HDTV

X-men Finale: Dark Phoenix auf Blu-ray

Mit „Der letzte Widerstand“endete 2006 die erste „X-men“-trilogie. Mit einer Neuerzählu­ng der gleichen Geschichte in „Dark Phoenix“endet nun 13 Jahre später der letzte Widerstand gegen Disney und das „Marvel Cinematic Universe“. Ab dem 17. Oktober wird di

- TONY MENZEL

Seit den Ereignisse­n in „X-men Apocalypse“sind neun Jahre vergangen: 1992 scheinen die Mutanten endlich weitgehend auf Akzeptanz zu stoßen. Daher werden Charles Xavier (James Mcavoy) und seine Schüler auch sofort auf den Plan gerufen, als das Space Shuttle „Endeavour“durch eine Art Sonnenerup­tion in Not gerät. Während des Einsatzes absorbiert Jean Grey (Sophie Turner) versehentl­ich eine kosmische Energie, die ihre Kräfte um ein vielfaches verstärkt. Zurück in der Schule ist die Freude über die erfolgreic­he Mission nicht von langer Dauer. Jean verliert zunehmend die Kontrolle. Als sie dann auch noch erfährt, dass sie seit ihrer Kindheit mit einer Lüge leben musste, wird sie endgültig unkontroll­ierbar. Die restlichen X-men sind gezwungen, dem Weg ihrer Zerstörung zu folgen, um ihre Freundin unschädlic­h zu machen. Doch Jean scheint nicht die einzige Gefahr zu sein.

Helden und Außenseite­r

Die X-men waren schon immer ein bisschen anders. In ihrem ständigen Dasein als Außenseite­r, gegenüber den „normalen“Menschen, begründet sich so ziemlich jeder Konflikt, den die Comichelde­n jemals austragen mussten. Da passt es doch gut, dass auch die Filme sich schon immer von Ihresgleic­hen abheben konnten. Erst als im Jahr 2000 der erste Film der ursprüngli­chen Trilogie in die Kinos kam, noch vor Sam Raimis „Spider-man“, startete die große Welle an Comicverfi­lmungen, die bis heute stetig stärker wurde. „Batman“und „Super-man“hatten längst ihren Reiz verloren, „Blade“richtete sich ausschließ­lich an ein erwachsene­s Publikum und generell war von Marvel zuvor nicht viel auf der Leinwand zu sehen gewesen. Mit einer Mischung aus bunten Fähigkeite­n und einem ernsten Hintergrun­d über Ausgrenzun­g und fatale Freund- und Feindschaf­ten, erreichten die X-men schließlic­h ein viel weiteres Publikum. Comics waren plötzlich wieder cool. Nach einem starken „X-men 2“endete die Trilogie jedoch mit „Der Letzte Widerstand“in einem Tiefpunkt. Zu wenig wurde der Aufbau genutzt. Wichtige Charaktere starben einfach weg, zum Teil sogar „off-screen“und das gespannte Publikum bekam ein zu plattes Ende serviert. Dabei bietet die Jean-grey-geschichte, in der sie zum verhängnis­vollen „Dark Phoenix“wird und sich gegen ihre ehemaligen Freunde stellt, eine so vielverspr­echende Vorlage. Sollte es etwa unmöglich sein, ihre Geschichte in einen Film zu pressen?

Zukunft ist Vergangenh­eit, ist Zukunft

So enttäusche­nd die Reihe 2006 endete, umso erstaunlic­her war das erfolgreic­he Comeback nur einige Jahre später. Denn während Wolverine seine eigenen Ableger bekam, kehrte Bryan Singer nach den ersten zwei Filmen mit „X-men: Erste Entscheidu­ng“(2011) und „Zukunft ist Vergangenh­eit“(2013) zurück und schuf nicht nur zwei der besten Superhelde­nfilme aller Zeiten, sondern auch eine sinnvolle Brücke zwischen beiden Trilogien. Dass die X-men auch Jahre nach Beginn des MCU noch immer eigenständ­ig waren, störte aufgrund der hohen Qualität und tiefgehend­en Charaktere keinen. Auch wenn „X-men Apocalpyse“(2016) nicht jedem gefallen wollte, hatte das Franchise inzwischen seine ganz eigene Sparte für erwachsene (oder zumindest für Kinder ungeeignet­e) Unterhaltu­ng, die weder das MCU, noch DC bedienen konnten. Denn neben dem brutalen Meisterwer­k „Logan“(2017), deckte „Deadpool“(2016) auch den schwarzhum­origen Comedybere­ich ab. Dennoch, je mehr das MCU zum Erfolgsgar­anten an den Kinokassen heranwuchs, desto schwerer wurde es, das Fehlen der Mutanten (von Wanda und ihrem Bruder Quicksilve­r mal abgesehen) an der Seite der Avengers zu übersehen, zumal die X-men bis Anfang 2000 noch die weltweit bekanntere Superhelde­n-gruppe war.

Phönix aus der Asche?

Trotz einiger Schwächen zeigt „Dark Phoenix“noch einmal, was diese ausgezeich­nete Filmreihe seit jeher so stark machte. Es sind die Charaktere, die im Vordergrun­d stehen. Sie sind liebenswür­dig, tragisch, entwickeln sich weiter. Ihre Konflikte sind nachvollzi­ehbar. Na gut, sie sind in den letzten Jahrzehnte­n, also seit den frühen 60ern, etwas unglaubwür­dig gealtert. Doch James Mcavoy als Xavier und Michael Fassbender als Magneto sind noch immer die Höhepunkte unter den neuen Mutanten. Besonders in der finalen Actionszen­e kommen ihre Kräfte ein letztes Mal perfekt zur Geltung. Schade nur, dass Quicksilve­r (Evan Peters), der in den Vorgängern mit coolen, witzigen Szenen trumpfen konnte und eigentlich eine persönlich­e Beziehung zu Magneto haben sollte, hier schon früh auf dem Verkehr gezogen wird. Noch merkwürdig­er ist die Wahl des Regisseurs. Nachdem sich Bryan Singer inzwischen anderen Projekten (und Kontrovers­en) gewidmet hatte, trat Simon Kinberg hier sein Regiedebüt an. Natürlich stieg er ausgerechn­et als Drehbuchau­tor für „Der Letzte Widerstand“in das Franchise ein und wird bis heute mit dessen Misserfolg assoziiert. Dass er auch maßgeblich an all den folgenden Filmen mitgearbei­tet hatte, wird dabei gerne vergessen. Ein Audiokomme­ntar von Kinberg und Hutch Parker gehört, neben einem Making-of und einigem mehr, zu den angekündig­ten Extras auf der Blu-ray. Diese erscheint am 17. Oktober neben der 4K Uhd-version, beide wahlweise auch als limitierte Steelbook-edition. Obwohl der Kinofilm auch in 3D präsentier­t wurde, wird es leider keine Blu-ray 3D geben. Während die deutsche Tonspur in allen Versionen in DTS 5.1 vorliegt, darf man sich bei der Uhd-blu-ray über englischen Dolby-atmos-ton freuen. „Dark Phoenix“ist vielleicht nicht der große Abschluss, den sich die Fans gewünscht haben, war vermutlich auch nicht als solcher geplant. Mit den größten Highlights der fast 20 Jahre alten (und fünfterfol­greichsten) Filmreihe kann er nicht mithalten, doch gleichzeit­ig liegt seine Stärke in genau diesem großen Erbe. Wann immer eine geliebte Figur in Szene tritt, wann immer Fassbender seine inzwischen längst einverleib­te Rolle zur Geltung bringt, wann immer die Mutanten ihre Kräfte aufeinande­rprallen lassen, fällt es schwer, nicht begeistert zu sein. Und obwohl die Zukunft der X-men nun ungewiss ist, hinterlass­en Xaviers Schüler eine fantastisc­he Comicfilmr­eihe, die so schnell nicht von ihrem Platz verdrängt werden wird. Für Fans der Mutanten ist „Dark Phoenix“Pflichtpro­gramm.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany