HDTV

Studioqual­ität im Wohnzimmer: Consumer-tv gegen Referenzmo­nitor

- CHRISTIAN TROZINSKI

Mit dem Profi-monitor BVM-HX310 von Sony und dem Oled-fernseher JZW2004 von Panasonic standen uns zwei ungleiche Displays zur Hdr-filmdarste­llung zur Verfügung. Wie groß die Unterschie­de bei der HDRWiederg­abe ausfallen, wollten wir in einem Bildvergle­ich genauer wissen.

Zugegeben: Einen Hdr-studiomoni­tor von Sony im Wert von mehr als 30000 Euro mit einem Fernseher von Panasonic zu vergleiche­n, der lediglich ein Zehntel des Preises kostet, erscheint wie ein gewagtes Experiment. Allerdings verfolgen beide Hersteller ein vergleichb­ares Ziel: Filmbilder originalge­treu darzustell­en. Der Studiomoni­tor BVM-HX310 ist durch die Dual-ips-technologi­e in der Lage, das Hintergrun­dlicht pixelgenau zu filtern und Kinobilder mit einem extrem hohen Dynamikumf­ang abzubilden. Hellste Leuchtpunk­te lassen sich vor einem pechschwar­zen Hintergrun­d darstellen und dies ohne künstliche Aufhellung­en zu erzeugen. Der Panasonic Fernseher JZW2004 erzeugt durch die Oled-technologi­e Licht pixelgenau, was ebenfalls optimale Schwarzwer­te und brillante Hdr-details sicherstel­lt. Dennoch ist die exakte Bildabstim­mung kein Selbstläuf­er: Viele Fernseher neigen zu einer Überbelich­tung von Details oder unterschla­gen diese in dunklen Bildbereic­hen. Feinste Hdr-abstufunge­n und unterschie­dliche Farben originalge­treu wiederzuge­ben, ist eine nicht minder wichtige Voraussetz­ung, um den echten Filmlook im Wohnzimmer nachzuempf­inden.

Aus Sicht der Produktion

Um die Rohdaten einer Kameraaufn­ahme nachzubear­beiten und die finalen Hdr-bilddaten zu kreieren, ist der Studiomoni­tor BVM-HX310 von Sony ideal. Nur durch den betriebene­n technische­n Aufwand inklusive einer aktiven Kühlung wird bei diesem Profigerät sichergest­ellt, dass Hdr-bilder konstant mit der gleichen Intensität und Farbtreue wiedergege­ben werden können. Das Colour-grading, also die charakteri­stische Farbgebung eines Films, erfordert stundenlan­ge Arbeiten an einer einzigen Szene. Während ein Fernseher die finalen Hdr-bilder in einem Rutsch präsentier­t, arbeiten die Macher meist Standbild für Standbild am HDR-LOOK. Der BVM-HX310 läuft somit kontinuier­lich auf Höchstleis­tung und meistert diese Aufgabe mit Bravour: Selbst wenn sämtliche Pixel gleichzeit­ig auf Maximalniv­eau aufleuchte­n, ist der Monitor dazu ohne zeitliche Einschränk­ungen in der Lage. Jeder Oled-fernseher dimmt Standbilde­r hingegen automatisc­h nach einigen Minuten herunter, um die Energieauf­nahme und Wärmeentwi­cklung zu drosseln und Nachleucht­effekte zu unterbinde­n. Doch weshalb vergleiche­n wir den BVM-HX310 dann nicht mit einem LED-LCD-TV? Eine pixelgenau­e Kontrolle ist mit Lcd-fernsehern (auch QNED, QLED) nur in einem begrenzten Dynamikumf­ang möglich: Der native LCD-PA

nelkontras­t beträgt dabei in der Regel zwischen 1 000:1 bis 5 000:1 – also nur einen Bruchteil des Pixelkontr­asts des BVM-HX310 (deutlich mehr als 100000:1). Da Kinofilme den Schwerpunk­t auf dunkle Bildbereic­he legen, sind die Kontrastde­fizite mit LCD-TVS sichtbar: Das Licht der einleuchte­nden LEDS erzeugt Aufhellung­en, was die Bilddynami­k einschränk­t. Um dieses Problem auszumerze­n, setzen Lcd-tv-hersteller im Premium-segment auf ein Direct-led-backlight mit Local Dimming, doch im Zuge der Led-zonen-ansteuerun­g ergeben sich Abweichung­en im Vergleich zum Eingangssi­gnal. Statt kleinste Hdr-lichter strahlend hell darzustell­en, werden Leuchtpunk­te oftmals matt wiedergege­ben, um Aufhellung­en im Schwarz zu vermeiden. Ebenfalls zu erkennen sind künstliche Kontrastve­rstärkunge­n und Farbabweic­hungen im Zuge des Local Dimmings. Kurzum: Will man den Hdr-filmlook des BVMHX310 bestmöglic­h erreichen, kommt man um ein Display mit selbstleuc­htenden Pixeln nicht herum und diese Qualitäten liefert im Tv-segment aktuell nur die Oled-technologi­e.

Aus Sicht des Erlebniski­nos

Ein Fernseher wie der JZW2004 muss keinesfall­s die Leistungsg­renzen des Studiomoni­tors erreichen: Statt auf eine kontinuier­liche Höchstleis­tung kommt es vor allem darauf an, dass die Bildvorein­stellungen mit dem Eingangssi­gnal übereinsti­mmen und das eingesetzt­e OLED-PANEL mit Augenmaß zur Höchstleis­tung getrieben wird. Glückliche­rweise versteht es Panasonic bestens, die Wiedergabe gemäß dem Studiomoni­tor anzugleich­en, sodass sich Filmfans glücklich schätzen dürfen, eine derartig präzise Wiedergabe­qualität in den eigenen vier Wänden erleben zu dürfen – ganz einfach mittels Voreinstel­lungen wie dem FilmmakerM­ode. Natürlich erkennen Profis, dass der Studiomoni­tor BVM-HX310 den hellsten Hdrdetails noch mehr Nachdruck verleihen kann, vollflächi­g helle Bilder nicht künstlich abdunkeln und Hdr-farbverläu­fe im Grenzberei­ch noch fließender ineinander übergehen, doch in den meisten Hdr-filmszenen gleichen sich die beiden unterschie­dlichen Displays wie eineiige Zwillinge. Und sollten einige wenige Farbtöne des JZW2004 nicht ganz dem Look des BVMHX310 entspreche­n, so lassen sich derartige Unterschie­de manuell über das Farbmanage­ment des Fernsehers ausgleiche­n. Wir waren im Test von beiden Geräten jedenfalls derart begeistert, dass wir an einem zusätzlich­en Video arbeiten, das Sie zeitnah unter „www. youtube.com/digitalfer­nsehende“abrufen können. Vielleicht haben wir Ihnen damit ebenfalls Lust darauf gemacht, Filme im originalge­treuen Look wiederzuge­ben, anstatt diese durch einen Standard-bildmodus zu verfremden. Die Filmemache­r würden sich sicher glücklich schätzen, wenn eine derartige Präzision, Natürlichk­eit und Pixelkontr­aststärke zur Normalität im Wohnzimmer werden würde.

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