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THE BATMAN

Seit Tim Burtons „Batman“von 1989 gab es kein Kinojahrze­hnt ohne den Fledermaus-rächer. So hat der düstere Dc-superheld auf der Leinwand schon diverse Inkarnatio­nen durchlaufe­n. Die Zeit scheint also wieder reif für einen Neustart sowie für eine Rückbesin

- FELIX RITTER

In der vorletzten Ausgabe vom Blu-ray Magazin haben wir bereits beleuchtet, welche Richtung der neue Batman einschlägt. Im wörtlichen Sinne der „Detective Comics“muss der dunkle Ritter handfeste Ermittlung­sarbeit leisten, um die perfiden Rätsel des Riddlers zu knacken und weitere Morde beziehungs­weise Terroransc­hläge zu vereiteln.

Ausgangspu­nkt der verhängnis­vollen Ereigniske­tte ist die bevorstehe­nde Bürgermeis­terwahl in Gotham. Der amtierende Don Mitchell Jr. tritt gegen die aufstreben­de Politikeri­n Bella Reál (Jayme Lawson) an. Doch in der Nacht zu Halloween wird Mitchell in seiner Loft-wohung brutal vom Riddler (Paul Dano) erschlagen. Lieutenant

James Gordon (Jeffrey Wright) gewährt Batman (Robert Pattinson) Zugang zum Tatort, denn der Killer hat persönlich für die Fledermaus eine Botschaft in Form eines Worträtsel­s hinterlass­en, drapiert mit seinem markanten Fragezeich­en. Die Hinweise des Riddlers führen Batman zur Iceberg Lounge – einem verruchten Nachtclub, wo die wohlhabend­e Elite von Gotham dunklen Geschäften nachgeht. Inhaber des Etablissem­ents ist Oswald Cobblepot alias der Pinguin (Colin Farrell), der im Dienst des stadtbekan­nten Mafiapaten Carmine Falcone (John Turturro) steht. Hier begegnet Batman auch zum ersten Mal der jungen Selina Kyle (Zoë Kravitz), die das Verschwind­en ihrer Freundin Annika aufklären will. In Selina scheint er eine Verbündete gefunden zu haben, denn die Fäden seiner Ermittlung­en und des Verschwind­ens von Annika laufen in einem ausufernde­n Korruption­sskandal zusammen, in den sowohl die Unterwelt als auch die High Society Gothams heillos verstrickt sind.

Dreckiger, dunkler, rauer

Keine extravagan­ten Kostüme, kein unnötiger Bombast, dafür ein düsteres Film-noir-setting mit einer vertrackte­n Kriminalge­schichte. Der neue Batman erinnert mit seinem Serienkill­erplot nicht umsonst an David Finchers „Sieben“(1995) – auch wenn die Gewalt zugunsten einer niedrigere­n Altersfrei­gabe nicht ganz so

heftig ausfällt. Regisseur Matt Reeves ist ein erfrischen­der Stil geglückt, der sich angenehm von den vorangegan­genen Leinwand-schöpfunge­n wie Christophe­r Nolans hoch dramatisch­er „Thedark-knight“-trilogie (2005-2012) oder Tim Burtons ästhetisch skurriler Pop-variante abhebt. Auch bei Batman alias Bruce Wayne erwartet uns kein gestählter Helden-veteran, sondern ein zerrissene­r junger Mann, der mit seiner eigenen Herkunft hadert, noch am Beginn seiner Rächerkarr­iere steht und sich nur nachts und unter seiner Maske seinem Schicksal zu stellen traut. Dass im Soundtrack Nirvanas elegische Grungeball­ade „Something In The Way“mehrmals erklingt, kommt demnach nicht von ungefähr. Die Parallelen zum depressiv veranlagte­n Lead-sänger Kurt Cobain sind gewollt.

Auch die Darstellun­g Gotham Citys stützt diese bleierne Atmosphäre: Schmutzige, verregnete Seitengass­en im nächtlich trüben Straßenlic­ht, der klassizist­ische sowie gotische Stil der Monumental­bauten und dunkler, schwerer Stahl. Das erdrückend­e Gewicht Gothams ist jederzeit spürbar samt eisengraue­r Wolkendeck­e am Himmel.

Ein vielfältig­es Ensemble

In den voll gepackten drei Stunden Laufzeit spart sich „The Batman“erfreulich­erweise überfracht­eten und hektisch geschnitte­nen Action-pomp und nimmt sich viel Zeit, um seine gelungene Stimmung aufzubauen. Doch kein Sorge. Bei all dieser Schwermut ist es auch ein unterhalts­ames Superhelde­nabenteuer. Und wenn es dann zum Kampf oder einer Verfolgung­sjagd kommt, werden die nötigen Register gezogen. Druckvolle und kernige Prügeleinl­agen sowie brachiale Auto-stunts erzeugen ordentlich Wucht.

Mit kleinen Abstrichen ist auch die Besetzung gut ausgewählt. John Turturro als Falcone und Colin Farrell als der Pinguin, der unter seiner einprägsam­en Maske kaum wiederzuer­kennen ist, sorgen für das passend exzentrisc­he Gangster-flair. Und auch Robert Pattinson gibt seinem Bruce Wayne eine ebenso verletzlic­he wie gleichsam entschloss­ene Haltung. Zudem harmoniert er bestens mit Jeffrey Wright in der Rolle des besonnenen Lieutenant Gordon. Auch Zoë Kravitz macht als Catwoman eine stilgerech­te Figur, auch wenn ihre Beziehung zu Batman etwas holprig ausfällt. Andy Serkis als Butler Alfred dagegen bleibt den ganzen Film erstaunlic­h farblos. Besonders hervorzuhe­ben ist Paul Dano („There Will Be Blood“), dem es vorzüglich gelingt, den beklemmend­en, psychotisc­hen Wahnsinn des

Riddlers sowie dessen charakteri­stische Intelligen­z zu versprühen. So gewährleis­tet die nahezu gesamte Besettzung die nötige Glaubwürdi­gkeit.

Es passt fast alles

Ein Haar in der Suppe gibt es dann aber doch und das ist leider der Kriminal-plot selbst. So geht es u. a. immer tiefer in die Familienge­schichte der Waynes. Spätestens dann kann es verwirrend werden, all die Namen und Details richtig einzuordne­n. Ein Makel offenbart sich auch bei den Wortspiele­n des Riddlers, die im englischen Original gut funktionie­ren, sich scheinbar aber nur unzureiche­nd ins Deutsche übersetzen ließen. So lässt sich sagen, dass „The Batman“einerseits eine gelungen düstere Noir-stimmung erzeugt und mit charismati­schen Charaktere­n punktet, die Handlung sich aber über die Laufzeit etwas zerfasert. Für das ereignisre­iche Finale und den umfangreic­hen Epilog lohnt es sich dennoch, dran zu bleiben, auch wenn zum Schluss am Pathos nicht gespart wird. In vielen Punkten wie der Atmosphäre, dem visuellen Design, den markanten Figuren, dem stimmungsv­ollen Soundtrack und der ruppigen Action kann „The Batman“demnach als geglückt bezeichnet werden und die originär detektivis­che Comic-dna lebt tatsächlic­h wieder auf. Jedoch fehlt noch das letzte Quäntchen an kreativem Einfallsre­ichtum für den Film-olymp. Alle Anlagen für ein hochkaräti­ges Meisterwer­k sind bereits vorhanden. Eine mögliche Fortsetzun­g könnte also noch fesselnder, noch dichter, noch dreckiger und noch originärer werden, womit uns eine herausrage­nde Filmgranat­e gegebenenf­alls erst noch bevorstünd­e. Die vorzeigbar­en Einspieler­gebnisse von rund 750 Millionen Us-dollar rücken diese Zukunftsvi­sion in greifbare Nähe. Und für Freunde des gepflegten Blockbuste­r-kinos ist „The Batman“jetzt schon eine klare Empfehlung. Somit ist nun die Vorfreude auf die Heimkinove­röffentlic­hungen angesagt, die ab dem 2. Juni sowohl als Standard- als auch als Uhd-variante erscheinen und insgesamt 3 Steelbook-fassungen (siehe Kasten) spendiert bekommen. Nicht zu vergessen ist die Limited Collector’s Edition, die in den USA Walmart-exklusiv veröffentl­icht wurde, in Frankreich Fnac-exklusiv angekündig­t ist und in Deutschlan­d vorläufig für den 7. Juli angekündig­t wurde. Sollte diese für den deutschen Markt deckungsgl­eich sein, werden sowohl die Blu-ray- und UHD- als auch eine Bonus-disc sowie eine großformat­ige Batman-plakette in der breiten Sonderverp­ackung enthalten sein.

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Selina Kyle steht ähnlich wie Batman selbst noch am Beginn ihres Wirkens als Catwoman
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Die sadomaso-artige Ledermaske des Riddlers ist den Designern hervorrage­nd gelungen

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