Sennheiser Ambeo Soundbar
Lange hatte sie sich bereits angekündigt, schon das ein oder andere Mal auf Messen und Veranstaltungen der Öffentlichkeit präsentiert. Nun ist sie tatsächlich verfügbar. Hat sich das Warten auf Sennheisers Wunderkiste wirklich gelohnt?
Das State-of-the-art in puncto Surround-soundbars. Der unbestrittene Platzhirsch in Sachen akustischer Aufrüstung des heimischen Fernsehers. Weniger sollte es nicht werden, was Sennheiser da lange geplant hatte. Eine Soundbar, die so großen und raumfüllenden, realistischen 3D-kinound Konzert-sound zaubern kann, dass jedes konventionelle Mehrkanal- Heimkino-setup einfach nur umständlich, hässlich, aufwändig und unnötig teuer dagegen wirkt. Ob die Rechnung des Traditionsunternehmens am Ende aufgegangen ist?
Technik
In der Bar lagern nicht weniger als 13 Treiber an 250 Watt Class-d Endstufen die von einem Dual Core ARM Cortex-a7 mit 1,2 GHZ gesteuert über zwei Dual Core SHARC DSPS die eingehenden Signale auf 5.1.4 umrechnen. Zwei Top-firing-breitband-töner befinden sich hinter einem Gitter auf der Oberseite der Bar. Hier werden die Höheninformationen über berechnete Raumreflexionen sowohl von vorn über die Decke und bei den virtuellen Surrounds auch von hinten über die Seitenwände reflektiert ausgespielt. Je nach Raumkonstruktion und Beschaffenheit äußert sich so der Atmos-effekt mehr oder weniger deutlich. Für unseren geräumigen und hohen Hörraum mit 30 Quadratmetern hat das äußerst gut funktioniert. Das ist besonders beeindruckend, da dieser für die Wiedergabe über klassische Lautsprechersysteme optimiert ist und entsprechend mit allerhand Akustikelementen bestückt ist. Das sollte eigentlich eine ungünstige Voraussetzung sein, von der sich die Sennheiser Ambeo Soundbar aber nicht beeindrucken ließ. Wo wir gerade schon beim Thema Umgebung sind. Die enorme Ausgangsleistung der Soundbar fordert ihren Tribut in einer nicht unerheblichen Wärmeentwicklung. Es empfiehlt sich einen gewissen Abstand zum Fernseher und anderen Geräten einzuhalten. Angespielt werden kann die Ambeo optisch oder über HDMI. Über den HDMI 3 wird auch Dolby Vision unterstützt. Auch
die neue earc-schnittstelle, welche dem HMDI 2.1-Standard entspricht, wurde dem Ausgang spendiert. Maximal kann die Ambeo so ein Bildsignal von 4K bei 60 Hz übertragen. Klanglich wird praktisch jedes Format unterstützt, dass der Mehrkanalmarkt derzeit anbietet. Neben besagtem Atmos und den Dolby-formaten wird auch jeder andere wichtige Dts-standard unterstützt. Besonders spannend ist, dass auch der MPEG-H Standard unterstützt wird. Dieser 3D-audio-standard wurde vom Fraunhofer Institut entwickelt und ist ebenfalls ein objektbasiertes Surround-format. Natürlich lässt sich über NFC, Ethernet und WLAN auch zeitgemäß auf die Ambeo streamen. Google Chromecast und Bluetooth sind hier erwähnenswert. Leider fehlt jedoch die Unterstützung für Apples Airplay. Gesteuert wird die Soundbar über eine funktionale Fernbedienung und natürlich über die Sennheiser Smart Control App, in der dann auch tiefgreifendere Menüs und Einstellungen der Bar, wie Codecs oder Preset-verwaltung geregelt sind. Die App ist sowohl für IOS wie auch für Android Geräte verfügbar. Schön das Sennheiser hier nicht nur auf ios-kompatibilität setzt. Ab Werk kommt die Soundbar ohne extra Subwoofer. Durchaus plausibel bei einer unteren Grenzfrequenz von 30 Hertz (Hz). So tief gehen Soundbars in der Regel nicht hinab. Aber einen passenden Ausgang hat man der Ambeo natürlich dennoch spendiert. Wenn es so ordentlich auf der Brust drücken soll, oder Herzrhytmusmassagen gewünscht sind, ist der wirklich wichtig, denn dann kommt man um die Verwendung eines optionalen Subs nicht herum. Nicht falsch verstehen: Die Ambeo klingt wirklich groß mit gutem Grundton, füllend und dimensional und ist für die meisten Signale überdimensioniert ausgestattet. Damit hat sie dann auch schon genug zu tun mit ihren 250 Watt. Jetzt noch clubreife Subbass-orgien zu erwarten, wäre da unserer Meinung nach auch etwas zu viel. Die von Sennheiser gewählte Kann-lösung geht also vollkommen in Ordnung.
Ambeo
Dazu kommt zusätzlich natürlich noch das eigentliche Schmankerl: Die Einmessfunktion Ambeo, die einfacher und effektiver nicht sein könnte. Soundbar aufstellen, Messmikrofon an Hörposition, anschließen, Ambeo-knopf drücken, kurz die Messung abwarten, noch einmal bestätigen, fertig. Der Effekt ist so deutlich und beeindruckend, dass es schwer fällt, dies in einem kurzen Text zu umreißen, geschweige denn, damit dem Produkt gerecht zu werden. Stellen Sie sich bitte Virtual Reality vor, für die Ohren. Manchmal möchte man meinen, hinter einem stünden zwei Sennheiser-mitarbeiter mit Funklautsprechern und immer wenn man sich umdreht, verstecken sie sich ganz schnell. Ganz schön große Personalabteilung bräuchte man da, aber mit Sicherheit eine spannende Technologie. Nein, mal im Ernst. Jeder, der noch Zweifel an der Glaubwürdigkeit oder Tüchtigkeit von diversen Atmos-, 3D-sound, Dsp-unterstützten Virtual-surround- Klängen oder Soundbars mit Raumansprüchen hat, sollte jetzt überlegen niederzuknien.
Firmware
Obwohl, eine kleine Anekdote gibt es noch: Das uns vorliegende Testmuster hatte zunächst eine gemessene Verzögerungszeit des Audiosignals von 250 Millisekunden. Je nach Peripherie und Konstellation mit TV und Zuspielern kann das natürlich zu teils unschönen Effekten führen. Für Gaming-anwendungen, wo kleine Latenzen extrem wichtig sind, auf jeden Fall zu viel. Wir haben also bei Sennheiser angerufen und siehe da: Ein Update steht schon bereit. Es konnte zum Zeitpunkt unseres Tests noch nicht auf bereits ausgelieferte Ambeo Modelle ausgespielt werden, weil man noch auf die finale Freigabe eines Technologie-partners wartete. Mittlerweile steht das Update jedoch zum Download auf Sennheisers Website bereit. Wir haben natürlich eine Vorabversion der neuen Firmware zum Testen von Sennheiser bekommen und über USB aufgespielt und Zack: 66 Millisekunden. Alles synchron, alles auf den Punkt. Punktlandung. Da strahlt das Redakteursherz und die Konsolenbesitzer und synchronsensiblen Filmkritiker atmen auf. Es wäre auch wirklich Schade gewesen, wenn aufgrund dieser Sache die Bestnoten getrübt hätten werden müssen. So aber gibt es für die Ambeo Soundbar von uns die Güteklasse 1A. Innovative, überzeugende und souveräne Ingenieursleistung. Sennheiser hat sich seine Lorbeeren redlich verdient.