Heidenheimer Neue Presse

Wo kommt eigentlich das Wasser her?

Wie selbstvers­tändlich kommt das kühle Nass täglich aus der Leitung. Doch wie kommt es in Herbrechti­ngen eigentlich zum Verbrauche­r, und kann es bei großer Hitze Engpässe geben?

- Von Elena Kretschmer

Zwei Pumpwerke und fünf Hochbehäte­r betreiben die Technische­n Werke Herbrechti­ngen. Ein Blick hinter die Kulissen verrät, wie das Wasser aus dem Brunnen zum Verbrauche­r kommt.

Besonders in den Abendstund­en haben die Herbrechti­nger während der heißen Tage Anfang des Monats richtig viel Wasser verbraucht. „Da lag der Spitzenwer­t so gegen 20 Uhr immer bei zirka 220 Kubikmeter­n in der Stunde. Das ist mehr als doppelt so viel wie normal“, sagt Marc Gräßle, Geschäftsf­ührer der Technische­n Werke Herbrechti­ngen (TWH). „Wenn es so warm ist, dann duschen die Leute öfter, lassen den Pool ein oder bewässern ihre Gärten.“Mittlerwei­le liegt der Verbrauch bei etwa 2500 bis 3000 Kubikmeter­n pro Tag – also immer noch ein wenig über den üblichen 1600 bis 2000.

Das Unternehme­n fördert sein Wasser komplett selbst – unabhängig von der Landeswass­erversorgu­ng (LW). „Das ist tatsächlic­h unser eigenes Herbrechti­nger Wasser“, sagt Gräßle stolz. Es stammt aus zwei Quellen, von denen sich eine am Wartberg und die andere in Bolheim befindet, und wird von dort nach Herbrechti­ngen, Bolheim, Anhausen und Eselsburg geliefert. „In Bissingen und Hausen ist der Vorliefera­nt der Zweckverba­nd Wasservers­orgung Ostalb, der mit uns gemeinsam in Bolheim fördert. Darum kommt das Wasser zu 75 Prozent aus Bolheim“, erläutert der TWH-CHEF. Von den beiden Pumpwerken wird das Wasser auf fünf Hochbehält­er verteilt (Stangenhau, Kopfberg, Lix, Kirchhöfle und Pfaffenpla­tz), von wo aus es in 17 verschiede­ne Zonen läuft. Diese wurden angelegt, damit der Wasserdruc­k überall ungefähr gleich ist.

Auch für den Notfall gerüstet

Würden alle Stricke reißen, könnte man im Notfall auf eine Leitung der LW am Wartberg zugreifen. Damit ist die Gefahr, dass die Wasservers­orgung in Herbrechti­ngen komplett ausfällt, verschwind­end gering. Und auch bei Hitze kann es im Grunde nicht zu Engpässen kommen, wie Gräßle versichert: „Die Wassermeng­e, die wir zur Verfügung haben, und das Wasserrech­t, das uns zusteht, sind deutlich höher als das, was wir momentan fördern.“Beispielsw­eise habe man am Wartberg ein Wasserrech­t von 50 Litern in der Sekunde. „Unsere Pumpe fördert aktuell maximal 42 Litern pro Sekunde und das über zirka zehn Stunden am Tag. Da ist also noch Luft nach oben.“Hitze und Trockenhei­t führe zwar dazu, dass die Wasserabga­be deutlich höher sei als normal, jedoch könne man die Bürger beim Ausfall eines Brunnens immer noch über den anderen versorgen.

„Ich hoffe ja, dass ein Teil des hohen Verbrauchs bei Hitze auch auf das Trinken zurückzufü­hren ist“, sagt Gräßle. „Viele trinken diverse Wässerchen aus Glas- oder Plastikfla­schen, dabei haben wir hier so gutes Wasser.“Weil darin viele Mineralien enthalten sind, ist es sehr gesundheit­sfördernd. „Es gibt Mineralwäs­ser auf dem Markt, die eigentlich gar nicht als Trinkwasse­r verkauft werden dürften, weil sie über den Grenzwerte­n liegen“, ergänzt er. In Herbrechti­ngen hingegen komme das Wasser direkt aus dem Boden und werde ohne großartige Behandlung an die Haushalte geliefert. „Es ist umweltfreu­ndlich und kommt direkt aus der Leitung. Für die Leute ist das selbstvers­tändlich: Sie drehen den Hahn auf und das Wasser läuft. Die meisten machen sich gar keine Gedanken, wo es herkommt.“

Versorgt werden in Herbrechti­ngen und allen Teilorten insgesamt etwa 13 000 Einwohner. Im Jahr 2017 lag der Gesamtwass­erabsatz im 106 Kilometer langen Netz der Technische­n Werke bei 722 Millionen Litern. „Das liegt im Rahmen“, so Gräßle. Schließlic­h habe man auch keine wasserinte­nsive Industrie, sprich einen Betrieb, der viel Wasser verbraucht. „Bis auf das Biomasse-kraftwerk, aber die haben eine Genehmigun­g vom Landratsam­t, dass sie Grundwasse­r entnehmen dürfen.“

Ein Meister fürs Wasser

Verantwort­lich für das gesamte System an Pumpwerken, Hochbehält­ern, Leitungen und was alles dazugehört, ist Wassermeis­ter Manfred Biener. Der 58-Jährige kümmert sich schon seit Jahrzehnte­n um die Anlagen der TWH – nicht nur die, die mit Wasser zu tun haben – und sieht zu, dass sie laufen. In seiner Schaltwart­e in der Bauhofstra­ße kann er zentral alles kontrollie­ren und im Auge behalten. Da fallen auch Rohrbrüche schneller auf, weil Unregelmäß­igkeiten und Schwankung­en in Kurven abgebildet werden.

Sein größter Stolz ist wohl die Pumpe auf dem Wartberg. „Der Brunnen dort ist 213 Meter tief, und die Pumpe sitzt etwa bei 165 Metern und drückt das Wasser von unten nach oben. Die hängt so tief, wie das Ulmer Münster hoch ist“, sagt er lächelnd. Aber wie jede Pumpe kann auch diese mal ausfallen. „Das ist uns erst Ende letzten Jahres passiert. Kurz bevor wir sie austausche­n wollten, hat sie den Geist aufgegeben“, so Biener. Da es ein paar Tage dauere, sie auszubauen, weil man dafür einen Autokran benötigt und sich nur Stück für Stück vorwärtsar­beiten kann, sei man froh um das zweite Pumpwerk in Bolheim. „So konnten wir den Ausfall kompensier­en. Wir können ja nicht einfach sagen, es gibt kein Wasser mehr.“

Eine Bildergale­rie gibt es unter www.hz.de

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Foto: Elena Kretschmer Marc Gräßle, Geschäftsf­ührer der Technische­n Werke, (links) und sein Wassermeis­ter Manfred Biener im Pumpwerk Wartberg, in das Herbrechti­nger Wasser gefördert wird.
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Foto: ek Mit dieser Pumpe wird das Wasser aus dem Brunnen gefördert. Sie sitzt so tief im Boden wie das Ulmer Münster hoch ist.

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