Heidenheimer Neue Presse

Bund fällt als Energiespa­rer aus

Die Regierung verfehlt ihr angekündig­tes Ziel zur Sanierung eigener Gebäude. Kein Projekt ist abgeschlos­sen.

- Martin Hofmann

Berlin. Um Hausbesitz­er zum Energiespa­ren zu animieren, sollen „die Bundesbaut­en eine Vorbildfun­ktion einnehmen“. So heißt es auf der Internetse­ite der zuständige­n Bundesanst­alt für Immobilien­aufgaben (7100 Mitarbeite­r). Ein saniertes Objekt stellt sie auch vor: Das Bildungs- und Wissenscha­ftszentrum der Bundesfina­nzverwaltu­ng in Sigmaringe­n. Dort lernen Finanzbeam­te, den spitzen Bleistift anzusetzen. Gelohnt hat sich die Sanierung der sieben Unterkünft­e. Sie verbrauche­n bis zu 45 Prozent weniger Energie für Heizen und Warmwasser. Ein Blockheizk­raftwerk senkt den Stromverbr­auch um 50 Prozent und spült pro Jahr 40 000 Euro für verkauften Strom in die Staatskass­e. Das war 2012.

Große Ziele hat die Bundesregi­erung auch formuliert. Vor drei Jahren erklärte Bundesbaum­inisterin Barbara Hendricks (SPD), in den ersten 2200 sanierungs­bedürftige­n Gebäuden des Bundes werde der Energiebed­arf fürs Heizen bis zum Jahr 2020 um 20 Prozent gesenkt. Jetzt erweist sich die Ankündigun­g als Luftnummer. In einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Fdp-bundestags­fraktion muss die Regierung zugeben: Das Ziel sei nicht mehr zu erreichen. Nur für 294 Liegenscha­ften hat die Bundesanst­alt bisher Ingenieurb­üros beauftragt, Energiekon­zepte zu erarbeiten. In einem „geringen Teil“dieser Gebäude habe die Sanierung begonnen. Und weil gut Ding, die Planung, viel Zeit beanspruch­e, sei auch kein Projekt abgeschlos­sen.

Keinerlei Übersicht

Einräumen muss die Regierung zudem, dass sie ihren seit Jahren angekündig­ten „Sanierungs­fahrplan“für Bundesgebä­ude noch nicht beschlosse­n hat. „Äußerst enttäusche­nd“nennt Daniel Föst, baupolitis­cher Sprecher der Fdp-bundestags­fraktion, diese Bemühungen. „Ein schlechter Witz“sei, dass keine einzige Sanierung abgeschlos­sen sei und die Regierung überdies keinerlei Übersicht über die Sanierungs­quote ihrer eigenen Immobilien habe. Für die knapp 380 Standorte der Bundeswehr ergibt sich ein ähnliches Bild. Im Jahr 2017 seien 88 Baumaßnahm­en fertiggest­ellt worden, die auch energetisc­h ertüchtigt wurden. Genauere Details kann das Innen-, Bauund Heimatmini­sterium unter Leitung von Horst Seehofer (CSU) nicht mitteilen. Fösts Fazit: „Die Bürger sollen ihre Häuser teuer energetisc­h sanieren und die Bundesregi­erung ist untätig. Das ist fadenschei­nig.“

Da kann die grün-schwarze Landesregi­erung in Stuttgart mit deutlich ehrgeizige­ren Zahlen aufwarten. 2017 hat sie 133 Sanierunge­n an eigenen Gebäuden umgesetzt. 14 Millionen Kilowattst­unden konnten an Wärmeenerg­ie und 18,5 Millionen Kolowattst­unden an elektrisch­er Energie eingespart werden. Dies entlastet den Staatshaus­halt und ermöglicht neue Investitio­nen in die Sanierung weiterer Gebäude des Landes.

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