„Es ist unmöglich, eine Katze zu kontrollieren“
Als kleine Nikolaus-überraschung durften wir am Abend des 6. Dezembers mit Zoë Kravitz videotelefonieren, die im neuen „The Batman“-film Selina Kyle, alias Catwoman, spielt. Dafür, dass sie bereits einen Interview-marathon mit vielen ähnlichen Fragen hinter sich hat und auch die nächsten Stunden damit verbringen wird, wirkt die Mittdreißigerin während des Gesprächs erstaunlich entspannt und gut gelaunt.
Zoë, bezüglich Deines Charakters Catwoman: Wie hast Du Dich diesem Charakter in der Vorbereitungsphase genähert?
Wir alle kennen Catwoman als diesen ikonischen Charakter. Sie ist eine solch starke Frau. Und der Umgang mit ihr ist sehr schwierig. Daher ist es ziemlich aufregend, solch einen Charakter darzustellen, mit all den verschiedenen Schichten und Versionen von einem selbst. Es ist natürlich auch einschüchternd, einen Charakter zu spielen, der schon von so vielen Darstellerinnen verkörpert wurde und den so viele Menschen mögen. Für mich war es daher am schwierigsten, das alles auszublenden, damit ich mich darauf konzentrieren konnte, mit der menschlichen Person, die dahinter steckt, zu verschmelzen und einen echten Charakter zu formen.
Catwoman ist eine sehr starke Frau. Quasi eine Superheldin. Woher kommt Deiner Meinung nach diese Kraft? Die Kraft der Katzen.
Die Kraft kommt von … Selina ist eine Überlebende. Sie überstand eine Menge Schicksalsschläge in ihrem Leben. Sie hat also schon viel gesehen und erlebt, was sie stärker gemacht hat. Und sie ist eine Kämpferin. Außerdem fordert sie Gerechtigkeit – nicht nur für sich selbst, auch für andere Leute. Und wie immer haben unterschiedliche Menschen unterschiedliche Meinungen, was Gerechtigkeit überhaupt ist. Oder wie man sie erreicht. Ich denke es ist aber definitiv ihr persönlicher Hunger nach Gerechtigkeit, der sie so unglaublich macht.
In den Trailern sieht Deine Maske wie eine relativ improvisierte Skimaske aus. Wird es noch eine weitere, katzenähnlichere Maske im Verlauf des Films geben?
In diesem Film nicht. Wir begegnen hier Selina Kyle in einem sehr spezifischen Augenblick. Die Idee dahinter ist, die Handlung an diesem Punkt ihrer Entwicklung so bodenständig wie nur irgend möglich zu machen. In ihrem Alltag arbeitet sie in einem Club, sie lebt in Gotham – das ist also etwas, worüber sie verfügt.
Sie ist noch nicht vollständig zu Catwoman geworden. Wir wollten hier also nichts überspringen und ihr die Chance geben, sich Schritt für Schritt zu entwickeln. Im Gegensatz dazu ist Bruce Wayne schon an einer ganz anderen Stelle:
Er hat seinen Anzug und seine Maske etc., während sie einfach nur eine Diebin ist. Und das ist, meiner Meinung nach, ein ziemlich witziger Ausgangspunkt.
Ich habe gelesen, dass Du mit Deiner Rolle keinen Fetischismus bedienen willst. Was meinst Du damit genau?
Damit meinte ich, dass ich nicht wollte, dass sie nur eine Idee/ideologie ist. Stattdessen sehe ich sie als eine menschliche Persönlichkeit. Das soll nicht heißen, dass sie nicht sexy sei oder kein Sexleben hätte und all die Dinge, die sie als starke Persönlichkeit ausmachen.
Wenn etwas richtig zum Fetisch gemacht wird, dann reduziert es sich auf das Äußere vs. das Innere. Aber sie ist ein echter Mensch, der viel Reales durchgemacht hat. Und die Person, die sie nun ist, ist sie durch das ganze Elend geworden. Ich wollte also sicherstellen, dass wir den Charakter von Innen nach Außen betrachten und dass ihre Sexualität etwas ist, worüber sie die Kontrolle hat. Dass es einen Grund dafür gibt, dass sie so ist, wie sie nun ist.
Musstest Du während der Dreharbeiten eigentlich eine echte Peitsche schwingen? Oder ist das CGI?
(lacht) Nein, nein, das ist echt! Das war eine reale Peitsche und es hat großen Spaß gemacht zu lernen, wie man diese benutzt und wie man damit nach Objekten greift – das war echt lustig!
Deine Rolle ist sehr physisch angesiedelt, wie erinnerst Du Dich daran? War es sehr anstrengend?
Jaaaa, sehr viel Training! Viele Workouts! Der Trainings-part vor dem Dreh war deshalb so interessant, weil er eben auch einen großen Teil dieses Charakters ausmacht. Da geht es schon sehr darum, wer sie ist und wie sie sich bewegt. Das war sehr spaßig und notwendig, um zu verstehen, was sie als Mensch ausmacht.
Als dann aber der Dreh begann und ich alles so beibehalten musste, war das wirklich hart. So ein Drehtag dauert schon einmal 10 bis 12 Stunden. Dann geht man nach Hause, muss zwei Stunden lang trainieren – was das letzte ist, was man tun möchte, weil man so müde ist. Dann bereitet man sich auf die morgigen Szenen vor. Die Arbeit setzt sich also fort bis zum Schlafengehen. Und dann beginnt alles wieder von vorne. Ich war physisch wirklich sehr, sehr geschafft davon.
Könntest Du Dir vorstellen, die Hauptrolle in einem reinen „Catwoman“-film zu spielen?
Ach – das kann ich mir schon vorstellen. Warum nicht? Ich meine aber, selbst dieser Dreh war sehr schwer und physisch unglaublich fordernd.
Und Rob(ert Pattinson) lastet eine große Verantwortung auf den Schultern. Ein Filmprojekt dieser Größenordnung zu tragen, ist immer ziemlich einschüchternd. Daher bin ich froh, dass ich das in diesem Fall nicht übernehmen musste.
Die letzte Frage: Bist Du eigentlich eine Katzen-person?
Ich liebe Katzen! Das hat einige Zeit gedauert, bis ich Katzen mochte.
Das Ding ist: Ich BIN eine Katze. Es gibt Leute, die charakterlich eher Hunden, und andere, die Katzen ähneln. Und ich bin so ziemlich wie eine Katze: Ich mag es, alleine zu sein. Niemand weiß, was ich denke. Ich kann sehr schnell vom lieben in den nicht so freundlichen Modus schalten. Das war sehr witzig, als ich das feststellte und dachte, „Vielleicht mag ich keine Katzen, weil ich selber eine BIN?!“
Für diese Rolle verbrachte ich viel Zeit mit Katzen. Und … ja, sie sind ziemlich interessante Wesen, weil ihnen alles egal ist, außer das, was sie gerade tun wollen. Es ist unmöglich, eine Katze zu kontrollieren. Und das ist ziemlich cool!
Danke für das Gespräch!