Mit an den Tisch
Man kann den Mann ja irgendwie verstehen: Kinder können nerven, und wenn sie im Restaurant ein Glas umwerfen oder Schlimmeres tun, dann ist das ärgerlich. Doch der Gaststättenbesitzer von Binz, der Eltern mit ihrem Nachwuchs nicht mehr bewirten möchte, überzieht mit seiner Reaktion. Denn eine gewisse Toleranz sollten Restaurantgäste – und vor allem der Gastgeber selbst – gegenüber Familien mit Kindern schon aufbringen.
Natürlich redet der Nachwuchs bei Tisch manchmal lauter, als er sollte. Und viele Jungen und Mädchen tun sich schwer, lange Zeit ruhig auf ihrem Stuhl sitzen zu bleiben. Kleinkinder wiederum können scheinbar grundlos anfangen zu schreien. Ist das alles schlimm? Nein, völlig normal. Es gehört zum Leben wie der Wein zum Fisch.
Das bedeutet freilich nicht, dass Kinder in einem Restaurant hemmungslos randalieren dürfen, während die Eltern dabeisitzen und das einfach geschehen lassen. Diese Extremfälle mag es geben. In solchen Situationen könnte der Gastgeber die Familie immer noch höflich, aber bestimmt vor die Tür weisen. Dann hat es eben nicht gepasst.
Doch der Gastwirt von Rügen will etwas anderes: das kinderfreie Restaurant. Mit dieser Entscheidung bedient er einen bedenklichen Trend. Denn in unserer überalterten Gesellschaft sind es viele Menschen kaum noch gewohnt, junges, quirliges Leben um sich zu haben.
Viele Senioren verbringen ihre Tage notgedrungen vor allem mit Altersgenossen. Mehr Durchmischung der Generationen wäre gut. Aber nicht das Abstecken von Ohne-kinder-reservaten.