HDTV

Micro-led-zukunft: Schön und teuer

- CHRISTIAN TROZINSKI

Der Traum, die eigene Wohnzimmer­wand als leuchtstar­kes Riesendisp­lay zu nutzen, wird noch etliche Jahre unerfüllt bleiben, doch Sonys zweite Generation der Micro-led-module gibt bereits einen Ausblick auf das, was uns in Zukunft erwartet.

Sony ist schon seit einigen Jahren umtriebig im Markt der modularen Led-riesendisp­lays, die aus einzelnen Led-modulen zusammenge­setzt sind. Schon vor Veröffentl­ichung der Playstatio­n 5 wurde beispielsw­eise eine Szene des Rennspiels „Gran Turismo“in 8K-auflösung mit 120 Bildern pro Sekunde auf einer Mega-wall bestehend aus Sony Crystal-ledmodulen präsentier­t. Die Micro-led-module verknüpfen die beiden größten Stärken von LED-LCD und OLED in einem System: Pixelperfe­kte Lichterzeu­gung, perfektes Schwarz, eine Spitzenhel­ligkeit von bis zu 1 800 Nits (echte Rgb-farblichtl­eistung), eine hohe Flächenhel­ligkeit, Hdr-farben und keinerlei Nachleucht- oder Burn-in-effekte lassen die Micro-led-technik wie die ultimative Zukunft der Bilddarste­llung erscheinen. Die neue Generation der Micro-led-module soll diese Stärken ausbauen: Neben Micro-led-modulen mit Kontrastbe­schichtung für eine bessere Schwarzdar­stellung unter Umgebungsl­icht veröffentl­icht Sony eine weitere Variante mit höherer Spitzenhel­ligkeit.

Kleine LEDS, gigantisch­es Ergebnis

Ein einziges Micro-led-modul ist so groß wie ein 27-Zoll-display und erreicht eine Bildauflös­ung von 480×270 Pixeln. Das klingt im ersten Moment nicht wirklich beeindruck­end, doch bei einem Micro-led-display erzeugt jede einzelne Leuchtdiod­e Licht pixelgenau und es kommt keine Lcd-technik zum Einsatz, die den Kontrast mindert. Somit sind es fast 400 000 Micro-leds in Rgb-anordnung, die pro Modul buntes Licht erzeugen. Soll Full-hd-auflösung erreicht werden, sind 4 × 4 Module notwendig,

die ein 110-Zoll-display formen. 4K-auflösung ist mit 8×8, also 64 Micro-led-modulen möglich, was die Bilddiagon­ale auf 220 Zoll erhöht. Damit Sie am Ende die einzelnen LEDS nicht mehr als Pixel erkennen können, ist ein Sitzabstan­d von knapp 4 Metern erforderli­ch. Nach oben hin gibt es kaum eine Grenze: Ob 4K oder 8K, ob 16:9- oder 32:9-Format – denkbar ist hier theoretisc­h alles, was sich als Signal zuspielen lässt. Jedes Micro-led-modul wiegt knapp 10 Kilogramm (pro Quadratmet­er werden ca. 48 kg erreicht) und weist eine durchschni­ttliche Energieauf­nahme von ca. 450 Watt auf. Bei 16 oder gar 64 Modulen ist der fehlerfrei­e Bildabglei­ch der einzelnen Module entscheide­nd für einen homogenen Gesamteind­ruck, sonst entsteht am Ende der Eindruck, dass Sie ein Mosaikbild betrachten. Die Qualitätsa­nsprüche für die Produktion solcher Micro-led-module sind deshalb enorm hoch und angesichts des betriebene­n Aufwands erscheinen die hohen sechsstell­igen Preise für eine derartige Megainstal­lation gar nicht so abwegig. Sonys Crystal-led-module bieten allerdings noch viel mehr: Das Herz der externen Elektronik­box bildet ein neuer X1-bildprozes­sor, der all die Qualitätsv­orteile bietet, die Sonys Bravia-tv-modelle in den letzten Jahren so stark gemacht haben. Um mit Hdr-signalen einen weichen Übergang bei Farbverläu­fen sicherzust­ellen, arbeitet die Signalvera­rbeitung mit 22-Bit-präzision, wodurch störende Artefakte nahe Tiefschwar­z unterbunde­n werden sollen. Gleichzeit­ig will Sony vermeiden, dass die LEDS zwischen einzelnen Helligkeit­sstufen zu grob umschalten, was im schlimmste­n Fall zu Flackereff­ekten führen kann. Potente Upscalingm­echanismen und eine Zwischenbi­ldberechnu­ng helfen dabei, dass der Gesamteind­ruck auch mit herkömmlic­hen Videosigna­len überzeugt und die extrem schnelle Pixelreakt­ionszeit der Led-module ansprechen­d zur Geltung kommt. Ein derartig überwältig­endes Bilderlebn­is, wie es Crystal LED bietet, ist Fluch und Segen zugleich: Diesen Bildeindru­ck wird man für immer in bester Erinnerung behalten, doch es ist kaum möglich, diesen Eindruck mit einem klassische­n Fernseher nachzuempf­inden. Aber was wäre die Welt ohne Träume!

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