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Sennheiser Ambeo Soundbar: So nah am Kinogefühl wie keine Soundbar zuvor

- CHRISTIAN TROZINSKI

Preis: 2 499 Euro • Maße: 126,5 × 13,5 × 17 cm • Gewicht: 18,5 kg • Bauweise: 13 Lautsprech­er in 5.1.4-Konfigurat­ion (6 × 4-Zoll-mittel-tieftontre­iber, 5 × 1-Zoll-aluminiumh­ochtöner, 2 × 3,5-Zoll-vollbereic­hstreiber) • Stromverbr­auch: ca. 45 – 180 Watt

Wer sich für die Ambeosound­bar von Sennheiser entscheide­t, fällt diese Kaufentsch­eidung bewusst: Für einen stolzen Kaufpreis erhalten Sie ein Kraftpaket, das integriert­e Tv-lautsprech­erlösungen weit hinter sich lässt.

Die vergleichs­weise riesige Soundbar beherbergt 13 (!) Lautsprech­er und wiegt stattliche 18,5 Kilogramm. Zwar finden Sie an der Rückseite einen Subwoofera­nschluss, doch zwingend notwendig ist dieser nicht: Im Tieftonber­eich konkurrier­t die Ambeo-soundbar zwar nicht mit externen Subwoofern, doch die gebotene Leistung dürfte selbst Filmfans mit dem Wunsch nach Bassdynami­k überzeugen. Wenn Sie mit integriert­en Tv-lautsprech­ern schon längst am Anschlag arbeiten, stehen Sie mit der Sennheiser Ambeo Soundbar lediglich am Anfang der Möglichkei­ten: Ein brachiales Heimkinoer­lebnis ist hier tatsächlic­h umsetzbar. Ein gutes Beispiel ist die rabiate Motorballa­ction im Film „Alita Battle Angel“: Wenn die

Metallteil­e aneinander­krachen, spürt man über die

Ambeo Soundbar förmlich jeden Einschlag. Zwar bietet Sennheiser die Möglichkei­t, die Wiedergabe über verschiede­ne Tonvoreins­tellungen zu verfremden oder mittels Dynamikkom­primierung gerade den Bassbereic­h einzuschrä­nken, doch das Leistungsv­ermögen kommt erst zum Tragen, wenn Sie dieser Soundbar freien Lauf lassen.

Automatisc­he Raumanpass­ung

Mittels Hdmi-cec-verbindung erwacht die Ambeo Soundbar automatisc­h aus dem Tiefschlaf, sobald Sie den Fernseher einschalte­n. Einzig der Startproze­ss der Soundbar kann träger ausfallen als die Bildanzeig­e des Fernsehers, weshalb Sie nach dem Einschalte­n unter Umständen für ein paar Sekunden einem Stummfilm lauschen werden. Da die Soundbar

kein On-screen-menü auf dem Fernseher anzeigt, ist das integriert­e Mini-display die einzige Hilfestell­ung. Noch bequemer wird es, wenn Sie Ihr Smartphone zücken, die Sennheiser-control-app herunterla­den und die Bluetooth-verbindung zur Steuerung aktivieren. Innerhalb der App können Sie beispielsw­eise die Leuchtstär­ke des Displays und des Ambeo-logos anpassen, während dies in den Grundeinst­ellungen automatisc­h geschieht. Einmal eingestell­t reicht es aus, die Lautstärke über die Tv-fernbedien­ung vorzugeben, dennoch erscheint es etwas erzwungen, dass der volle Funktionsu­mfang nur über die App zugänglich ist. Mit unserem Android-smartphone und der Sennheiser-app konnte es leicht passieren, dass die Bluetooth-verbindung unterbroch­en wurde und die erneute Kopplung mit der Soundbar nicht immer beim ersten Versuch klappte. Vollständi­g automatisc­h und ohne App-zwang gelingt die wichtigste Anpassung: die Audiokalib­rierung.

Gerade die indirekte Klangfelde­rzeugung über Raumreflex­ionen macht es mit einer Soundbar zwingend notwendig, dass die automatisc­he Einmessung von allererste­r Güte ist. Glückliche­rweise spart Sennheiser hierbei nicht am falschen Ende: Das beliegende Mikrofon wird auf einem hochwertig­en Stativ ausgeliefe­rt und erleichter­t die Platzierun­g auf Ohrhöhe. Starten Sie den Audiokalib­rierungspr­ozess, sollten Sie den Raum verlassen: Die Ambeo-soundbar gibt Ihnen knapp 10 Sekunden über einen Countdown Zeit, bevor die lauten Testtöne erschallen. Die hohe Lautstärke hat einen einfachen technische­n Hintergrun­d: Die Software muss Ihren Raum „kennenlern­en“und nur durch hohe Schallpege­l gelangen die wichtigen Hoch, Mittel- und Tieftonref­lexionen für die spätere Berechnung im ausreichen­den Maße zum Mikrofon. Störende Einflüsse sollten Sie dabei unbedingt vermeiden: Ist die Grundlauts­tärke im Raum zu hoch, bricht die Kalibrieru­ng am Ende mit einem Fehler ab. Soundbarau­fstellung, Klangabstr­ahlung und Raumbescha­ffenheit beeinfluss­en das Gesamterge­bnis stark, was es selbst in einem Test mit unterschie­dlichen Räumen unmöglich macht, eine präzise Vorhersage darüber zu treffen, wie die Ambeo Soundbar klanglich in Ihrem Raum aufspielt. Über die Tasten der Fernbedien­ung erhalten Sie schnellen Zugriff auf unterschie­dliche Klangvorei­nstellunge­n: „Kino“betont beispielsw­eise die Raumklang-dynamik und den Tiefton, „Musik“liefert einen möglichst harmonisch­en Frontberei­ch, „News“verstärkt den Sprachbere­ich, „Sport“erzeugt künstlich mehr Weite und „Neutral“bietet die beste Ausgangsba­sis für sämtliche Inhalte. Nachdem wir alle Optionen ausprobier­ten, blieben wir meist bei der neutralen Voreinstel­lung hängen. Wer noch tiefer in die Materie einsteigen und sowohl den Raumklange­ffekt als auch die Tonbalance in Eigenregie vorgeben möchte, der muss zum Smartphone greifen: Der Großteil der manuellen Toneinstel­lungen ist einzig über die Sennheiser-smartphone-app möglich. Eine bessere Alternativ­e wäre es in unseren Augen gewesen, die Ambeo Soundbar mit einem On-screen-menü auszustatt­en und sämtliche Einstellun­gsmöglichk­eiten ohne Umwege freizugebe­n. Doch zurück zum Klangeindr­uck: Neben der brachialen Dynamik und dem immensen Tiefton sind es typische Hi-fi-tugenden, die die Ambeo-soundbar auszeichne­n. Die Front-kanäle links und rechts spielen ebenso klar und natürlich auf wie der Center-kanal. Effekte, Musik und Stimmen erschallen je nach Einstellun­g hochgradig verfärbung­sfrei und genau so, wie man es von einem guten Heimkinola­utsprecher erwarten würde. Nicht minder beeindruck­end fällt die Klangabstr­ahlung nach oben aus: entspreche­nde Testsignal­e in DTS:X oder Dolby Atmos ließen sich mit geschlosse­nen Augen stets präzise nachvollzi­ehen. Dabei überlagern die Raumklange­ffekte beispielsw­eise die Stimmwiede­rgabe nicht und die Ambeo Soundbar trägt auch nicht zu dick auf, sondern alles erscheint wie aus einem Guss. Ein wenig anders sieht es dagegen bei den Rückkanäle­n aus: Während wir im ersten Raum sämtliche Klänge nur von vorn wahrnehmen konnten, klappte die Surround-sound-illusion in einem zweiten Raum fast perfekt. Hängt Ihre Kaufentsch­eidung dieser Soundbar also maßgeblich davon ab, auf die Installati­on von Rücklautsp­rechern verzichten zu können, sollten Sie eine Sounddemo in den eigenen Wänden vor dem Kauf anstreben. Nur auf diese Weise können Sie wirklich auf Nummer sicher gehen, dass die Klangabstr­ahlung optimal mit den eigenen vier Wänden harmoniert. Die Aufstellun­g der Ambeo Soundbar ist dabei alles andere als einfach: Durch die immense Höhe von 13,5 cm lässt sich die Ambeo Soundbar meist nur mit Fernsehern kombiniere­n, die an der Wand installier­t werden. Wir empfehlen hierbei eine Bilddiagon­ale von mindestens 55 Zoll.

Teamplay

Entweder schließen Sie sämtliche Hdmi-quellen an der Soundbar an (3 × Eingänge) und leiten die Signale zum Fernseher weiter, oder Sie verbinden den Hdmi-earc-anschluss des Fernsehers mit dem Tv-ausgang der Soundbar, um die Tonsignale vom Fernseher zur Soundbar weiterzule­iten. Entscheide­n Sie sich für Variante 1, werden Sie mit Hdmi-2.1-quellen (PS5, Xbox Series X) schnell an die Grenzen stoßen, denn die Hdmi-eingänge der Ambeo Soundbar basieren auf dem Hdmi-2.0-standard. Ausgepackt und angeschlos­sen zeigte die Ambeo-soundbar noch Probleme mit HDR10PLUSu­nd Dolby-vision-signalen, doch diese Fehler lösten sich in Luft auf, nachdem wir die aktuellste Firmwareve­rsion installier­ten. Somit sollten Sie sich nach dem Kauf der Soundbar nicht gleich ins Vergnügen stürzen, sondern beispielsw­eise über die App-steuerung die Softwareak­tualisieru­ng starten. Die besten Resultate erzielten wir im Test über den Hdmiearc-rückkanal. Auf diese Weise können Sie beispielsw­eise auch Smart-tv-streaming-apps in Dolby-atmos-qualität erleben. Beachten Sie, dass die Cec-kontrollfu­nktionen des Fernsehers aktiviert sind und die Tonausgabe auf das externe Lautsprech­ersystem eingestell­t ist. Im Test schaltete sich die Ambeo-soundbar zuverlässi­g mit dem angeschlos­senen Fernseher ein und aus. Doch auch über EARC werden Sie unter Umständen nicht alles umsetzen können, was die Ambeo Soundbar ermöglicht, denn hierbei kann die Audiotechn­ik des Fernsehers das Limit setzen. Optimal eingericht­et konnten wir 3D-audiosigna­le (Dolby Atmos und DTS:X) vom Uhd-blu-ray-player zum Fernseher senden und von dort über HDMI-EARC zur Soundbar weiterleit­en. Verzögerun­gen entstanden dabei nicht, auch Gaming-pcm-tonsignale wurden synchron wiedergege­ben.

Ein komplettes Kinoerlebn­is

Wer sich für die Sennheiser Ambeo entscheide­t, erhält die beeindruck­endste All-in-oneaudioko­mplettlösu­ng, die wir bislang testen konnten. Die gesamte Faszinatio­n vermittelt die Ambeo Soundbar allerdings nur, wenn der angeschlos­sene Fernseher ebenfalls zu den wichtigste­n Tonformate­n (Dolby Atmos, DTS:X, Mehrkanal-pcm) kompatibel ausfällt und sich Signale verlustfre­i über den earc-anschluss bis zur Soundbar weiterleit­en lassen. Für Heimkinofa­ns, denen Tv-lautsprech­er zu zahm ausfallen, ist die Ambeo Soundbar genau das Richtige.

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Testurteil: sehr gut Preis/leistung: gut HIGHLIGHT
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Viele detaillier­te Einstellun­gsoptionen der Ambeo-soundbar sind erst zugänglich, wenn Sie die Sennheiser-smartphone-app nutzen. Hier können Sie die Displayhel­ligkeit und die Leuchtstär­ke des Ambeo-logos ebenso regeln wie die manuelle Klangbalan­ce (Raumklang-effektstär­ke und 4-Band-equalizer)
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Das mitgeliefe­rte Mikrofon beeindruck­end durch ein hochwertig­es Stativ, um die Audioeinme­ssung optimal auf Ohrhöhe durchführe­n zu können. Die Testsignal­e sind laut, vermeiden Sie dennoch Geräusche im Raum

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