Praxistipps: Projektor und Leinwand richtig installieren
Den richtigen Beamer zu finden, ist eine Sache – ihn richtig aufzustellen eine ganz andere. Aber schon bei der Auswahl des passenden Geräts sollten Sie die späteren Möglichkeiten zur Aufstellung im Hinterkopf haben. Denn am Ende macht nicht nur der Beamer selbst den Unterschied in der Bildqualität aus, sondern auch seine Installation im Raum.
Die erste wichtige Entscheidung, die Sie bei der Auswahl eines Beamers treffen, ist die grundlegende Art seiner Projektionstechnik. Während früher praktisch nur Beamer erhältlich waren, die über eine lange, „normale“Distanz projizieren konnten, sind heute Kurzdistanz- oder gar Ultra-kurzdistanzbeamer immer mehr im Kommen. Der Unterschied liegt auf der Hand: Während normale Beamer hinten im Raum platziert werden, um ein ausreichend großes Bild auf die Leinwand zu werfen, können – nein, müssen – Kurzdistanz-beamer deutlich näher zur Projektionsfläche rücken. Nicht selten befinden sie sich keine 2 Meter vor der Leinwand. Ultra-kurzdistanz-beamer hingegen stehen oder hängen praktisch direkt vor der Leinwand mit nur wenigen Zentimetern Abstand. Ein spezielles Objektiv verzerrt das Bild vorab so, dass es nach der extrem schrägen Projektion wieder unverzerrt an der Wand erscheint. Insbesondere Ultra-kurzdistanz-beamer erfreuen sich wachsender Beliebtheit – erfüllen sie doch ein grundlegendes Bedürfnis: Mittig vor die Leinwand gestellt befinden sie sich in unmittelbarer Nähe zur übrigen Heimkino-technik. Kurze Kabelverbindungen ohne Kabelkanäle sind für manchen Anwender ein entscheidendes Kriterium. Selbst bei Montage an der Decke direkt vor der Leinwand tun sich meist noch keine allzu großen Probleme auf.
Abstand zur Leinwand
Für jede Art von Beamern gilt die Grundregel: Je größer die Entfernung zur Leinwand, desto größer wird das Bild. Um hier etwas Flexibilität zu haben, verfügen heute nahezu alle Beamer über eine Zoom-funktion. Innerhalb des Zoombereichs, der durch die Bauart des Objektivs vorgegeben wird, kann der Beamer ein kleineres oder größeres Bild werfen, um die Leinwand voll auszufüllen. Somit besteht ein praktischer Spielraum, ohne den Beamer selbst nach vorne oder hinten bewegen zu müssen. Problematisch ist dabei nur, wie groß dieser Spielraum wirklich ist. Dazu lohnt sich vor dem Kauf ein Blick in die technischen Daten. Nahezu jeder Hersteller stellt dazu eine Zeichnung oder Tabelle bereit, aus der sich ablesen lässt, wie groß oder klein das projizierte Bild bei verschiedenen Abständen zwischen Projektor und Projektionsfläche sein kann. Häufig wird sogar auf der Website des Herstellers ein Rechner angeboten, der die Sache ungemein vereinfacht. Hier geben Sie nur den möglichen Abstand zur Leinwand oder die gewünschte Bildgröße an. Der Rechner spuckt daraufhin den minimalen und maximalen Wert der jeweils andere Angabe aus. Es ist extrem wichtig, dass Sie sich vor dem Kauf eines Beamers Gedanken über diese Thematik machen. Haben Sie sich einmal für eine Projektionsart und damit eine Installation entschieden, gibt es meistens kein zurück mehr. Füllt das Bild am Ende nicht die Leinwand aus, ist die Enttäuschung sonst groß. Tipp: Reizen Sie
den Zoom des Beamers möglichst nicht vollständig aus, um die Regler nicht bis zum Anschlag in die eine oder andere Richtung drehen zu müssen. Zum einen nimmt Ihnen das sonst die Flexibilität, etwa um das Bild zu überziehen (s.u.). Wichtiger ist aber, dass viele Objektive ihre volle Lichtleistung und Schärfe nur im mittleren Zoom-bereich erbringen und in Richtung Endanschlag etwas nachlassen.
Projektionswinkel und Leinwand
In den meisten Fällen ist ein Beamer an der Decke dauerhaft besser aufgehoben. Hier ist er nicht im Weg und Personen, die durchs Bild laufen, werfen keine so großen Schatten. Ein wesentlicher Unterschied ergibt sich jedoch bei Kurzdistanz-projektion gegenüber normalen Beamern mit großer Entfernung. Normale Beamer werfen das Bild relativ gerade auf die Leinwand. Das Licht wird im gleichen Winkel von der Leinwand reflektiert und gelangt so fast perfekt zum Betrachter. Bei Kurzdistanzoder gar Ultra-kurzdistanz-beamern sieht die Sache anders aus. Durch den relativ schrägen Einfallswinkel des Lichts auf die Leinwand wird dieses primär nach unten zum Boden (bei Deckeninstallation) oder nach oben zur Decke (bei Tischaufstellung) reflektiert. Eine normale Leinwand kann das durch die relativ hohe Streuung des Lichts noch halbwegs ausgleichen und ist der Raum dunkel und reflexionsarm gestaltet, stellt das kein allzu großes Problem dar. Anders sieht die Sache aus, wenn der Beamer bei Tageslicht betrieben werden muss oder der Raum im Bereich der Leinwand nicht dunkel gestaltet werden kann. Streulicht macht dann den Kontrast im Bild kaputt. Die Lösung ist unter diesen Voraussetzungen eine Hochkontrastleinwand – zu erkennen an der hellgrauen Färbung. Die dunklere Leinwand verbessert den Schwarzwert im Bild. Gleichzeitig reflektiert bzw. bündelt sie das einfallende Licht stärker, sodass weiße Flächen wirklich weiß erscheinen, nicht etwa hellgrau. Das Problem bei dieser verstärkten Reflexion ist allerdings, dass diese im Normalfall nicht mit Kurzdistanz-beamern vereinbar ist. Das Licht würde zwar stärker reflektiert, aber eben in Richtung Boden bzw. Decke und nicht Richtung Sitzplatz. Abhilfe schaffen hier spezielle Hochkontrastleinwände, die das einfallende Licht des Projektors zum Betrachter umlenken. Wenn Sie einen Kurzdistanzoder Ultra-kurzdistanz-beamer in einem hellen Raum betreiben wollen, kommen Sie also um eine dazu passende Leinwand nicht herum, einfach nur den Beamer vor eine weiße Wand zu stellen, ist somit keine optimale Lösung.
Sitzabstand und Leinwandgröße
Häufig stellt sich zuerst die Frage nach der richtigen Leinwandgröße und dem Sitzabstand. Man kann umfangreiche Berechnungen anstellen, aber die Praxis zeigt immer wieder, dass es gar nicht so kompliziert sein muss. Ist ein Beamer ausgewählt, lässt sich wie vormals beschrieben über die technischen Daten herausfinden, wie groß das Bild bei entsprechend viel Abstand zur Leinwand maximal werden kann. Nach oben setzt meist die Raumgröße und die begrenzte Lichtleistung des Projektors das Limit, kleiner geht im Zweifelsfall immer. Überlegen Sie sich also, was Ihre Wunsch-leinwandgröße innerhalb dieser Grenzen wäre. Und dann stellen Sie mal folgende Überlegungen an: Ihr späterer (mittiger) Sitzplatz sollte zusammen mit dem linken und rechten Frontlautsprecher das Stereo-dreieck bilden. Dieses Dreieck sollte möglichst gleichwinklig sein oder nur wenig davon abweichen. Aus der Sitzposition ergibt sich somit die ideale Position der beiden Frontlautsprecher. Wenn Sie jetzt die Leinwand genau so groß wählen, dass sie mit wenig Abstand genau zwischen die Frontlautsprecher passt, haben Sie automatisch die richtige Leinwandgröße passend zu Ihrem Sitzabstand. Diese Vorgehensweise ist vor allem auch aus akustischer Sicht äußerst sinnvoll. Bildbreiten von 3 Metern oder mehr sind selbst in großen Wohnzimmern oft völlig unrealistisch, sei es, weil die mögliche Leinwandhöhe dann schnell überschritten würde, oder weil die Lichtleistung eines bezahlbaren Beamers gar nicht mehr ausreicht, um eine entsprechend große Fläche zu erleuchten. Gehen Sie es also locker an und prüfen Sie zuerst, wie Sie Ihre Lautsprecher sinnvoll im Stereo-dreieck aufstellen können. Der Rest ergibt sich von alleine. Eine gute Planung unter Berücksichtigung aller Variablen ist hier das A und O.
Tisch oder Decke?
Wie schon angedeutet, ist ein Beamer an der Decke dauerhaft besser aufgeräumt. Ein einmaliger Aufwand für das Verlegen
Kabel wird schnell entschädigt. Aber auch die spontane Aufstellung auf dem Tisch hat ihre Reize: nämlich wenn Sie in einer Mietwohnung nichts an die Decke schrauben können oder der Beamer nur gelegentlich genutzt wird. Wichtig für das grundlegende Verständnis ist, dass die meisten Beamer ab Werk immer leicht nach oben projizieren. Das heißt konkret: Waagrecht auf dem Tisch stehend wird das Bild leicht nach oben geworfen, was einer erhöhten Position der Leinwand entgegen kommt. Verkehrt herum an der Decke hängend wird das Bild leicht nach unten geworfen, was ebenfalls die erhöhte Position des Beamers ausgleicht. Problematisch kann hingegen eine *erhöhte, stehende* Position sein, also mit den Füßen nach unten aber relativ nah unter der Decke, zum Beispiel auf einem Regalbrett. Ob sich das Bild dann weit genug nach unten schieben lässt, hängt vom möglichen Lens-shift-bereich ab (dazu unten mehr).
Die Bilddrehung ist grundsätzlich kein Problem. Jeder Beamer kann das Bild auf den Kopf stellen (falls er selbst auf dem Kopf steht) und in der Regel auch spiegeln (für Rückprojektion bzw. Vergrößerung des Abstands über einen Spiegel).
Ausrichtung des Beamers
Der eigentlich schwierige Teil kommt erst, wenn Sie den Beamer auf die Leinwand ausrichten müssen. Eine richtige Leinwand sollten Sie unbedingt einplanen: Der Gewinn an Bildqualität ist gegenüber einer weißen Wand nicht zu unterschätzen. Die Leinwand sollte einen schwarzen Rand haben, der Licht absorbiert. Dadurch können Sie das Bild „überziehen“, also ein paar Millimeter in den Rahmen hinein laufen lassen. Das sorgt für eine klare Abgrenzung und erleichtert die Ausrichtung enorm. Mit Sicherheit kennen Sie aber den Effekt, wenn der Beamer nicht exakt gerade an seiner Idealposition vor der Leinwand aufgestellt werden kann: Das Bild wird verzerrt – eine sogenannte Trapezverzerrung. Sie entsteht, weil bei einer Projektion schräg zur Leinwand das Licht auf der einen Seite des Bilds einen längeren Weg zurücklegen muss, als auf der anderen Seite. Dafür gibt es zwei mögliche Lösungen: eine schlechte und eine gute.
Keystone-korrektur
Als „Keystone“wird im Englischen der Schlussstein oben in der Mitte eines gemauerten Torbogens bezeichnet: Dieser ist trapezförmig wie ein schräg projiziertes Bild. Die meisten Beamer verfügen über eine Keystone-korrektur, die oft schon automatisch mithilfe eines Lagesensors eingestellt wird. Kippt man den Beamer nach unten oder oben, korrigiert er die Verzerrung, die durch seine Schräglage entsteht. Auch in der Horizontalen ist eine Keystone-korrektur möglich, falls der Beamer etwas seitlich zur Leinwand steht. Diese muss aber manuell eingestellt werden. Die Keystone-korrektur erfolgt vollständig elektronisch. Das Bild wird vorab digital zu einem gegenläufigen Trapez verzerrt, sodass es später auf der Wand wieder normal erscheint. Dadurch werden jedoch zwangsläufig größere Bereiche des Panels nicht mehr genutzt und bleiben schwarz – ein Schwarz, das an der Wand unter Umständen immer noch als graues Trapez wahrgenommen wird. Weitaus gravierender ist aber der Verlust an Auflösung und maximaler Bildhelligkeit. Als wäre das nicht genug, leidet auch die Bildqualität: Gerade Linien bekommen Treppeneffekte, Kanten wirken etwas unscharf oder ausgefranst und bei Kameraschwenks entsteht Kantenflimmern. Aus diesen Gründen ist die Keystone-korrektur nur eine Notlösung. Sie ist schnell und unkompliziert und eignet sich daher für den mobilen Einsatz im Business-bereich oder für Sportereignisse in der Garage. Für dauerhafte Installationen und wenn es auf Bildqualität ankommt, ist sie aber tabu.
Lens-shift
Die richtige Art, eine ungünstige Beamer-aufstellung zu korrigieren, ist die Lens-shift-funktion, die die meisten Geräte ab einer gewissen Preisklasse mitbringen. Die „Linsenverschiebung“erfolgt ausschließlich optisch, also im Lichtweg des Objektivs. Somit sind digitale Artefakte im Bild ausgeschlossen. Einzig zu leichten Unschärfen kann es kommen, wenn man die Verschiebung in einer Richtung ausreizt. Lens-shift gibt es immer zuerst vertikal, um eine ungünstige Höhe des Beamers auszugleichen. Bei einigen Geräten kommt auch horizontaler Lens-shift hinzu, was eine Position abseits der Leinwandmitte korrigiert. Leider wirft Lens-shift bei vielen Anwendern kleinere Verständnisprobleme auf, weshalb der eine oder andere dann wider besseren Wissens doch auf die einfachere Keystone-korrektur zurück greift. Das Proder
blem rührt daher, dass man instinktiv dazu geneigt ist, den Beamer auszurichten, bis sich das Bild komplett auf der Leinwand befindet – so als würde man auf die Leinwand zielen. Aber das ist der falsche Weg. Sorgen Sie stattdessen dafür, dass der Beamer absolut waagrecht hängt und gerade nach vorne zeigt. Eine gerade Linie, die sich von der Linse entfernt, müsste genau senkrecht auf der Leinwand auftreffen – auch wenn sich dieser Punkt deutlich abseits der Leinwandmitte befindet. Erst dann drehen Sie so lange am Lens-shift, bis das Bild genau auf der Leinwand landet. Lens-shift verschiebt das Bild also weg von der Mitte der Beamer-achse, ohne es zu verzerren. Wenn Sie Brillenträger sind, können Sie das leicht nachstellen: Heben Sie Ihre Brille leicht von der Nase an und bewegen Sie sie nach links und rechts oder oben und unten. Sie dürften feststellen, dass sich Ihr Sichtfeld ebenfalls bewegt. Noch ein wissenswertes Detail: Wenn LensShift vertikal und horizontal vorhanden ist, bewegt sich dieser in der Regel auf einer Ellipse. Wenn Sie die Verschiebung in einer Richtung voll ausreizen, lässt sich die andere Richtung nicht mehr korrigieren. Nur im mittleren Bereich besteht der Spielraum in beiden Richtungen. Es gibt also viele gute Gründe, die Optik des Beamers nicht bis zum Anschlag zu bringen. Zuallererst sollten Sie immer für eine möglichst mittige Aufstellung bzw. Aufhängung sorgen.
Fazit
Hat man erst einmal die grundlegenden Mechaniken des Bildwerfers verstanden, ist es nicht mehr allzu schwer, die richtige Aufstellung zu wählen. Vor der Kaufentscheidung ist zunächst nur der mögliche Abstand zur Leinwand entscheidend. Die verschiedenen Projektionswege haben alle ihre Vor- und Nachteile. Kurzdistanz-projektion ist meistens praktischer, während der lange Projektionsweg in Sachen Bildqualität die Nase vorn hat. Entscheidend für das beste Ergebnis ist am Ende, auf die Keystone-korrektur vollständig verzichten zu können und Korrekturen stattdessen mit dem Lens-shift vorzunehmen.