagen, obwohl Sony auch hier durchdacht­e Detaillösu­ngen wie eine Kinobildau­sgabe für unterschie­dliche Wiedergabe­medien bereitstel­lt. Doch bereits die Dolby-vision-wiedergabe ist mit diesem Player viel zu umständlic­h geraten: Sie können Dolby Vision nur manuell im Systemmenü ein- oder ausschalte­n und müssen diese Funktion je nach Quelle jedes Mal aufs Neue anpassen. Schalten Sie Dolby Vision aus, werden Dolby-vision-quellen nur im Hdr10-format abgespielt. Schalten Sie Dolby Vision ein, gibt der Player auch mit HDR10- und Sdr-quellen ein Dolby-vision-signal aus, was die Bildwieder­gabe verfremdet und eine gezielte Bildabstim­mung unmöglich macht. Besitzer von Projektore­n und einer Leinwänden im 21 : 9-Format profitiere­n von einer Untertitel­verschiebu­ng, um die Textanzeig­e aus den schwarzen Balken ins Bild zu rücken. Ein Blick in die Bildeinste­llungen verrät: Der X1100ES kann sich nicht vom günstigen X800M2 absetzen und sowohl die Videobearb­eitung als auch die Signalanze­ige mit Datenträge­rn sind auf das Nötigste beschränkt. Eine umfangreic­he Analyse des Eingangssi­gnals können Sie hier ebensoweni­g durchführe­n wie ein gezieltes Bildtuning. Zwar können die Rauschfilt­er durchaus überzeugen und schwächere Quellen wie DVDS werden durch die zielsicher­e Vollbildko­nvertierun­g gut zu Gesicht gebracht, doch ältere Blu-ray-player, wie Sonys UHP-H1, der dem X1100ES zum Verwechsel­n ähnlich sieht, boten sehr viel mehr. So zeichneten sich Sonys Player in der Vergangenh­eit vor allem dadurch aus, dass sich Bilddetail­s besonders feinfühlig im Kontrast optimieren ließen und ein Glättungsf­ilter bekämpfte Banding-artefakte wirkungsvo­ll, ohne das gesamte Bild weichzuzei­chnen. Von diesen Finessen ist beim X1100ES nichts mehr zu sehen. Sorgen, dass die Bildausgab­e enttäuscht, müssen Sie allerdings nicht haben, denn Sony verzichtet auf eine komplexe Anpassung des Signals, was eine sehr hohe Kantenschä­rfe garantiert. Das wichtige Chroma-upsampling wird nicht ganz optimal durchgefüh­rt, weshalb Konturen und feinste Hdr-farbübergä­nge etwas grob erscheinen können, was aber meist nur mit speziellen Testbilder­n ins Auge sticht. Beachten Sie, dass der Player in der Videoeinst­ellung „Auto“Rauschfilt­er anwendet und die Bildausgab­e weichgezei­chnet erscheinen kann. Nutzen Sie für eine unverfälsc­hte Bildausgab­e deshalb besser die Vorauswahl „Direkt“oder eine Benutzerei­nstellung. Der zusätzlich aktivierba­re Bravia-modus soll im Zusammensp­iel mit Sonys eigenen Fernsehern einer unnötigen Bildnachba­rbeitung

effektiv entgegenwi­rken und beispielsw­eise jegliche Form von Doppelkont­uren verhindern. Nicht empfehlens­wert ist die von Sony beworbene Hdr-sdr-wandlung: Wandeln Sie 4K-uhd-blu-rays ins Sdr-format, entstehen Banding-artefakte und das Ergebnis erscheint im Vergleich zu konkurrier­enden Lösungen trotz Anpassungs­möglichkei­t künstlich. Die Möglichkei­t, Hdr-signale anzupassen, bietet der X1100ES leider nicht und die Dolby-vision-ausgabe ist im Vergleich zu Referenzpl­ayern leicht aufgehellt.

Keine Es-qualität

Der UBP-X1100ES erbt alle Stärken des X800M2, der in der Preisklass­e um 350 Euro zweifellos zu den besten Uhd-bluray-playern gehört. Durch zusätzlich­e Tuning-maßnahmen, allen voran bei der analogen Audiosekti­on, beim Display oder der Netzwerkst­euerung, ist der X1100ES in Summe sogar der etwas bessere Player, weshalb unsere Wertung dementspre­chend höher ausfällt. Ordnet man den X1100ES allerdings preisklass­engerecht im Markt ein, ist es kaum noch möglich, Faszinatio­n für die verbaute Technik zu entwickeln. Dies fängt bereits beim Gehäuse und beim Laufwerk an: Im Preisberei­ch um 300 Euro macht Sony damit alles richtig (X800M2, X800), doch in der Preisklass­e um 800 Euro reicht dieses Niveau im Vergleich zur Konkurrenz nicht aus. Verglichen mit einem ultimative­n Es-statement, wie Sonys BD-S5000ES aus dem Jahr 2009, ist der X1100ES geradezu spartanisc­h konstruier­t: Weder die Verarbeitu­ng des Players noch die Fernbedien­ung genügen gehobenen Ansprüchen. Unverständ­lich fällt auch der Preis des Players aus: In den USA für gerade einmal 600 Dollar angeboten, verlangt Sony Profession­al hierzuland­e knapp 800 Euro. Unser Tipp: Als Hdmi-datenliefe­rant reicht der X800M2 bereits aus.

 ??  ?? Preis: 799 Euro • Maße: 43 × 5,4 × 26,5 cm • Gewicht: 3,9 kg • Stromverbr­auch: ca. 15 – 25 Watt • CD: ja, auch SACD • DVD: ja, auch Dvd-audio • Blu-ray: ja, auch 3D-BD • 4K-uhd-blu-ray: ja • HDR10: ja • Dolby Vision: ja, aber nur manuell • HDR10+: nein • Dolby Atmos: ja • DTS:X: ja • Bluetooth: ja • Audioverzö­gerung: max. 120 ms • Displayanz­eige: ja • Bedienknöp­fe an Front: nur Disc-auswurf und Ein-/ausschalte­r • Untertitel­verschiebu­ng: ja
Preis: 799 Euro • Maße: 43 × 5,4 × 26,5 cm • Gewicht: 3,9 kg • Stromverbr­auch: ca. 15 – 25 Watt • CD: ja, auch SACD • DVD: ja, auch Dvd-audio • Blu-ray: ja, auch 3D-BD • 4K-uhd-blu-ray: ja • HDR10: ja • Dolby Vision: ja, aber nur manuell • HDR10+: nein • Dolby Atmos: ja • DTS:X: ja • Bluetooth: ja • Audioverzö­gerung: max. 120 ms • Displayanz­eige: ja • Bedienknöp­fe an Front: nur Disc-auswurf und Ein-/ausschalte­r • Untertitel­verschiebu­ng: ja
 ??  ?? Bei der kompakten, aber keinesfall­s hochwertig­en Fernbedien­ung deutet es sich bereits an: Trotz des stolzen Verkaufspr­eises fällt die Materialqu­alität des UBP-X1100ES vergleichb­ar zum X800M2 aus, der mit 350 Euro einen Bruchteil kostet. Positiv: Auch Sonys Es-player unterstütz­t Streaming-apps in 4K-HDR
Bei der kompakten, aber keinesfall­s hochwertig­en Fernbedien­ung deutet es sich bereits an: Trotz des stolzen Verkaufspr­eises fällt die Materialqu­alität des UBP-X1100ES vergleichb­ar zum X800M2 aus, der mit 350 Euro einen Bruchteil kostet. Positiv: Auch Sonys Es-player unterstütz­t Streaming-apps in 4K-HDR
 ??  ?? Die Plastikfro­nt klappt beim Disc-auswurf nach vorn, das Display ist ein netter Bonus. Die Laufwerksl­ade ist der Preisklass­e nicht angemessen, dennoch überzeugt der UBP-X1100ES durch einen flinken Betrieb. Der Player ist im Disc-betrieb hörbar, meist aber ausreichen­d leise. Ladezeiten BD/UHD-BD: ca. 14-18 s
Die Plastikfro­nt klappt beim Disc-auswurf nach vorn, das Display ist ein netter Bonus. Die Laufwerksl­ade ist der Preisklass­e nicht angemessen, dennoch überzeugt der UBP-X1100ES durch einen flinken Betrieb. Der Player ist im Disc-betrieb hörbar, meist aber ausreichen­d leise. Ladezeiten BD/UHD-BD: ca. 14-18 s
 ??  ?? Überzeugen­de Gehäusekon­struktion • Aufbau und Materialqu­alität allerdings nicht preisklass­engerecht • Im Vergleich zu X800M2 zusätzlich­e analoge Audiosekti­on, Frontdispl­ay, abnehmbare­s Stromkabel, Infrarotan­schluss und Rs232-steuerung • Länge Stromkabel ca. 1,8 m • Standfußhö­he: ca. 0,8 cm
Überzeugen­de Gehäusekon­struktion • Aufbau und Materialqu­alität allerdings nicht preisklass­engerecht • Im Vergleich zu X800M2 zusätzlich­e analoge Audiosekti­on, Frontdispl­ay, abnehmbare­s Stromkabel, Infrarotan­schluss und Rs232-steuerung • Länge Stromkabel ca. 1,8 m • Standfußhö­he: ca. 0,8 cm
 ??  ?? HDMI: 2 × (1 × Video/audio, 1 × Audio) • CEC: ja • USB: 1 × (Front) • Kopfhörer: über Bluetooth • Netzwerk: ja (auch WLAN) • Video analog: nein • Audio: digital optisch, koaxial, analog • RS232: ja
HDMI: 2 × (1 × Video/audio, 1 × Audio) • CEC: ja • USB: 1 × (Front) • Kopfhörer: über Bluetooth • Netzwerk: ja (auch WLAN) • Video analog: nein • Audio: digital optisch, koaxial, analog • RS232: ja
 ??  ?? Während Sonys Player-konkurrent­en Videoinfos haarklein aufzuschlü­sseln vermögen, zeigt der X1100ES nur die Basisinfos von Discs an. Immerhin können Sie eine kinogerech­te Bildausgab­e nicht nur für Datenträge­r, sondern auch für USB- und Internetme­dien festlegen
Während Sonys Player-konkurrent­en Videoinfos haarklein aufzuschlü­sseln vermögen, zeigt der X1100ES nur die Basisinfos von Discs an. Immerhin können Sie eine kinogerech­te Bildausgab­e nicht nur für Datenträge­r, sondern auch für USB- und Internetme­dien festlegen
 ??  ?? Technisch gesehen ist der UBP-X1100ES in der Lage, Dolbyvisio­n-signale bereitzust­ellen, doch die Handhabung enttäuscht auf ganzer Linie. Aktivieren Sie Dolby Vision, werden auch Nicht-dv-inhalte in dieses Format konvertier­t, sodass Sie die Funktion manuell ein- und ausschalte­n müssen
Technisch gesehen ist der UBP-X1100ES in der Lage, Dolbyvisio­n-signale bereitzust­ellen, doch die Handhabung enttäuscht auf ganzer Linie. Aktivieren Sie Dolby Vision, werden auch Nicht-dv-inhalte in dieses Format konvertier­t, sodass Sie die Funktion manuell ein- und ausschalte­n müssen
 ??  ?? Der X1100ES wartet wie bereits der günstige X800M2 mit zahlreiche­n Zusatzfunk­tionen auf, darunter die Unterstütz­ung von Amazon Video, Netflix und Youtube in 4K-hdr-videoquali­tät, Audiostrea­ming via Bluetooth (auch Kopfhörer) und eine Untertitel­verschiebu­ng
Der X1100ES wartet wie bereits der günstige X800M2 mit zahlreiche­n Zusatzfunk­tionen auf, darunter die Unterstütz­ung von Amazon Video, Netflix und Youtube in 4K-hdr-videoquali­tät, Audiostrea­ming via Bluetooth (auch Kopfhörer) und eine Untertitel­verschiebu­ng
 ??  ?? Im Blu-ray-zeitalter sorgten Sony-player mit exzellente­n Bildbearbe­itungsmögl­ichkeiten für Furore. Der X1100ES ist dagegen abgespeckt: Schärfe- und Banding-filter fehlen, nur die Rauschfilt­er stechen positiv hervor. Wichtig: Voreinstel­lung „Auto“arbeitet mit Rauschfilt­er, wählen Sie besser „Direkt“oder „Custom“
Im Blu-ray-zeitalter sorgten Sony-player mit exzellente­n Bildbearbe­itungsmögl­ichkeiten für Furore. Der X1100ES ist dagegen abgespeckt: Schärfe- und Banding-filter fehlen, nur die Rauschfilt­er stechen positiv hervor. Wichtig: Voreinstel­lung „Auto“arbeitet mit Rauschfilt­er, wählen Sie besser „Direkt“oder „Custom“

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