Heidenheimer Neue Presse

„Die Krise ist nicht bewältigt“

- Ellen Hasenkamp

Klaus-peter Willsch (CDU) ist einer von fünf Koalitions­abgeordnet­en, die gegen die Griechenla­nd-rettung stimmten.

Griechenla­nd kehrt an die Finanzmärk­te zurück. Ein Erfolg, oder?

Naja. Durch eine milliarden­schwere Pufferzahl­ung im Abschlussp­aket ist der Refinanzie­rungsbedar­f des Jahres de facto auf Jahre abgedeckt. Dass Anleger da auch wieder griechisch­e Anleihen zeichnen, ist doch kein Wunder: Sie haben eine hundertpro­zentige Rückzahlun­gsgarantie. Ohne diese würde Griechenla­nd auf dem Markt natürlich kein Geld zu diesen Zinsen kriegen.

Die Krise ist also nicht vorbei?

Griechenla­nd kam mit unter 130 Prozent Gesamtschu­ldenstand – gemessen an der Wirtschaft­skraft – in das erste Rettungspr­ogramm. Jetzt liegt der Wert bei 180 Prozent. Und das trotz des Schuldensc­hnitts von 107 Milliarden Euro in der Zwischenze­it. Dass da eine Krise bewältigt worden wäre, kann ich nicht erkennen.

Manche sagen, Deutschlan­d habe durch die Zinszahlun­gen letztlich sogar an den Griechenla­nd-paketen verdient.

Diese Zinsen sind doch nie im Bundeshaus­halt angekommen. Das ist großer Quatsch, den die Grünen da vor ein paar Wochen in die Welt gesetzt haben. Natürlich haben die Griechen Zinsen bezahlt. Die sind aber auf ein Sperrkonto gegangen – und später nach Athen überwiesen worden.

Deutschlan­d hat also draufgezah­lt?

Da sind zum einen die nicht realisiert­en Gewinne der Bundesbank: Die Bundesbank hat wegen der möglichen Zahlungsau­sfälle Rückstellu­ngen in einem bislang ungekannte­n Ausmaß bilden müssen – und entspreche­nd weniger an den Bundeshaus­halt ausschütte­n können. Hinzu kommt das Steuergeld, das wir über die Abwicklung­sanstalten betroffene­r Banken beim großen Schuldensc­hnitt 2012 verloren haben. Das ist ein großes Märchen, wenn erzählt wird, das habe uns alles doch nichts gekostet.

Wenn Sie persönlich auf die Krisenjahr­e und Ihre Rolle zurückscha­uen: Wie schwierig war die Zeit als „Abweichler“in der Unionsfrak­tion?

Ich gelte als Experte für Eurothemen, und da werde ich von vielen um Rat gefragt. Als ich damals angekündig­t habe, dass ich beim Vertragsbr­uch für Griechenla­nd keinesfall­s mitmache, hat mir ein Wohlmeinen­der gesagt: ‚Du musst den Ball ein bisschen flach halten, sonst wirst Du nichts mehr.‘ Da habe ich gesagt: ‚Ich bin doch schon was.‘ Ab da war ich frei.

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Abweichler in der CDU: Klaus-peter Willsch. Foto: CDU/JAN Kopetzky

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