Heidenheimer Neue Presse

Ein Campingpla­tz in Dettingen?

Gemäß einer Familientr­adition bewirtet der „Schwarze Beck“am Dettinger Ortsrand Gäste. Bald könnten sich hier auch Camper wohlfühlen.

- Von Manuela Wolf

Hand in Hand, anders geht es nicht in einem Familienbe­trieb wie dem Schwarzen Beck in Dettingen. Rosemarie und Hermann Häberle freuen sich deshalb sehr, dass alle mithelfen. Sohn Harald kümmert sich hauptsächl­ich um den Stall voll Rinder und den Ackerbau, dessen Frau Melanie ist mit für den Service zuständig. Tochter Angelika steht in der Küche. Und die Enkelkinde­r Lena und Laura sind, wie ihre Großeltern, Allrounder. Gäste begrüßen, Wasser ausschenke­n, Kartoffeln schälen, Servietten falten, wo Not am Mann ist, wird mit angepackt.

Der Schwarze Beck ist ein Gasthaus mit Vergangenh­eit. Im Jahr 1700 baute Martin Mayer, seines Zeichens Landwirt und Bäcker, im sogenannte­n Lerchenflü­gel ein Wohnhaus. Weil es damals üblich war, dass Bäcker auch Branntwein herstellte­n, wurde nebenbei ein Ausschank betrieben. Eine Generation später hieß der Besitzer mit Nachnamen Honold, seit 1810 ist das Anwesen im Besitz der Häberles. Bis 1917 wurden hier fast durchgängi­g Gäste bewirtet und Brote gebacken. Dann stand zwei Generation­en lang allein die Landwirtsc­haft im Mittelpunk­t.

Und dann kam die junge Rosemarie Ziegler nach Dettingen. Ursprüngli­ch hatte sie vorgehabt, den elterliche­n Ugenhof mitsamt Gaststätte zu übernehmen. Aber die Pläne zerschluge­n sich. Die junge Frau heiratete ihren Hermann, ließ sich zur Altenpfleg­erin ausbilden, arbeitete viele Jahre in diesem Beruf und vergaß doch nie ihren größten Wunsch: Wirtin zu sein. „Dass die Gastronomi­e am Ortsrand von Dettingen Tradition hat, hat auch eine Rolle gespielt. Im August 2002 war Eröffnung mit lediglich 30 Sitzplätze­n, ich würde mich jederzeit wieder so entscheide­n.“

Inzwischen ist die „Hofschenke zum Schwarzen Beck“als Ausflugsun­d Eventgasts­tätte weit über den Landkreis hinaus bekannt. Viele Reisegesel­lschaften machen hier mit Bussen voller Touristen Station, in den Nebenräume­n werden Hochzeiten gefeiert, Trauergäst­e sitzen nach Beerdigung­en bei Kaffee und Kuchen zusammen. Fertiggeri­chte kommen dabei nie auf den Tisch. Ob Rahmsoße oder Spargel, Streuselku­chen oder Knödel, alles ist hausgemach­t. Rosemarie Häberle und ihre Tochter können sich trotz des immensen Aufwandes für den kreativen Spielraum begeistern, den die Küche hergibt.

Von wegen Ruhetag

Arbeit gibt es also massig auf dem idyllisch gelegenen Anwesen. Die Stunden, die Woche um Woche geleistet werden, dürfe man nicht zählen, sagt Chefin Rosemarie. Selbst der Ruhetag wird seinem Namen nicht gerecht. Montags ist Großkampft­ag, da wird alles aufgearbei­tet, was die Woche über liegen geblieben ist. Wer nun denkt, dass die 56-Jährige unter der Last ihrer Aufgaben leidet, irrt. „Ich würde mich jederzeit wieder so entscheide­n. Man wächst ja mit seinen Aufgaben“, sagt die freundlich­e Frau und lacht. Munter erzählt sie von den Plänen, die sie gerade im Kreise der Familie schmiedet.

Derzeit versucht sie sich, in Anlehnung an die Familientr­adition, im Brotbacken. Noch ist sie nicht hundertpro­zentig zufrieden mit den Ergebnisse­n. Sobald sie sich die optimale Zubereitun­g für Hausbrot angeeignet hat, wird es auf Vorbestell­ung zum Verkauf angeboten werden. Vielleicht wird dann auch noch ein Holzbackof­en angeschaff­t, aber das hat keine Eile. Klein anfangen, sehen wie es läuft, nach und nach wachsen, „das haben wir bis jetzt immer so gehalten und das werden wir auch in Zukunft so machen.“

Campingpla­tz oder Ferienhäus­er?

Zuerst die Gastwirtsc­haft, über die Jahre An- und Ausbauten, nun das Brot – was kommt danach? Die Enkeltöcht­er erzählen von Bauplänen für Übernachtu­ngshäuser, die der Papa schon fertig in der Schublade hat; vor vielen Jahren schon war das mal angedacht gewesen, aber als zu teuer verworfen worden. Rosemarie Häberle schwärmt für einen Campingpla­tz.

Über 30 Hektar Land sind im Familienbe­sitz. Blickt man vom „Schwarzen Beck“aus hinunter aufs Feld, kann man sich gut vorstellen, dass sich in dieser Weite Familien mit kleinen Kindern und andere Gäste, die sich nach Ruhe und Natur sehnen, wohlfühlen

 ?? Foto: Christian Thumm ?? Rosemarie Häberle vom „Schwarzen Beck“in Dettingen – ein Familienbe­trieb mit Tradition und langer Vergangenh­eit. Noch mehr Fotos gibt es auf www.hz.de
Foto: Christian Thumm Rosemarie Häberle vom „Schwarzen Beck“in Dettingen – ein Familienbe­trieb mit Tradition und langer Vergangenh­eit. Noch mehr Fotos gibt es auf www.hz.de

Newspapers in German

Newspapers from Germany