Sony UBP-X1100ES
Unsere Sorge, dass sich hinter dem 800-Euro-premium-player günstigere Mittelklassetechnik verbirgt, ist keinesfalls unbegründet, denn die Grundzutaten erbt der UBP-X1100ES vom 350-Euro-player X800M2.
Beim Auspacken des Players fragten wir uns zunächst, ob bei diesem Modell eine Verwechslung vorliegt. Die Gehäusekonstruktion des X1100ES ist nicht auf dem High-end-niveau vergleichbarer Abspieler dieser Preisklasse und selbst die Fernbedienung fällt aus dem Rahmen: Nicht einmal Zifferntasten sind vorhanden, um einzelne Tracks von Musikscheiben gezielt anwählen zu können. Somit überrascht es kaum, dass der X1100ES vergleichbar zum X800M2 keine Grundbedienelemente an der Front aufweist, aber Immerhin spendiert Sony seinem Es-player ein Frontdisplay, das beim günstigeren Modell fehlt. Auf der Rückseite sind ebenfalls Unterschiede sichtbar: Zusätzliche RS232-, Analog-audio- und Infrarotschnittstellen sollen den Xxl-preisunterschied zum X800M2 rechtfertigen. Leider versäumte es Sony, eine rückseitige Usb-schnittstelle zu integrieren, sodass externe Datenspeicher nach wie vor über den Frontanschluss angedockt werden müssen. Die positiven Aspekte des X800M2 erbt der UBP-X1100ES natürlich ebenfalls: Der X1100ES ist pfeilschnell und die Navigation gelingt meist butterweich. Das Laufwerk arbeitet auch bei zerkratzten Discs gutmütig, sodass ungewollte Aussetzer nicht auftreten sollten. Die Geschwindigkeit beim Vorspulen ist derart hoch, dass Sie in Windeseile eine komplette Disc durchsuchen können. Hierbei würden wir uns gerade beim Vorspulen noch mehr Zwischenstufen wünschen. Obwohl der UBP-X1100ES im Test mit allen Medien durchaus stabil lief, so fror der Player während einer Dolbyvision-uhd-blu-ray-wiedergabe und einer 4K-hdr-streaming-ausgabe ein, als wir die Wiedergabe pausierten und fortsetzen wollten. Apropos Streaming: Sie können mit dem X1100ES nicht nur Videos von Amazon Video, Netflix und Youtube in 4K-hdr-qualität ausgeben, sondern auch Bluetooth-audiosysteme und entsprechende Kopfhörer für eine drahtlose Audiozuspielung einsetzen. Da CDS, SACDS und Audio-dvds gleichermaßen vom X1100ES unterstützt werden und Sony Professional dem Player eine Extra-audioplatine spendiert, deckt der UHD-BD-PLAYER die wichtigsten Funktionen ohne Fehl und Tadel ab. Gleiches lässt sich über die Bildwiedergabe leider nicht sagen, obwohl Sony auch hier durchdachte Detaillösungen wie eine Kinobildausgabe für unterschiedliche Wiedergabemedien bereitstellt. Doch bereits die Dolby-vision-wiedergabe ist mit diesem Player viel zu umständlich geraten: Sie können Dolby Vision nur manuell im Systemmenü ein- oder ausschalten und müssen diese Funktion je nach Quelle jedes Mal aufs Neue anpassen. Schalten Sie Dolby Vision aus, werden Dolby-vision-quellen nur im Hdr10-format abgespielt. Schalten Sie Dolby Vision ein, gibt der Player auch mit HDR10- und Sdr-quellen ein Dolby-vision-signal aus, was die Bildwiedergabe verfremdet und eine gezielte Bildabstimmung unmöglich macht. Besitzer von Projektoren und einer Leinwänden im 21 : 9-Format profitieren von einer Untertitelverschiebung, um die Textanzeige aus den schwarzen Balken ins Bild zu rücken. Ein Blick in die Bildeinstellungen verrät: Der X1100ES kann sich nicht vom günstigen X800M2 absetzen und sowohl die Videobearbeitung als auch die Signalanzeige mit Datenträgern sind auf das Nötigste beschränkt. Eine umfangreiche Analyse des Eingangssignals können Sie hier ebensowenig durchführen wie ein gezieltes Bildtuning. Zwar können die Rauschfilter durchaus überzeugen und schwächere Quellen wie DVDS werden durch die zielsichere Vollbildkonvertierung gut zu Gesicht gebracht, doch ältere Blu-ray-player, wie Sonys UHP-H1, der dem X1100ES zum Verwechseln ähnlich sieht, boten sehr viel mehr. So zeichneten sich Sonys Player in der Vergangenheit vor allem dadurch aus, dass sich Bilddetails besonders feinfühlig im Kontrast optimieren ließen und ein Glättungsfilter bekämpfte Banding-artefakte wirkungsvoll, ohne das gesamte Bild weichzuzeichnen. Von diesen Finessen ist beim X1100ES nichts mehr zu sehen. Sorgen, dass die Bildausgabe enttäuscht, müssen Sie allerdings nicht haben, denn Sony verzichtet auf eine komplexe Anpassung des Signals, was eine sehr hohe Kantenschärfe garantiert. Das wichtige Chroma-upsampling wird nicht ganz optimal durchgeführt, weshalb Konturen und feinste Hdr-farbübergänge etwas grob erscheinen können, was aber meist nur mit speziellen Testbildern ins Auge sticht. Beachten Sie, dass der Player in der Videoeinstellung „Auto“Rauschfilter anwendet und die Bildausgabe weichgezeichnet erscheinen kann. Nutzen Sie für eine unverfälschte Bildausgabe deshalb besser die Vorauswahl „Direkt“oder eine Benutzereinstellung. Der zusätzlich aktivierbare Bravia-modus soll im Zusammenspiel mit Sonys eigenen Fernsehern einer unnötigen Bildnachbarbeitung
effektiv entgegenwirken und beispielsweise jegliche Form von Doppelkonturen verhindern. Nicht empfehlenswert ist die von Sony beworbene Hdr-sdr-wandlung: Wandeln Sie 4K-uhd-blu-rays ins Sdr-format, entstehen Banding-artefakte und das Ergebnis erscheint im Vergleich zu konkurrierenden Lösungen trotz Anpassungsmöglichkeit künstlich. Die Möglichkeit, Hdr-signale anzupassen, bietet der X1100ES leider nicht und die Dolby-vision-ausgabe ist im Vergleich zu Referenzplayern leicht aufgehellt.
Keine Es-qualität
Der UBP-X1100ES erbt alle Stärken des X800M2, der in der Preisklasse um 350 Euro zweifellos zu den besten Uhd-bluray-playern gehört. Durch zusätzliche Tuning-maßnahmen, allen voran bei der analogen Audiosektion, beim Display oder der Netzwerksteuerung, ist der X1100ES in Summe sogar der etwas bessere Player, weshalb unsere Wertung dementsprechend höher ausfällt. Ordnet man den X1100ES allerdings preisklassengerecht im Markt ein, ist es kaum noch möglich, Faszination für die verbaute Technik zu entwickeln. Dies fängt bereits beim Gehäuse und beim Laufwerk an: Im Preisbereich um 300 Euro macht Sony damit alles richtig (X800M2, X800), doch in der Preisklasse um 800 Euro reicht dieses Niveau im Vergleich zur Konkurrenz nicht aus. Verglichen mit einem ultimativen Es-statement, wie Sonys BD-S5000ES aus dem Jahr 2009, ist der X1100ES geradezu spartanisch konstruiert: Weder die Verarbeitung des Players noch die Fernbedienung genügen gehobenen Ansprüchen. Unverständlich fällt auch der Preis des Players aus: In den USA für gerade einmal 600 Dollar angeboten, verlangt Sony Professional hierzulande knapp 800 Euro. Unser Tipp: Als Hdmi-datenlieferant reicht der X800M2 bereits aus.