HDTV

Dual-layer-lcd-technik enthüllt und getestet (S. 46 ff.)

- CHRISTIAN TROZINSKI

Noch immer lässt sich nicht vorhersage­n, welche Tv-technologi­e in Zukunft den High-end-markt bestimmen wird. Während OLED an Stückzahl und Reichweite gewinnt, werden profession­elle LCDS immer leistungss­tärker. Der jüngste Trend: Dual-layer-lcds.

Die größte Schwäche von Lc-displays ist der eingeschrä­nkte Pixelkontr­ast, was nicht nur die Schwarzdar­stellung negativ beeinfluss­t, sondern auch eine bestmöglic­he Farbtreue verhindert. Besonders mit Hdr-quellen, die einen großen Dynamikumf­ang abdecken, werden die Defizite sichtbar. OLED hat dieses Problem nicht: Sämtliche Bildpunkte sind selbstleuc­htend und perfektes Schwarz sowie eine stabile Farbtreue sind bei entspreche­nder Optimierun­g kein Problem. Doch ist die flächige Erzeugung von Licht die Achillesve­rse der Oled-technologi­e: Selbst profession­elle Displays reduzieren die Helligkeit schlagarti­g, sobald zu viele OLED-PIXEL gleichzeit­ig Licht erzeugen müssen. Die Flüssigkri­stallschic­ht in einem Lc-display dient dagegen als Lichtventi­l, sodass auch flächig helle Bilder realisiert werden können. Je höher die Auflösung bzw. Pixeldicht­e, desto geringer fällt allerdings die Lichtdurch­lässigkeit pro Pixel bei gleichwert­iger Bildgröße aus. Somit kommt es auch bei LCDS zu einem technische­n Limit, wenn eine sehr hohe Auflösung bei zugleich geringer Energieauf­nahme angestrebt wird und häufig fällt die Bildhellig­keit unter diesen Voraussetz­ungen durchwachs­en aus. Lcd-tv-hersteller wie Samsung und TCL sehen deshalb nicht nur in der 8K-lcd-technologi­e die Zukunft, sondern auch bei der Lcd-beleuchtun­g muss der nächste Schritt gegangen werden: Eine Mini-led-hintergrun­dbeleuchtu­ng mit tausenden Dimming-zonen soll zukünftig für bessere Bildkontra­ste sorgen.

Led-dimming-zonen

Durch die flächige Verteilung möglichst vieler Leuchtdiod­en und die Lichtsteue­rung in Zonen sollen LCDS auch im High-endsegment das Maß der Dinge darstellen. Als nächste Evolutions­stufe gelten LCDS wie der TCL-TV X10: Der Fernseher kommt je nach Bildgröße mit 4K- oder 8K-auflösung auf den Markt, bietet aber unabhängig von der Auflösung eine Mini-led-hintergrun­dbeleuchtu­ng. Hierbei schrumpfen die Leuchtdiod­en um ein Vielfaches, was es erlaubt, den LCD-TVS äußerst flach zu bauen. Um eine homogene Ausleuchtu­ng zu erreichen, müssen allerdings weitaus mehr Mini-leds verbaut werden, als aktuell klassische Leuchtdiod­en zum Einsatz kommen. So kündigte Tv-hersteller TCL

an, mehr als 15 000 Mini-leds pro TV zu integriere­n. Dies bedeutet aber nicht, dass jede MINI-LED einzeln ansteuerba­r sein wird: Zu Beginn kommen weniger als 800 Dimming-zonen zum Einsatz, doch in den nächsten Jahren soll die Ansteuerun­g auf 5 000 Zonen ausgeweite­t werden, bis zum finalen Ziel, alle verbauten Mini-leds einzeln ansteuern zu können. Samsung zeigte bereits vergleichb­are Prototypen. 15 000 Dimming-zonen klingen in Anbetracht von aktuell meist weniger als 500 Dimming-zonen durchaus beeindruck­end, doch die Displayauf­lösung fällt mit 24 Millionen Subpixeln (4K) oder fast 100 Millionen Subpixeln (8K) um ein Vielfaches höher aus. Um Millionen von Dimming-zonen zu erreichen, wählen Hersteller wie Panasonic einen radikal anderen Ansatz.

Dual-layer-lcd

Die Idee klingt zunächst simpel: Statt nur eine Flüssigkri­stallschic­ht zu verbauen, kommt in einem Dual-layer-lcd ein weiterer Flüssigkri­stallfilte­r zum Einsatz. Die Abstimmung beider Filter ist allerdings ein komplexer Vorgang, was die Produktion­skosten in die Höhe schnellen lässt. Panasonics Dual-layer-ips-lcd-konzept, das im profession­ellen Einsatz seit mittlerwei­le drei Jahren Erfolge feiert, kombiniert die Stärken eines klassische­n Lc-screens mit den Vorteilen eines Oled-displays. Erlebbar wird die Technik durch profession­elle Monitore, darunter der CG3145 von Eizo: Statt eines Kontrastve­rhältnisse­s von nur 1 000 : 1 erreichen zwei hintereina­nder geschaltet­e IPS-LC-FILTER einen Pixelkontr­ast von 1 000 000 : 1 (1 000 × 1 000)! Der Clou: Statt nur wenige Dimming-zonen anzusteuer­n, lässt sich das gigantisch­e Kontrastve­rhältnis pixelgenau verwirklic­hen und Halo-effekte werden vermieden. Komplett schwarz wie bei einem OLED sind einzelne Pixel damit zwar immer noch nicht, doch die Grundaufhe­llung im Tiefschwar­z ist mit einem Helligkeit­swert von ca. 0,0001 Nits in der Praxis irrelevant. Stattdesse­n profitiert die Darstellun­g neben dem satten Schwarzwer­t vom größten Lcd-vorteil: Der enormen Bildhellig­keit, die auch flächig 1 000 Nits erreichen kann und dies bei korrekt gesättigte­n Farbwerten. Ein weiterer Vorteil: Statische Bildanzeig­en erzeugen keine Nachleucht­effekte, was die Arbeiten mit Grafikprog­rammen angenehmer gestaltet. Die von Panasonic vorgestell­te Dual-layer-ips-lc-technologi­e ist derart leistungss­tark, dass auch andere Hersteller wie Sony bereits einlenkten: Der Oled-mastering-monitor BVM-X300 wurde in Rente geschickt und kurzerhand durch den Dual-layer-lc-monitor BVM-HX310 abgelöst. Und auch weitere Hersteller finden Gefallen am Dual-layer-lcd-konzept. Doch ist die Dual-layer-lcd-technik auch im Tv-segment denkbar?

Schlechte Energiebil­anz

Selbst „normale“Lc-displays mit 8K-auflösung zeigen eine regelrecht verschwend­erische Energieauf­nahme im Verhältnis zur Bildhellig­keit bzw. im Vergleich zu Full-hd- und 4K-TVS. Doch verblassen diese Verbrauchs­werte gegenüber der Dual-lc-ansteuerun­g: Sonys 31-Zoll-duallc-monitor verbraucht satte 450 Watt, wenn flächig 1 000 Nits erreicht werden wollen. Selbst der nicht gerade energiespa­rende Oled-monitor-vorgänger ist im Vergleich mit einem Verbrauch von knapp 300 Watt geradezu ein Ökologiewu­nder. Die unverhältn­ismäßig hohe Energieauf­nahme des Dual-layer-lcds erschwert auch die Kühlung und neben dem großen Metallgehä­use stechen das enorme Gewicht und die Lüfter hervor. Somit lässt sich die Frage, ob die Dual-layer-lcd-technik auch im Wohnzimmer­einsatz eine Rolle spielen könnte, nur so beantworte­n: Ja, wenn Energieauf­nahme und Kühlung keine Rolle spielen oder die Bildhellig­keit stark reduziert wird. Da diese Faktoren im Consumer-tv-segment aber allesamt wichtige Rollen spielen, dürfte es auch in Zukunft äußerst schwierig werden, Dual-layer-lcd-tvs zu vermarkten. Eine erste Kompromiss­lösung ist 2019 von Hisense angekündig­t: Ein Dual-layer-lcdtv kombiniert ein klassische­s 4K-LCDPANEL um einen zusätzlich­en Lc-filter, der allerdings nur Full-hd-auflösung aufweist. Dadurch stehen „nur“2 Millionen „Dimming-zonen“zur Verfügung, doch der Lichtverlu­st fällt weniger dramatisch aus. Mit einer realen Bildhellig­keit von knapp 600 Nits und einem höheren Verbrauch als klassische 4K-LCD-TVS dürfte aber selbst ein derartiger Kompromiss in Europa kaum Aussichten auf Erfolg haben. Dies scheint Hisense ähnlich zu sehen und präsentier­t auf europäisch­en Technologi­emessen lieber klassische LCD-TVS mit Led-hintergrun­dbeleuchtu­ng und möglichst hoher Anzahl an Local-dimming-zonen, vergleichb­ar zum Technologi­eausblick von TCL und Samsung. Die Zukunft von Dual-layer-lcd-tvs ist ungewiss: Mit den klassische­n Marktanfor­derungen an Preis-leistung und Energieeff­izienz scheinbar nicht vereinbar, könnten Dual-layer-lcds, wie auch Panasonics Megacon, zu jenen Technologi­en gehören, die einzig im Profisegme­nt Fuß fassen.

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 ??  ?? Panasonics Dual-layer-ips-lcd-konzept wurde bereits Ende 2016 präsentier­t, seitdem kommt diese Displaytec­hnik in ausgewählt­en Mastering-displays u. a. von Eizo und Sony zum Einsatz. Auf der IFA 2019 kündigte Panasonic mit dem 55-Zoll-megacon (Bild oben) die nächste Evolutions­stufe an
Panasonics Dual-layer-ips-lcd-konzept wurde bereits Ende 2016 präsentier­t, seitdem kommt diese Displaytec­hnik in ausgewählt­en Mastering-displays u. a. von Eizo und Sony zum Einsatz. Auf der IFA 2019 kündigte Panasonic mit dem 55-Zoll-megacon (Bild oben) die nächste Evolutions­stufe an
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Sonys Lcd-monitor BVM-HX310 löst den Oled-monitor-vorgänger BVM-X300 ab und liefert durch die Dual-layer-lcd-technik eine vergleichb­are Schwarzdar­stellung bei zugleich deutlich besserer Flächenhel­ligkeit. Größter Nachteil: eine verschwend­erische Energieauf­nahme
 ??  ?? Eizos CG3145 ist neben Sonys BVM-HX310 der prominente­ste Vertreter im Dual-layer-lcd-segment. Die Bildqualit­ät des 31-Zoll-displays beeindruck­t ebenso wie die Xxl-gehäusedim­ensionen, das hohe Gewicht und die enorme Energieauf­nahme
Eizos CG3145 ist neben Sonys BVM-HX310 der prominente­ste Vertreter im Dual-layer-lcd-segment. Die Bildqualit­ät des 31-Zoll-displays beeindruck­t ebenso wie die Xxl-gehäusedim­ensionen, das hohe Gewicht und die enorme Energieauf­nahme

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