G statt A: das neue Eu-energielabel
Flachbildfernseher werden immer effizienter, doch seit 01.03.2021 scheint sich die Bildtechnik scheinbar rückwärts zu entwickeln: Auf vielen Fernsehern prangt plötzlich ein Energielogo der Klasse G, wo vorher noch ein Logo der Klasse A oder B zu sehen war.
Wer sich für einen aktuellen High-end-fernseher entscheidet, gleichgültig, ob Oled-fernseher oder QLED-LCD mit Mini-led-hintergrundbeleuchtung, der wird das neue Energielogo bemerken, das die leistungsstärksten Fernseher meist mit der Klasse G auszeichnet. Gut möglich, dass Sie im Karton das alte und neue Energielabel finden werden, mit zwei völlig unterschiedlichen Bewertungen (z.b. A und G).
Neue Formel verändert alles
In der Vergangenheit war es für Tv-hersteller vergleichsweise einfach ein A-logo zu erhalten, denn ins A-ranking gelangten auch Tv-geräte, die vergleichsweise viel Energie verbrauchten. Mit der alten mathematischen Formel war es möglich, die Effizienzeinstufung durch eine Xxl-bilddiagonale auszuhebeln, sodass häufig 85- oder 77-Zoll-fernseher mit einem A-klasse-logo ausgezeichnet wurden. Mit dem neuen Logo klappt dies nicht mehr. Die neue mathematische Formel legt derart extreme Wertungsmaßstäbe an, dass ein Fernseher vier- bis fünfmal weniger Energie als bislang verbrauchen müsste, um in die gleiche Energieklasse zu gelangen. Mit Effizienzberechnung hat das neue Logo kaum noch etwas zu tun: Die neue Kennzeichnung informiert schlicht über den Verbrauch und Sie können die Angaben leicht auf Watt/h zusammenkürzen. Anhand zweier Werte, einmal für den Sdr-bildmodus (geringere Bildhelligkeit, geringerer Verbrauch) und Hdr-bildmodus (höhere Bildhelligkeit, höherer Verbrauch) je 1 000 Stunden können Sie ablesen, wieviel Energie ein Fernseher voraussichtlich verbraucht. Die Vergleichbarkeit bleibt dabei häufig auf der Strecke: Ein kompakter 4Kfernseher mit einem Verbrauch von weniger als 200 Watt kann ebenso ein G-logo erhalten wie ein Xxl-8k-fernseher mit Verbrauch von mehr als 500 Watt.
A-klasse wird ausgesetzt
Um in die A-klasse vorzustoßen, müsste ein 55-Zoll-fernseher weniger als 30 Watt verbrauchen – das ist weniger als der Grundverbrauch aller Smart-tv- und Tuner-funktionen ohne eine Bildanzeige. Für besonders energiehungrige 8K-fernseher gelten bis 2023 Ausnahmen, sodass sich derzeit nur 4K-LED-LCD (QLED) und 4K-oled-fernseher vernünftig vergleichen lassen. Strenggenommen sprengen 8K-fernseher trotz G-ranking das aktuelle Wertungsraster. In den neuen Energierichtlinien wird derzeit ausgeschlossen, dass aktuelle Tv-technik ein Alogo erreichen kann und selbst den B-klassebereich will man für zukünftige Entwicklungen reservieren. Bisherige A-plus-kennzeichnungen entfallen ganz. Somit ergibt sich für Kunden ein bizarres Bild: Die G-klasse entspricht häufig der alten A-klasse und in die neue A-klasse kann kein Fernseher vordringen. Am grundsätzlichen Problem der Verbrauchseinstufung ändert sich mit dem neuen Logo nichts: Wer auf einen einfachen LCD-TV mit Edge-led-beleuchtung, mäßiger Kontrastdarstellung und wenigen Funktionen setzt, der wird ein besseres Energielogo beim Kauf erspähen, als Käufer eines High-end-fernsehers. Lichterzeugung zum Nulltarif gibt es nicht, und falls Sie eine exzellente Hdr-bildqualität erwarten, dann ist für Sie das neue Energielogo ähnlich uninteressant wie die alte Kennzeichnung. Doch die Umstellung des Energielogos zieht noch weitere Kreise.
Nervige Pop-up-fenster
Lichtsensoren sorgen in Fernsehern vor allem für eine Abdunklung des Bildes abhängig von Ihrer Raumbeleuchtung. Wo der Lichtsensor am jeweiligen Gerät sitzt und wie stark das Bild automatisch abdunkelt, ist von Modell zu Modell höchst unterschiedlich. Weichen Sie mit neuen Tv-geräten von den Voreinstellungen ab und deaktivieren Sie den Lichtsensor, werden Sie durch Pop-up-fenster darauf hingewiesen, dass der Fernseher mehr Energie verbraucht als vorgesehen. Dies gilt gleichermaßen für Regler, die indirekt die Bildhelligkeit beeinflussen. Wer für unterschiedliche Eingänge die Bildeinstellungen vornimmt, darf sich auf immer wiederkehrende Hinweise freuen, die auf den höheren Verbrauch hinweisen. Die Tv-hersteller setzen damit geltendes Eu-recht um, doch Endanwender werden die häufigen Warnhinweise lediglich als störend empfinden. Eine positive Botschaft sendet das neue Energielabel zumindest im Tvsegment damit auf absehbare Zeit nicht aus.
Langfristig gedacht
Wer sich die Mühe macht, aktuelle Energiedatenblätter von Fernsehern zu studieren oder zum Smartphone greift und den Qr-code des neuen Labels scannt, der wird zur offiziellen Eu-website weitergeleitet und darf Tabellen studieren. Tv-hersteller müssen hierbei angeben, wie lange ein Fernseher mit Reparaturteilen und Softwareupdates versorgt wird. Viele Hersteller garantieren bei neuen Tv-modellen einen Support für 8 Jahre, bei älteren Tv-geräten waren es oftmals nur 2 bis 6 Jahre. Aufgrund der aktuell noch unvollständigen Daten empfehlen wir Ihnen vor einem Tv-kauf, die zusätzlichen Datenblätter zu studieren, die nicht nur auf der jeweiligen Hersteller-website, sondern häufig auch bei Händlern abrufbar sind.