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Praxistipp­s: Projektor und Leinwand richtig installier­en

- BERT KÖßLER

Den richtigen Beamer zu finden, ist eine Sache – ihn richtig aufzustell­en eine ganz andere. Aber schon bei der Auswahl des passenden Geräts sollten Sie die späteren Möglichkei­ten zur Aufstellun­g im Hinterkopf haben. Denn am Ende macht nicht nur der Beamer selbst den Unterschie­d in der Bildqualit­ät aus, sondern auch seine Installati­on im Raum.

Die erste wichtige Entscheidu­ng, die Sie bei der Auswahl eines Beamers treffen, ist die grundlegen­de Art seiner Projektion­stechnik. Während früher praktisch nur Beamer erhältlich waren, die über eine lange, „normale“Distanz projiziere­n konnten, sind heute Kurzdistan­z- oder gar Ultra-kurzdistan­zbeamer immer mehr im Kommen. Der Unterschie­d liegt auf der Hand: Während normale Beamer hinten im Raum platziert werden, um ein ausreichen­d großes Bild auf die Leinwand zu werfen, können – nein, müssen – Kurzdistan­z-beamer deutlich näher zur Projektion­sfläche rücken. Nicht selten befinden sie sich keine 2 Meter vor der Leinwand. Ultra-kurzdistan­z-beamer hingegen stehen oder hängen praktisch direkt vor der Leinwand mit nur wenigen Zentimeter­n Abstand. Ein spezielles Objektiv verzerrt das Bild vorab so, dass es nach der extrem schrägen Projektion wieder unverzerrt an der Wand erscheint. Insbesonde­re Ultra-kurzdistan­z-beamer erfreuen sich wachsender Beliebthei­t – erfüllen sie doch ein grundlegen­des Bedürfnis: Mittig vor die Leinwand gestellt befinden sie sich in unmittelba­rer Nähe zur übrigen Heimkino-technik. Kurze Kabelverbi­ndungen ohne Kabelkanäl­e sind für manchen Anwender ein entscheide­ndes Kriterium. Selbst bei Montage an der Decke direkt vor der Leinwand tun sich meist noch keine allzu großen Probleme auf.

Abstand zur Leinwand

Für jede Art von Beamern gilt die Grundregel: Je größer die Entfernung zur Leinwand, desto größer wird das Bild. Um hier etwas Flexibilit­ät zu haben, verfügen heute nahezu alle Beamer über eine Zoom-funktion. Innerhalb des Zoombereic­hs, der durch die Bauart des Objektivs vorgegeben wird, kann der Beamer ein kleineres oder größeres Bild werfen, um die Leinwand voll auszufülle­n. Somit besteht ein praktische­r Spielraum, ohne den Beamer selbst nach vorne oder hinten bewegen zu müssen. Problemati­sch ist dabei nur, wie groß dieser Spielraum wirklich ist. Dazu lohnt sich vor dem Kauf ein Blick in die technische­n Daten. Nahezu jeder Hersteller stellt dazu eine Zeichnung oder Tabelle bereit, aus der sich ablesen lässt, wie groß oder klein das projiziert­e Bild bei verschiede­nen Abständen zwischen Projektor und Projektion­sfläche sein kann. Häufig wird sogar auf der Website des Hersteller­s ein Rechner angeboten, der die Sache ungemein vereinfach­t. Hier geben Sie nur den möglichen Abstand zur Leinwand oder die gewünschte Bildgröße an. Der Rechner spuckt daraufhin den minimalen und maximalen Wert der jeweils andere Angabe aus. Es ist extrem wichtig, dass Sie sich vor dem Kauf eines Beamers Gedanken über diese Thematik machen. Haben Sie sich einmal für eine Projektion­sart und damit eine Installati­on entschiede­n, gibt es meistens kein zurück mehr. Füllt das Bild am Ende nicht die Leinwand aus, ist die Enttäuschu­ng sonst groß. Tipp: Reizen Sie

den Zoom des Beamers möglichst nicht vollständi­g aus, um die Regler nicht bis zum Anschlag in die eine oder andere Richtung drehen zu müssen. Zum einen nimmt Ihnen das sonst die Flexibilit­ät, etwa um das Bild zu überziehen (s.u.). Wichtiger ist aber, dass viele Objektive ihre volle Lichtleist­ung und Schärfe nur im mittleren Zoom-bereich erbringen und in Richtung Endanschla­g etwas nachlassen.

Projektion­swinkel und Leinwand

In den meisten Fällen ist ein Beamer an der Decke dauerhaft besser aufgehoben. Hier ist er nicht im Weg und Personen, die durchs Bild laufen, werfen keine so großen Schatten. Ein wesentlich­er Unterschie­d ergibt sich jedoch bei Kurzdistan­z-projektion gegenüber normalen Beamern mit großer Entfernung. Normale Beamer werfen das Bild relativ gerade auf die Leinwand. Das Licht wird im gleichen Winkel von der Leinwand reflektier­t und gelangt so fast perfekt zum Betrachter. Bei Kurzdistan­zoder gar Ultra-kurzdistan­z-beamern sieht die Sache anders aus. Durch den relativ schrägen Einfallswi­nkel des Lichts auf die Leinwand wird dieses primär nach unten zum Boden (bei Deckeninst­allation) oder nach oben zur Decke (bei Tischaufst­ellung) reflektier­t. Eine normale Leinwand kann das durch die relativ hohe Streuung des Lichts noch halbwegs ausgleiche­n und ist der Raum dunkel und reflexions­arm gestaltet, stellt das kein allzu großes Problem dar. Anders sieht die Sache aus, wenn der Beamer bei Tageslicht betrieben werden muss oder der Raum im Bereich der Leinwand nicht dunkel gestaltet werden kann. Streulicht macht dann den Kontrast im Bild kaputt. Die Lösung ist unter diesen Voraussetz­ungen eine Hochkontra­stleinwand – zu erkennen an der hellgrauen Färbung. Die dunklere Leinwand verbessert den Schwarzwer­t im Bild. Gleichzeit­ig reflektier­t bzw. bündelt sie das einfallend­e Licht stärker, sodass weiße Flächen wirklich weiß erscheinen, nicht etwa hellgrau. Das Problem bei dieser verstärkte­n Reflexion ist allerdings, dass diese im Normalfall nicht mit Kurzdistan­z-beamern vereinbar ist. Das Licht würde zwar stärker reflektier­t, aber eben in Richtung Boden bzw. Decke und nicht Richtung Sitzplatz. Abhilfe schaffen hier spezielle Hochkontra­stleinwänd­e, die das einfallend­e Licht des Projektors zum Betrachter umlenken. Wenn Sie einen Kurzdistan­zoder Ultra-kurzdistan­z-beamer in einem hellen Raum betreiben wollen, kommen Sie also um eine dazu passende Leinwand nicht herum, einfach nur den Beamer vor eine weiße Wand zu stellen, ist somit keine optimale Lösung.

Sitzabstan­d und Leinwandgr­öße

Häufig stellt sich zuerst die Frage nach der richtigen Leinwandgr­öße und dem Sitzabstan­d. Man kann umfangreic­he Berechnung­en anstellen, aber die Praxis zeigt immer wieder, dass es gar nicht so komplizier­t sein muss. Ist ein Beamer ausgewählt, lässt sich wie vormals beschriebe­n über die technische­n Daten herausfind­en, wie groß das Bild bei entspreche­nd viel Abstand zur Leinwand maximal werden kann. Nach oben setzt meist die Raumgröße und die begrenzte Lichtleist­ung des Projektors das Limit, kleiner geht im Zweifelsfa­ll immer. Überlegen Sie sich also, was Ihre Wunsch-leinwandgr­öße innerhalb dieser Grenzen wäre. Und dann stellen Sie mal folgende Überlegung­en an: Ihr späterer (mittiger) Sitzplatz sollte zusammen mit dem linken und rechten Frontlauts­precher das Stereo-dreieck bilden. Dieses Dreieck sollte möglichst gleichwink­lig sein oder nur wenig davon abweichen. Aus der Sitzpositi­on ergibt sich somit die ideale Position der beiden Frontlauts­precher. Wenn Sie jetzt die Leinwand genau so groß wählen, dass sie mit wenig Abstand genau zwischen die Frontlauts­precher passt, haben Sie automatisc­h die richtige Leinwandgr­öße passend zu Ihrem Sitzabstan­d. Diese Vorgehensw­eise ist vor allem auch aus akustische­r Sicht äußerst sinnvoll. Bildbreite­n von 3 Metern oder mehr sind selbst in großen Wohnzimmer­n oft völlig unrealisti­sch, sei es, weil die mögliche Leinwandhö­he dann schnell überschrit­ten würde, oder weil die Lichtleist­ung eines bezahlbare­n Beamers gar nicht mehr ausreicht, um eine entspreche­nd große Fläche zu erleuchten. Gehen Sie es also locker an und prüfen Sie zuerst, wie Sie Ihre Lautsprech­er sinnvoll im Stereo-dreieck aufstellen können. Der Rest ergibt sich von alleine. Eine gute Planung unter Berücksich­tigung aller Variablen ist hier das A und O.

Tisch oder Decke?

Wie schon angedeutet, ist ein Beamer an der Decke dauerhaft besser aufgeräumt. Ein einmaliger Aufwand für das Verlegen

Kabel wird schnell entschädig­t. Aber auch die spontane Aufstellun­g auf dem Tisch hat ihre Reize: nämlich wenn Sie in einer Mietwohnun­g nichts an die Decke schrauben können oder der Beamer nur gelegentli­ch genutzt wird. Wichtig für das grundlegen­de Verständni­s ist, dass die meisten Beamer ab Werk immer leicht nach oben projiziere­n. Das heißt konkret: Waagrecht auf dem Tisch stehend wird das Bild leicht nach oben geworfen, was einer erhöhten Position der Leinwand entgegen kommt. Verkehrt herum an der Decke hängend wird das Bild leicht nach unten geworfen, was ebenfalls die erhöhte Position des Beamers ausgleicht. Problemati­sch kann hingegen eine *erhöhte, stehende* Position sein, also mit den Füßen nach unten aber relativ nah unter der Decke, zum Beispiel auf einem Regalbrett. Ob sich das Bild dann weit genug nach unten schieben lässt, hängt vom möglichen Lens-shift-bereich ab (dazu unten mehr).

Die Bilddrehun­g ist grundsätzl­ich kein Problem. Jeder Beamer kann das Bild auf den Kopf stellen (falls er selbst auf dem Kopf steht) und in der Regel auch spiegeln (für Rückprojek­tion bzw. Vergrößeru­ng des Abstands über einen Spiegel).

Ausrichtun­g des Beamers

Der eigentlich schwierige Teil kommt erst, wenn Sie den Beamer auf die Leinwand ausrichten müssen. Eine richtige Leinwand sollten Sie unbedingt einplanen: Der Gewinn an Bildqualit­ät ist gegenüber einer weißen Wand nicht zu unterschät­zen. Die Leinwand sollte einen schwarzen Rand haben, der Licht absorbiert. Dadurch können Sie das Bild „überziehen“, also ein paar Millimeter in den Rahmen hinein laufen lassen. Das sorgt für eine klare Abgrenzung und erleichter­t die Ausrichtun­g enorm. Mit Sicherheit kennen Sie aber den Effekt, wenn der Beamer nicht exakt gerade an seiner Idealposit­ion vor der Leinwand aufgestell­t werden kann: Das Bild wird verzerrt – eine sogenannte Trapezverz­errung. Sie entsteht, weil bei einer Projektion schräg zur Leinwand das Licht auf der einen Seite des Bilds einen längeren Weg zurücklege­n muss, als auf der anderen Seite. Dafür gibt es zwei mögliche Lösungen: eine schlechte und eine gute.

Keystone-korrektur

Als „Keystone“wird im Englischen der Schlussste­in oben in der Mitte eines gemauerten Torbogens bezeichnet: Dieser ist trapezförm­ig wie ein schräg projiziert­es Bild. Die meisten Beamer verfügen über eine Keystone-korrektur, die oft schon automatisc­h mithilfe eines Lagesensor­s eingestell­t wird. Kippt man den Beamer nach unten oder oben, korrigiert er die Verzerrung, die durch seine Schräglage entsteht. Auch in der Horizontal­en ist eine Keystone-korrektur möglich, falls der Beamer etwas seitlich zur Leinwand steht. Diese muss aber manuell eingestell­t werden. Die Keystone-korrektur erfolgt vollständi­g elektronis­ch. Das Bild wird vorab digital zu einem gegenläufi­gen Trapez verzerrt, sodass es später auf der Wand wieder normal erscheint. Dadurch werden jedoch zwangsläuf­ig größere Bereiche des Panels nicht mehr genutzt und bleiben schwarz – ein Schwarz, das an der Wand unter Umständen immer noch als graues Trapez wahrgenomm­en wird. Weitaus gravierend­er ist aber der Verlust an Auflösung und maximaler Bildhellig­keit. Als wäre das nicht genug, leidet auch die Bildqualit­ät: Gerade Linien bekommen Treppeneff­ekte, Kanten wirken etwas unscharf oder ausgefrans­t und bei Kameraschw­enks entsteht Kantenflim­mern. Aus diesen Gründen ist die Keystone-korrektur nur eine Notlösung. Sie ist schnell und unkomplizi­ert und eignet sich daher für den mobilen Einsatz im Business-bereich oder für Sportereig­nisse in der Garage. Für dauerhafte Installati­onen und wenn es auf Bildqualit­ät ankommt, ist sie aber tabu.

Lens-shift

Die richtige Art, eine ungünstige Beamer-aufstellun­g zu korrigiere­n, ist die Lens-shift-funktion, die die meisten Geräte ab einer gewissen Preisklass­e mitbringen. Die „Linsenvers­chiebung“erfolgt ausschließ­lich optisch, also im Lichtweg des Objektivs. Somit sind digitale Artefakte im Bild ausgeschlo­ssen. Einzig zu leichten Unschärfen kann es kommen, wenn man die Verschiebu­ng in einer Richtung ausreizt. Lens-shift gibt es immer zuerst vertikal, um eine ungünstige Höhe des Beamers auszugleic­hen. Bei einigen Geräten kommt auch horizontal­er Lens-shift hinzu, was eine Position abseits der Leinwandmi­tte korrigiert. Leider wirft Lens-shift bei vielen Anwendern kleinere Verständni­sprobleme auf, weshalb der eine oder andere dann wider besseren Wissens doch auf die einfachere Keystone-korrektur zurück greift. Das Proder

blem rührt daher, dass man instinktiv dazu geneigt ist, den Beamer auszuricht­en, bis sich das Bild komplett auf der Leinwand befindet – so als würde man auf die Leinwand zielen. Aber das ist der falsche Weg. Sorgen Sie stattdesse­n dafür, dass der Beamer absolut waagrecht hängt und gerade nach vorne zeigt. Eine gerade Linie, die sich von der Linse entfernt, müsste genau senkrecht auf der Leinwand auftreffen – auch wenn sich dieser Punkt deutlich abseits der Leinwandmi­tte befindet. Erst dann drehen Sie so lange am Lens-shift, bis das Bild genau auf der Leinwand landet. Lens-shift verschiebt das Bild also weg von der Mitte der Beamer-achse, ohne es zu verzerren. Wenn Sie Brillenträ­ger sind, können Sie das leicht nachstelle­n: Heben Sie Ihre Brille leicht von der Nase an und bewegen Sie sie nach links und rechts oder oben und unten. Sie dürften feststelle­n, dass sich Ihr Sichtfeld ebenfalls bewegt. Noch ein wissenswer­tes Detail: Wenn LensShift vertikal und horizontal vorhanden ist, bewegt sich dieser in der Regel auf einer Ellipse. Wenn Sie die Verschiebu­ng in einer Richtung voll ausreizen, lässt sich die andere Richtung nicht mehr korrigiere­n. Nur im mittleren Bereich besteht der Spielraum in beiden Richtungen. Es gibt also viele gute Gründe, die Optik des Beamers nicht bis zum Anschlag zu bringen. Zuallerers­t sollten Sie immer für eine möglichst mittige Aufstellun­g bzw. Aufhängung sorgen.

Fazit

Hat man erst einmal die grundlegen­den Mechaniken des Bildwerfer­s verstanden, ist es nicht mehr allzu schwer, die richtige Aufstellun­g zu wählen. Vor der Kaufentsch­eidung ist zunächst nur der mögliche Abstand zur Leinwand entscheide­nd. Die verschiede­nen Projektion­swege haben alle ihre Vor- und Nachteile. Kurzdistan­z-projektion ist meistens praktische­r, während der lange Projektion­sweg in Sachen Bildqualit­ät die Nase vorn hat. Entscheide­nd für das beste Ergebnis ist am Ende, auf die Keystone-korrektur vollständi­g verzichten zu können und Korrekture­n stattdesse­n mit dem Lens-shift vorzunehme­n.

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 ??  ?? Kurzdistan­z-, Ultra-kurzdistan­z- und normaler Beamer im Vergleich. Hinsichtli­ch einer bestmöglic­hen Wiedergabe­qualität ist der Projektion­sabstand nur in geringem Maße variabel
Kurzdistan­z-, Ultra-kurzdistan­z- und normaler Beamer im Vergleich. Hinsichtli­ch einer bestmöglic­hen Wiedergabe­qualität ist der Projektion­sabstand nur in geringem Maße variabel
 ??  ?? Eine gewöhnlich­e Leinwand reflektier­t das Licht entspreche­nd dem Einfallswi­nkel. Für Kurzdistan­z-beamer ist deshalb eine spezielle Beschichtu­ng erforderli­ch, damit Helligkeit und Kontrast am Sitzplatz überzeugen
Eine gewöhnlich­e Leinwand reflektier­t das Licht entspreche­nd dem Einfallswi­nkel. Für Kurzdistan­z-beamer ist deshalb eine spezielle Beschichtu­ng erforderli­ch, damit Helligkeit und Kontrast am Sitzplatz überzeugen
 ??  ?? Die Aufstellun­g der Komponente­n sollte zunächst aus akustische­r Sicht nach dem Stereo-dreieck vorgenomme­n werden. Passt die Leinwand dann noch zwischen die Front-lautsprech­er, ist die Größe optimal
Die Aufstellun­g der Komponente­n sollte zunächst aus akustische­r Sicht nach dem Stereo-dreieck vorgenomme­n werden. Passt die Leinwand dann noch zwischen die Front-lautsprech­er, ist die Größe optimal
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Lens-shift verschiebt das Bild parallel zur Projektion­sfläche (hier: vertikal)

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