Heidenheimer Neue Presse

Mit an den Tisch

- Michael Gabel zum kinderfrei­en Restaurant

Man kann den Mann ja irgendwie verstehen: Kinder können nerven, und wenn sie im Restaurant ein Glas umwerfen oder Schlimmere­s tun, dann ist das ärgerlich. Doch der Gaststätte­nbesitzer von Binz, der Eltern mit ihrem Nachwuchs nicht mehr bewirten möchte, überzieht mit seiner Reaktion. Denn eine gewisse Toleranz sollten Restaurant­gäste – und vor allem der Gastgeber selbst – gegenüber Familien mit Kindern schon aufbringen.

Natürlich redet der Nachwuchs bei Tisch manchmal lauter, als er sollte. Und viele Jungen und Mädchen tun sich schwer, lange Zeit ruhig auf ihrem Stuhl sitzen zu bleiben. Kleinkinde­r wiederum können scheinbar grundlos anfangen zu schreien. Ist das alles schlimm? Nein, völlig normal. Es gehört zum Leben wie der Wein zum Fisch.

Das bedeutet freilich nicht, dass Kinder in einem Restaurant hemmungslo­s randaliere­n dürfen, während die Eltern dabeisitze­n und das einfach geschehen lassen. Diese Extremfäll­e mag es geben. In solchen Situatione­n könnte der Gastgeber die Familie immer noch höflich, aber bestimmt vor die Tür weisen. Dann hat es eben nicht gepasst.

Doch der Gastwirt von Rügen will etwas anderes: das kinderfrei­e Restaurant. Mit dieser Entscheidu­ng bedient er einen bedenklich­en Trend. Denn in unserer überaltert­en Gesellscha­ft sind es viele Menschen kaum noch gewohnt, junges, quirliges Leben um sich zu haben.

Viele Senioren verbringen ihre Tage notgedrung­en vor allem mit Altersgeno­ssen. Mehr Durchmisch­ung der Generation­en wäre gut. Aber nicht das Abstecken von Ohne-kinder-reservaten.

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