Sony BVM-HX310: Studiomonitor verzückt nicht nur Hollywood
Preis: ca. 35 000 Euro • Bildgröße: 31 Zoll • Maße: 78 × 52 × 20 cm • Gewicht: 30 kg • Bauweise: DUAL-LAYER-LED-LCD • Auflösung: 4 096 × 2 160 Bildpunkte • Stromverbrauch: ca. 200 Watt (SDR), ca. 350 Watt (HDR)
Unsere Tv-tests basieren auf dem Maßstab der Signaltreue, doch mit Consumer-tv-displays sind Kompromisse im Hdr-zeitalter meist unausweichlich. Mit dem Sony BVM-HX310 werfen wir den Blick über den Tellerrand: Dieser Studiomonitor ist derart präzise und leistungsstark, dass selbst professionelle Filmemacher darauf vertrauen.
LED-LCD-TVS (auch QLED und QNED mit MINI-LED) setzen ebenso wie OLED-TVS technische Limits, wenn Hdr-signale bestmöglich dargestellt werden sollen. Während die Ledlcd-tv-technologie hellste Hdr-bildbereiche dauerhaft leuchtstark abzubilden vermag, liegt der Vorteil von selbstleuchtenden Oled-pixeln in der Kontrastdarstellung und Präzision. Doch Hdr-inhalte setzen meist beide Kriterien voraus, sodass in der Produktion nach neuen Lösungsansätzen gesucht wird, um Hdr-inhalte bestmöglich erstellen zu können. Zwar konnten Oled-profimonitore wie Sonys BVM-HX300 neue Qualitätsmaßstäbe setzen, doch gerade statische Bildinhalte mit einer hohen Leuchtintensität sind für die Oled-technik nicht ideal. Warum „statisch“werden Sie sich nun vermutlich fragen, schließlich sind Videobilder doch meist in Bewegung. Dies gilt allerdings nicht für die Produktion: Bevor ein Film fertiggestellt werden kann, muss jede einzelne Szene nachbearbeitet werden, schließlich soll ein charakteristischer Filmlook entstehen. Auf einem Studiomonitor werden einzelne Szenen Bild für Bild abgestimmt und ein Display muss in der Lage sein, die optimale Helligkeit-, Kontrast- und Farbstabilität kontinuierlich unter Hdr-höchstbelastung aufrechtzuerhalten, selbst wenn Bilder minuten- oder gar stundenlang statisch wiedergegeben werden.
LCD mit Oled-präzision
Mit dem BVM-HX310 kommt eine weitere Bildtechnologie ins Spiel: Dual-layer-lcd. Hierbei werden zwei Flüssigkristall-elemente in Kombination eingesetzt, um den Bildkontrast und die Schwarzdarstellung auf ein neues Lcd-level zu heben. Mit einem klassischen LED-LCD-TV hat diese Technik kaum etwas gemein. Ein typisches Lc-display erzielt dank Led-beleuchtung zwar hohe Helligkeitswerte, doch dafür hapert es bei der Schwarzdarstellung und
der Farbtreue in dunklen Bildbereichen. Das Problem: Die Flüssigkristalle können einfallendes Licht nicht optimal blockieren, sodass statt Schwarz nur aufgehelltes Grau sichtbar ist. Im Tv-segment kommt deshalb häufig ein Directled-backlight mit Local Dimming zum Einsatz, um die Helligkeit in einzelnen Led-feldern anzupassen, beispielsweise wenn dunkle Bildbereiche kontrastreich dargestellt werden sollen. Trotz steigender Led-anzahl lässt sich eine pixelgenaue Helligkeitssteuerung weiterhin nur über die Flüssigkristallschicht verwirklichen und wenige Hunderte Led-dimming-zonen stehen im Verhältnis zu Millionen von Lcd-pixeln. Die Dual-layer-technologie löst dieses Problem: Mittels zweiter IPS-LC-FILTER hintereinander platziert wird das einstrahlende Led-licht doppelt gefiltert, die Lichtausgabe lässt sich pixelperfekt beeinflussen und aus einem geringen nativen Panelkontrast wird ein gigantischer Hdr-kontrast. Der BMV-HX310 erreicht zwar nicht die Schwarzdarstellung des Oled-vorgängermodells, ist aber so nah dran am Oled-kontrast wie kein klassisches Led-lc-display zuvor. Und in Sachen Hdr-helligkeit ist der BVM-HX310 aktuellen Oled-displays sogar deutlich überlegen. Die Arbeitsweise der Led-hinter
grundbeleuchtung im BVM-HX310 unterscheidet sich drastisch von einem Led-lcdfernseher: Die LEDS leuchten im Hdr-modus konstant mit voller Leistung und es wird auf ein Local Dimming verzichtet. Der BVM-HX310 erreicht dadurch mit Hdr-inhalten stets den Maximalverbrauch, unabhängig davon, ob helle oder dunkle Bildinhalte wiedergegeben werden. Was für einen Consumer-tv hinsichtlich der Energieeffizienz ein K.o.-kriterium darstellen würde, ist für den Produktionsbereich Gold wert: Die konstante und exakt gleichwertige Lichterzeugung über das Led-backlight ist die Grundvoraussetzung, um eine unvergleichlich präzise Bilddarstellung zu ermöglichen. Alles, was für den Bildinhalt relevant ist, wird über das Dual-layer-ips-lc-display angesteuert. Somit spielt es keine Rolle, ob Hdr-lichter farblos oder bunt, als kleine Leuchtfelder oder vollflächig erstrahlen. Der BVM-HX310 ermöglicht eine Rgb-leuchtstärke von knapp 1000 Nits sowohl bei einzelnen Pixeln, als auch vollflächig und dies konstant ohne ein zeitliches Limit. Praktisch für Besitzer des Oled-vorgängermodells HX300: Sony integriert eine Anzeige, die das automatische Dimming-verhalten des HX300 simuliert, damit Inhalte gleichwertig auf beiden Monitoren erstellt werden können. Wer nicht darauf angewiesen ist, kann mit dem HX310 deutlich extremere Helligkeitswerte umsetzen oder es lassen sich im Schnittprogramm kleine Hdr-lichter über eine Bildschirmlupe großflächig darstellen und die Leuchtstärke bleibt dabei erhalten, was das Mastering komfortabler gestaltet. Zugleich wird eine pixelgenaue exzellente Schwarzdarstellung sichergestellt, die einzig von Oled-displays übertroffen wird. Gültige Consumer-tv-regeln müssen allerdings Bord geworfen werden, um die Hdr-darstellungslimits zu durchbrechen: Neben der hohen Energieaufnahme des BVMHX310 zeigt sich auch am robusten Metallgehäuse und den Lüftern, dass diese außergewöhnlichen Bildleistungen nicht auf einfachem
Wege zu realisieren sind. Der BVM-HX310 ist kein Designkunstwerk, sondern für konstante Maximalleistungen gebaut und sticht damit gerade im Dauerbetrieb jeden konventionellen Fernseher aus. Nur durch diesen technischen Aufwand ist es möglich, dass Filmemacher Hdr-inhalte Szene für Szene bzw. Bild für Bild feintunen können, ohne dass sich die Bildcharakteristik oder die Helligkeit des BVM-HX310 ändern. Einem Oled-fernseher würde mit Standbildern schon nach wenigen Minuten die Puste ausgehen (das Bild würde schrittweise abdunkeln) und mit gängigen Led-lcd-lösungen würde der Hdr-kontrasteindruck im direkten Vergleich zu wünschen übrig lassen.
Der Perfektion nahe
Die Qualitäten des BVM-HX310 wären nur die Hälfte wert, wenn Sony den Studiomonitor nicht ab Werk penibel kalibrieren würde. Während der Messungen hatten wir unsere liebe Mühe, überhaupt noch relevante Abweichungen auszumachen – derart optimal war noch kein Display voreingestellt. Neben der enorm präzisen Farbdarstellung, dem Xxl-farbvolumen und der beeindruckenden Hdr-kontrastdarstellung fasziniert vor allem, wie spielerisch der BVM-HX310 anspruchsvollste Helligkeitswechsel und Schattierungen meistert: Banding-artefakte sind mit diesem Display ein Fremdwort, solange die Bildquelle eine optimale Qualität liefert. Nichts bleibt im Verborgenen, aber zugleich werden dunkle Bildbereiche nicht überbetont, sodass sich Rohdaten einer Kamera optimal nachbearbeiten lassen. Doch es sind nicht nur die Standbild-relevanten Qualitäten, die den BVM-HX310 auszeichnen, sondern auch Videosequenzen und selbst Videospielinhalte werden in exzellenter Qualität wiedergegeben, wenngleich das maximale Limit bei einer 60-Hz-bildfrequenz liegt. Die Ausleuchtung der Bildfläche gelingt homogener als mit konventionellen LED-LCDS und bei Kameraschwenks sind keine Schatteneffekte sichtbar. Die Pixelreaktionszeit des Dual-layerlc-displays erreicht zwar nicht Oled-niveau, doch Judder-effekte mit 24p-quellen werden gut maskiert. Viel wichtiger: Der BVM-HX310 neigt nicht zur Schlierenbildung und schnelle Objektbewegungen werden ebenso sauber wiedergegeben wie ruhige Szenen. Zwar ist der BVM-HX310 nicht für den Gaming-einsatz konzipiert, aufgrund der geringen Eingabeverzögerung von ca. 17 ms, der exzellenten Rgb-wiedergabe und den außergewöhnlichen Hdr-bildleistungen werden allerdings auch Signale einer PS5 und Xbox Series X in fantastischer Qualität zelebriert. Aufgrund der echten 4K-kinoauflösung des Monitors entstehen mit Uhd-signalen jedoch schmale schwarze Balken links und rechts vom Bild. Die Schwarzdarstellung fällt mit selbstleuchtenden Oled-pixeln zwar noch satter aus, doch mit den meisten Filminhalten spielt das kaum eine Rolle, da oftmals kein absolutes Schwarz beim Signalpegel angestrebt wird. Trotz Ips-technik nimmt die Bildqualität des BVM-HX310 bei seitlicher Bildbetrachtung sichtbar ab, aber wer an diesem Monitor arbeitet, der wird eine optimale Ausrichtung zum Sitzplatz sicherstellen können. Umfangreiche Bildformat-marker und eine Multi-screen-wiedergabe mit vier Hd-signalen gleichzeitig können Workflowarbeiten erleichtern. Weitere Overlayeinblendungen, um den realen Dynamikumfang des Eingangssignals pixelgenau zu beurteilen, fehlen hingegen. Der BVM-HX310 bietet die Möglichkeit, Farbbereiche außerhalb der normalen SDR- oder der Dci-kinonorm hervorzuheben. Somit läuft ein Großteil der Signalbeurteilung in der Schnittsoftware selbst ab. Integrierte Lautsprecher sind im HX310 nicht zu finden, doch über Kopfhörer oder den Audioausgang lassen sich Stereo-pcm-signale wiedergeben.
Ein echtes Arbeitstier
Wer Kinofilme in Hdr-qualität erstellen möchte, stößt mit konventionellen Displays oftmals an die Leistungsgrenze. Entweder ist die Kontrast- und Schwarzdarstellung mit LED-LCDS nicht optimal, oder die Bildhelligkeit lässt mit Oled-displays in Hdr-extremsituationen zu wünschen übrig. Der BVM-HX310 ist zwar ein LED-LCD, hat mit der gängigen LED-LCD-TVTECHNIK aber kaum etwas gemein. Stattdessen ist die Dual-layer-technik als Kombination der LED-LCD- und Oled-stärken zu verstehen: Pixelgenauer Hdr-kontrast, exzellente Farbtreue und eine sehr hohe sowie konstante Farblichleistung erleichtern das Colour-grading von Kamera-rohdaten enorm. Umgekehrt lassen sich Hdr-inhalte rückwirkend auf ihre Bildqualität beurteilen. Zugleich ist der BVM-HX310 ein optischer Kompass, um die Qualitäten von Consumer-tvs objektiv zu beurteilen, denn häufig dienen künstliche Nachbearbeitungen bei Fernsehern dazu, technische Unzulänglichkeiten zu verschleiern. Der BVM-HX310 ist somit ein Qualitätsmaßstab, an dem sich alle aktuellen und zukünftigen Tv-technologien messen lassen müssen.