Liebe Pingeligkeit,
Du bist nicht unbedingt eine erstrebenswerte Charaktereigenschaft. Das ist uns bewusst. Aber manchmal können selbst wir Schwaben, die ja überhaupt nicht (ü-ber-haupt nicht!) für ihre Pingeligkeit bekannt sind, nicht anders. Zum Beispiel, wenn’s um die Heimat geht. In unserem Fall etwa um Heidenheim.
Oh, Du schönes Heidenheim. Du bist offenbar so schön, dass Du sogar als Ausflugstipp in einem Buch namens „Im Geopark Schwäbische Alb – Die schönsten Ausflugsziele für Familien“auftauchst. Hach, darauf kann man sich doch mal ordentlich was einbilden, oder? Schauen wir uns also an, was da so zu Heidenheim frohlockt und erzählt wird: Es gibt hier die Heidenschmiede, einen Felsvorsprung unter dem vor Tausenden Jahren Neandertaler Rast gemacht hatten. Das ist schon mal korrekt.
Was noch? Dieser Felsvorsprung liegt unterhalb von „Burg Hellenstein“. Wie bitte?
„BURG Hellenstein“?
Das ist ja wohl eine Unver . . . Nein, wir wollen nicht pingelig sein. Da hat sich einfach jemand verschrieben. Kann vorkommen. Um’s klarzustellen: Es heißt Schloss Hellenstein, ja? Danke.
Was steht denn da noch? Ach ja, was zur Knöpfleswäscherin, unserer Heidenheimer Nationalheldin. „Die junge Hausfrau hatte dem Liebsten eine Freude machen wollen“, heißt es da im Büchlein über die Sage von der heldenhaften Hausfrau. Und weiter: „So trug sie ihm Heidenheims Nationalgericht – mit viel Soße angemachte HefeKlöschen...“
WIE BITTE? HEFE-KLÖSCHEN?
Steht da tatsächlich. KLÖSCHEN??
Jetzt reicht’s! Pingeligkeit hin oder her, aber das kann ein Schwabe nun wirklich nicht auf sich sitzen lassen: Dass seine wunderschönen, großen Hefeknöpfle als Klöschen diffamiert werden, ist ja wohl wirklich eine bodenlose Frechheit. Das hat nichts mehr mit Dir zu tun, liebe Pingeligkeit. Das ist eine Frage der Ehre.
Aber Du liest das ja eh nicht.