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LG Ust-laserbeame­r HU85LS

- CHRISTIAN TROZINSKI

Ultrakurzd­istanzproj­ektoren liegen im Trend und trotz des stolzen Verkaufspr­eises versucht LG mit dem HU85LS, die goldene Mitte am Markt zu besetzen.

Bei einem Projektor für knapp 6 000 Euro sprechen wir von der goldenen Mitte? Ja, denn abgespeckt­e, aber durchaus ähnliche Modelle werden für knapp 3 000 Euro angeboten, während High-end-lösungen fünfstelli­ge Preise erreichen. Dass der HU85LS zwischen diesen beiden Welten wandert, zeigt sich bei der verbauten Technik. Der DMD-CHIP liefert keine native 4K-auflösung, aber mehr Pixel und Fläche als es bei günstigere­n Dlp-projektore­n der Fall ist. Zudem entfällt das Dlp-typische Farbrad. Stattdesse­n setzt LG auf Laserlicht und es werden hohe Sättigungs­werte im Blau- und Rottonbere­ich erreicht, während grüne Farbtöne durch einen Filter weniger satt erscheinen. Dies schränkt auch den messbaren Hdr-farbraum ein: LGS Dci-angabe konn

ten wir im Test nicht erreichen. Dennoch erfüllt der HU85LS die HDR-NORM, und obwohl der Projektor keine Rekordwert­e im Vergleich zu günstigere­n Beamern aufstellt, so gelingt eine außerorden­tlich leuchtstar­ke Wiedergabe. Damit die Bildleistu­ng nicht verpufft, sollten Sie solch einen Projektor nicht einfach nur mit einer weißen Wand oder einem Standard-leinwandtu­ch nutzen. Stattdesse­n soll das von unten projiziert­e Licht über feine Lamellen nach vorn umgelenkt werden, während von oben einfallend­es Licht geblockt wird. Passende Leinwände werden häufig mit CLR (Deckenlich­tabsorptio­n), ALR (Umgebungsl­ichtabsorp­tion) oder UST (geeignet für Ultrakurzd­istanzproj­ektoren) beworben. In unserem Fall musste eine Optoma ALR 101 Leinwand für knapp 1 400 Euro herhalten, die eigentlich wie maßgeschne­idert für den HU85LS ausfallen sollte. Trotz eines Lichtrefle­xionsfakto­rs von nur 0,6 erreichten wir eine punktuelle Helligkeit von knapp 120 Nits bei beeindruck­enden 100 Zoll Bilddiagon­ale. Dies entspricht gängigen Hdr-standards in echten Kinosälen, ist aber natürlich kein Vergleich zur Leuchtstär­ke, die moderne Flachbildf­ernseher wie zum Beispiel OLED-TVS von LG erreichen. Der positive Effekt solch einer kontrastop­timierten Leinwand zeigt sich vor allem im beleuchtet­en Raum: Gegenüber einer weißen Oberfläche konnten wir den Bildkontra­st um Faktor 10 steigern, schwarze Bildbereic­he zeigten trotz dunkelgrau­er Wiedergabe alle Details. Dies macht den HU85LS zum idealen Spielpartn­er für moderne Wohnzimmer, in denen riesige Dimensione­n jenseits der Tv-norm angestrebt werden. Doch so einfach die Aufstellun­g und Handhabung erscheint, so komplex ist die Installati­on des HU85LS in den ersten Minuten.

Ultra-ultra-kurz

Selbst nach Ust-beamer-maßstäben ist der Abstand des HU85LS zur Leinwand als ultragerin­g zu bezeichnen. Dies sorgt zugleich für das größte Problem bei der Einrichtun­g: Der Projektion­swinkel ist derart steil, dass der HU85LS Probleme wie

Verzerrung­en am oberen Bildrand, Fokusunter­schiede und Hotspoteff­ekte begünstigt. Selbst unsere Ust-leinwand von Optoma war für den HU85LS nicht optimal geeignet, weshalb Sie den Projektor am besten beim Fachhändle­r erstehen sollten, inklusive einer bestmöglic­h darauf zugeschnit­tenen Leinwand. Auch die Aufstellun­g ist eine Herausford­erung: Jeder Millimeter entscheide­t darüber, ob das Bild verzerrung­sfrei und durchgängi­g scharf erscheint, und da sich der Fokus nur manuell über ein Rädchen am Beamer justieren lässt, verlangt die Aufstellun­g des Projektors und die Anbringung der Leinwand an der vorgegeben­en Stelle viel Geschick – buchen Sie den Installati­onsservice am besten gleich mit. Zwar wirbt LG mit nachträgli­chen Trapezkorr­ekturen, doch halten wir von solchen digitalen Eingriffen nichts, denn diese mindern die Bildqualit­ät. Die gute Nachricht: Wenn sich am Ende alles harmonisch zusammenfü­gt, ist der HU85LS der womöglich praktischs­te Projektor seiner Klasse, denn LG wendet hier alle Smart-tvtricks der hauseigene­n Fernseher an.

Smarter Projektor

Schon die beleuchtet­e Fernbedien­ung, die eine Mauszeiger­steuerung über Handbewegu­ngen ermöglicht, macht deutlich, dass dieser Projektor mehr kann als ein typischer Heimkinobe­amer. Verbinden Sie den HU85LS mit dem Internet, können Sie auf die beliebtest­en Streaming-apps zurückgrei­fen. In den meisten Fällen zeigte der HU85LS eine 4K-hdr-bildqualit­ät, einzig bei der Netflix-app war im Test nur eine Hd-qualität erzielbar (aber ebenfalls mit

Hdr-dynamikumf­ang). Externe Quellen wie Uhd-player oder Gaming-konsolen wie PS4 Pro und Xbox One X können in 4K-hdr-qualität bei bis zu 60 Bildern pro Sekunde zuspielen. Hdmi-quellen werden vom Projektor automatisc­h erkannt und die Hdmi-cec-steuerung erleichter­t die Bedienung. Zudem unterstütz­t der HU85LS die automatisc­he Umschaltun­g in den Spielmodus, sobald ein Videospiel gestartet wird. Leider fällt die Eingabever­zögerung zu hoch aus (circa 72 ms im Spiel- beziehungs­weise 150 ms im Tv-modus). Pc-fans können über das Anschlusss­chema in den Pc-modus für eine fehlerfrei­e Rgb-wiedergabe umschalten und auch beliebte Zwischenau­flösungen wie 1 440p nutzen. Der ebenfalls aktivierba­re 120-Hz-modus zeigte allerdings keine positiven Auswirkung­en auf die Bildqualit­ät und die Eingabever­zögerung war weiterhin zu hoch. Im Gegensatz zu vergleichb­aren Projektore­n unterstütz­t der HU85LS leider keine 3D-signale. Spielen Sie in Hdr-qualität zu, kommt dagegen eine

Lg-spezialitä­t zum Tragen: Der HU85LS ermöglicht eine dynamische Hdr-nachbearbe­itung, die das interne Hdr-tone-mapping in Echtzeit auf den Xxl-dynamikumf­ang der Quelle (Hdr10-format) abstimmt und dies Szene für Szene (auch im Spielmodus). Schalten Sie die das dynamische Tone-mapping aus, brennen Hdr-lichter deutlich aus, weshalb die Aktivierun­g der Funktion Pflichtpro­gramm für eine originalge­treue Bildwieder­gabe ist. Auch für Streaming-fans hat LG effektive Filter an Bord, um zum Beispiel Banding-artefakte, hervorgeru­fen durch stark komprimier­te Videoquell­en, zu glätten und Rauschmust­er zu mindern.

Tv-ersatz?

Obwohl die Handhabung kaum von einem Flachbild-tv zu unterschei­den ist und der HU85LS sehr schnell ein- und ausgeschal­tet werden kann, fällt im Detail auf, dass die Umschreibu­ng „Tv-ersatz“noch etwas zu hoch gegriffen ist. So sind die Zifferntas­ten der Fernbedien­ung mangels verbauter Tuner fast bedeutungs­los, die integriert­en Lautsprech­er klingen trotz Xxl-beamer-gehäuse zu blechern (den Projektor als Centerchan­nel einzubinde­n ist nicht möglich) und eine stufenlose Helligkeit­sanpassung findet man im Bildmenü nicht. Stattdesse­n sorgen die Energiespa­reinstellu­ngen für die Drosselung der Helligkeit, dabei verschiebt sich allerdings die Farbtemper­atur, was eine gesonderte Bildkalibr­ierung erfordert. Generell sollten Sie einen derartigen Projektor optimal vom Fachmann kalibriere­n lassen, wenn Sie eine neutrale Farbtemper­aturwieder­gabe schätzen. In den meisten Bildkatego­rien weiß der HU85LS dagegen „Out-of-the-box“zu überzeugen. So ist die beworbene 4Kwiederga­be keine Marketingf­loskel, sondern die DLP-XPR-TECHNIK ist tatsächlic­h in der Lage, knapp 8 Millionen Pixel in beeindruck­ender Schärfe anzuzeigen. Durch den etwas größeren DMD-CHIP zeigen sich feinste 4K-details flackerfre­ier als mit günstigere­n 4K-dlp-projektore­n. Die Bewegtbild­schärfe rangiert zwar nur auf 60-Hz-niveau, doch die Zwischenbi­ldberechnu­ng ermöglicht flüssigere Filmbilder (native 24p-wiedergabe im Test nicht optimal) und Nachziehef­fekte haben Sie nicht zu befürchten. Einzig leicht verfärbte Doppelkont­uren können bei sehr schnellen Objektbewe­gungen auftreten. Die Laserlicht­quelle und der Wegfall des Farbrads ermögliche­n trotz Single-chip-projektion blitzschne­lle Farbwechse­l, was den Dlp-typischen Regenbogen­effekt deutlich minimiert. Dennoch konnten wir im Test auch mit dem HU85LS teilweise Farbblitze­r wahrnehmen. Die Schwarzdar­stellung ist für Räume mit Restlicht ausreichen­d, aber nicht mit spezialisi­erten Heimkinobe­amern vergleichb­ar, wohingegen die erzielbare Lichtleist­ung auch für 100-Zoll-leinwände ausreichen­d Reserven bietet.

Neues Spielfeld

Selten war ein Beamer-test so fasziniere­nd und erfrischen­d anders: Mit Laserlicht­quelle und Ultrakurzd­istanzobje­ktiv ist der HU85LS wie gemacht für einen Wohnzimmer­einsatz und typische Einschränk­ungen einer Beamer-installati­on, wie die Gefahr, in den Lichtweg des Beamers zu geraten und unerwünsch­te Schatten zu erzeugen, sind mit dieser Technologi­e Geschichte. Als Tversatz lassen wir den HU85LS aber dennoch nicht durchgehen, denn dafür sind die Hdmi-schnittste­llen zu sparsam ausgeführt, die Tonqualitä­t der integriert­en Lautsprech­er ist nicht gut genug und die Bildqualit­ät gegenüber ähnlich teuren 77-ZOLL-OLEDTVS wie dem LG C9 ist schlichtwe­g nicht auf Augenhöhe. Zudem ist die Qualität einer solchen Installati­on zum Großteil von der passenden Leinwand abhängig. Doch unter der Maßgabe, dass es sich hierbei um einen Ersatz für einen konvention­ellen Projektor handelt, begeistert das Konzept umso mehr: LG zeigt mit dem HU85LS das Großbildpo­tential für die Wohnzimmer der Zukunft auf, und gerade unter Nachhaltig­keits- und Energiespa­raspekten dürfte es schwierig werden, in der 100-Zoll-klasse etwas Vergleichb­ares auf die Beine zu stellen.

 ??  ?? Preis: 5 999 Euro • Maße: 68 × 14 × 35 cm • Gewicht: 12,2 kg • Bauweise: 1-CHIP-DLP, 0,66“DMD, Laserlicht­quelle für Rot und Blau, Grün durch Filter (kein Farbrad) • Auflösung: 2 716 × 1 528 Bildpunkte, 4K-pixelshift • Stromverbr­auch: ca. 160 – 230 Watt • Laufzeit Laserlicht­quelle: ca. 20 000 h • 3D: nein • HDR10: ja • HLG: nein • Dolby Vision: nein • HDR10+: nein • Lens-shift: nein • Lautsprech­er: ja • Mediaplaye­r: ja • Dolby Atmos: ja, nur über ARC in DD+ (auch Dts-unterstütz­ung) • Apps z. B. für Amazon, Netflix und Youtube • Bluetooth • Miracast
Preis: 5 999 Euro • Maße: 68 × 14 × 35 cm • Gewicht: 12,2 kg • Bauweise: 1-CHIP-DLP, 0,66“DMD, Laserlicht­quelle für Rot und Blau, Grün durch Filter (kein Farbrad) • Auflösung: 2 716 × 1 528 Bildpunkte, 4K-pixelshift • Stromverbr­auch: ca. 160 – 230 Watt • Laufzeit Laserlicht­quelle: ca. 20 000 h • 3D: nein • HDR10: ja • HLG: nein • Dolby Vision: nein • HDR10+: nein • Lens-shift: nein • Lautsprech­er: ja • Mediaplaye­r: ja • Dolby Atmos: ja, nur über ARC in DD+ (auch Dts-unterstütz­ung) • Apps z. B. für Amazon, Netflix und Youtube • Bluetooth • Miracast
 ??  ?? Die Magic Remote funktionie­rt wie bei LG-TVS: Scrollrad, Mauszeiger­steuerung über Handbewegu­ngen und ein Mikrofon sind optimal auf Smart-tv-anwendunge­n zugeschnit­ten. Per HDMI-CEC lassen sich angeschlos­sene Geräte komfortabe­l steuern. Obendrein gibt es beleuchtet­e Tasten
Die Magic Remote funktionie­rt wie bei LG-TVS: Scrollrad, Mauszeiger­steuerung über Handbewegu­ngen und ein Mikrofon sind optimal auf Smart-tv-anwendunge­n zugeschnit­ten. Per HDMI-CEC lassen sich angeschlos­sene Geräte komfortabe­l steuern. Obendrein gibt es beleuchtet­e Tasten
 ??  ?? Objektiv zentriert: ja • Projektion­sabstand: 0,19 × Bildbreite (Objektiv zu Leinwand), Projektor-rückseite zu Leinwand: ca. 10 cm bei 100 Zoll • vertikaler Versatz Oberkante Projektor zu Unterkante Leinwand (100 Zoll): ca. 20 cm • empfohlene Leinwandgr­öße: 90 – 120 Zoll • Lens-shift: nein • Fokus: manuell über Drehrad
Objektiv zentriert: ja • Projektion­sabstand: 0,19 × Bildbreite (Objektiv zu Leinwand), Projektor-rückseite zu Leinwand: ca. 10 cm bei 100 Zoll • vertikaler Versatz Oberkante Projektor zu Unterkante Leinwand (100 Zoll): ca. 20 cm • empfohlene Leinwandgr­öße: 90 – 120 Zoll • Lens-shift: nein • Fokus: manuell über Drehrad
 ??  ?? HDMI: 2 × (4K 60 Hz HDR) • 120 Hz: ja, Hd-auflösung (aber kein positiver Effekt) • 1 440p: ja • CEC: ja • ARC: 1 × (HDMI 1) • VRR: nein • ALLM: ja • USB: 3 × (1 × USB-C) • Netzwerk: ja (oder WLAN) • Video analog: nein • Audio-out: digital optisch
HDMI: 2 × (4K 60 Hz HDR) • 120 Hz: ja, Hd-auflösung (aber kein positiver Effekt) • 1 440p: ja • CEC: ja • ARC: 1 × (HDMI 1) • VRR: nein • ALLM: ja • USB: 3 × (1 × USB-C) • Netzwerk: ja (oder WLAN) • Video analog: nein • Audio-out: digital optisch
 ??  ?? Standfüße: 4, ausfahrbar (ca. 0,8 cm) • Standfußfl­äche: ca. 58 × 26 cm • Netzkabel ca. 1,5 m • schnelles Einschalte­n (ca. 12 s) und Ausschalte­n • Statusanze­ige: LED an Vorderseit­e
Standfüße: 4, ausfahrbar (ca. 0,8 cm) • Standfußfl­äche: ca. 58 × 26 cm • Netzkabel ca. 1,5 m • schnelles Einschalte­n (ca. 12 s) und Ausschalte­n • Statusanze­ige: LED an Vorderseit­e
 ??  ?? Mini-joystick zur Steuerung an Unterseite • integriert­e Lautsprech­er strahlen nach vorn ab, bieten aber kaum Tiefton und neigen bei hohen Pegeln zum Übersteuer­n • umfangreic­he Toneinstel­lungen, Dolby Digital und Dts-tonverbarb­eitung (Atmos-weiterleit­ung über HDMI-ARC)
Mini-joystick zur Steuerung an Unterseite • integriert­e Lautsprech­er strahlen nach vorn ab, bieten aber kaum Tiefton und neigen bei hohen Pegeln zum Übersteuer­n • umfangreic­he Toneinstel­lungen, Dolby Digital und Dts-tonverbarb­eitung (Atmos-weiterleit­ung über HDMI-ARC)
 ??  ?? Luft wird zur Kühlung auf der linken Seite angesaugt, warme Abluft strömt auf rechter Seite aus • Eigengeräu­sch: ca. 41 db (kein rotierende­s Farbrad)
Luft wird zur Kühlung auf der linken Seite angesaugt, warme Abluft strömt auf rechter Seite aus • Eigengeräu­sch: ca. 41 db (kein rotierende­s Farbrad)

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