„Ich nehme hier eine sehr starke Ästhetik wahr“
Paul Dano ist einer der großen Charakterdarsteller unserer Zeit. In vielen Filmen hat er bereits sein Gespür für außergewöhnliche und streitbare Figuren bewiesen. Im neuen „Batman“-film wird er als der Riddler die Rolle des Antagonisten übernehmen und wir durften ihm erfreulicherweise ein paar Fragen dazu stellen.
Hallo Paul. Hast Du eine persönliche Bindung zum Batman-franchise oder war das alles Neuland für dich?
Ich nehme an, dass ich ein Neuling bin. Als Kind habe ich Comics und Sammelkarten geliebt und damals waren die X-men meine Lieblingshelden. In der Film-welt aber war für mich Batman der wichtigste Superheld. Ich erinnere mich, wie ich Tim Burtons „Batman“gesehen habe, als ich noch klein war. Ich lebte damals in
New York City und war sehr beeindruckt von der Darstellung Gothams. Jack Nicholson wurde zu einem meiner ersten Lieblingsschauspieler. Über die Gelegenheit, bei einem Batman-film mitzuwirken, könnte ich daher kaum glücklicher sein, denn Batman ist wahrscheinlich der coolste von allen. Es gibt gute Gründe, warum es so vielen brillanten Comic-autoren, Künstlern und Filmemachern immer wieder gelingt, diesen außergewöhnlich kraftvollen Archetypen auf eine neue Weise zu interpretieren. Das macht mich inzwischen selbst zu einem absoluten Batman-fan. Die Dreharbeiten sind schon lange vorbei und ich habe nach wie vor viel Freude an den Comics und dem Universum.
Was, denkst Du, zeichnet deine Figur, den Riddler, im Besonderen aus?
Es begann damit, dass ich Matt Reeves Drehbuch gelesen habe und es mich umgehauen hat. Reeves bringt seine ganz eigene Interpretation von Batman und Gotham rüber. Es geht darüber hinaus, was ich bisher in anderen Batman-filmen gesehen habe. Es gibt definitiv starke Noir-, Krimi- und Mystery-elemente, die sich wieder mehr an den Comics orientieren. Und wer würde dabei besser passen als der Riddler, dessen Rätsel es für Batman zu knacken gilt.
In den Trailern bekommt man den Eindruck, dass sich der neue Batman-film wieder mehr an der Comic-ästhetik orientiert. Wie habt Ihr Euren Kompromiss zwischen Realismus und der Comic-fantasie gefunden?
Ich liebe diesen Aspekt bei Batman und genau das war eine der größten Herausforderungen. Während die Story und der Umfang epische Ausmaße besitzen und der Archetypus sehr mächtig ist, wollten wir in diese neue Filmversion etwas Persönliches und Emotionales einfließen lassen. Die Balance zwischen diesen beiden Ansprüchen zu finden, war ebenso herausfordernd, wie es Spaß gemacht hat. Und ich denke, dass du recht hast: Ich nehme hier auch eine sehr starke Ästhetik wahr. Ich fühle mich sehr wohl damit, was wir uns vorgenommen haben und welche Perspektive wir uns gegeben haben. Ich habe den Film noch nicht gesehen, aber ich bin sehr gespannt darauf.
„Batman“zeichnet die Dystopie einer korrupten Gesellschaft. Gibt es im Film Bezüge zu aktuellen Ereignissen bzw. aktuellen sozialen Konflikten oder bleibt es rein fiktiv?
Ich schätze, dass es sich hier eher um reine Fiktion handelt. Aber unter der Oberfläche gibt es diese Dimension. Die Korruption in Gotham hat etwas Zeitloses. So etwas geschieht in Gesellschaften ständig. Daher denke ich, dass man auf dieser Ebene viele Anknüpfungspunkte findet. Uns allen war es wichtig, dass das Publikum zu den Charakteren eine Verbindung aufbauen kann, und sei es eine rein emotionale. Aber ich bin neugierig, was die Zuschauer aus dem Film ziehen werden und welche Bezüge für sie wichtig sein werden.
Deine Rolle, der Riddler, ist offensichtlich ein Psychopath. Gibt es womöglich Fallstricke, die man bei der Verkörperung solcher Charaktere beachten muss?
Ich denke, ich würde ihn nicht so schnell als Psychopathen abstempeln, wie du es vielleicht tust, denn ich muss die Dinge stets von seinem Standpunkt aus betrachten... (Überlegt eine Weile). Ja, da gibt es Fallstricke. Es war von Anfang an klar, dass es sich hier um eine sehr spezielle Welt handelt. Der Film und das Drehbuch sind sehr stark konzeptioniert. Die Person im Inneren des Riddler musste für mich so real wie möglich werden. Ich denke, wenn es zu allgemein wird, dann kommen auch die Fallstricke. Aber wenn es einen wahrhaftigen Kern gibt, können diese Fallstricke vermieden werden. Für mich ist es eine ansprechende Welt mit sehr reizvollen Charakteren, in die man tief eintauchen kann. Es war auch nicht immer einfach. Manchmal hat es sehr viel Spaß gemacht und manchmal war es sehr anstrengend. Aber ich freue mich sehr darauf, über den Film reden zu können, wenn das Publikum ihn auch gesehen hat.
Kannst Du uns vielleicht noch ein wenig von den Herausforderungen während der Dreharbeiten berichten?
Wir haben uns alle sehr bemüht. Aber mir fällt eigentlich nichts ein, was außergewöhnlich herausfordernd war, abgesehen davon, dass es sich hierbei um eine Art von Film handelt, wo man alles gibt und auf jedes Detail achten muss, um die Welt lebendig werden zu lassen – sowohl für einen selbst als auch in Respekt und Wertschätzung für die Vorlage und für die Fans. Ich würde sagen, dass jede Szene auf ihre eigene Weise herausfordernd war. Aber es war sehr aufregend, das Gleichgewicht zu finden zwischen dem Archetypus, den Comic-büchern und jenen Elementen, die die Charaktere für mich persönlich greifbar machen. Mir gefiel es schon immer, dass „The Batman“dem Drama sehr nahe ist. Bruce Wayne wurde ja zu Batman aufgrund der Ermordung seiner Eltern. Ich denke, solche Dramen können eine starke Antriebskraft hin zu etwas Gutem, aber auch zu etwas Schlechtem sein. Die Trailer zeigen das sehr eindrucksvoll. Wenn Rob (Robert Pattinson – Anm. der Redaktion) dort sagt: „Ich bin die Rache“, dann hat das etwas sehr Wirkmächtiges.
Dann vielen Dank für das Gespräch!