Ein Meister der Vorratshaltung: Der Eichelhäher (Garrulus glandarius)
Als „Wächter des Waldes“macht er nicht nur seine Artgenossen auf drohende Gefahren aufmerksam. Sein Warnruf ertönt meist, bevor der Vogel selbst entdeckt wird. Der Name „Häher“leitet sich wie bei seinem in unseren bergigeren, nadelholzreicheren Regionen vorkommenden Verwandten, dem Tannenhäher, von der heiser krächzenden Stimme her. Doch er hat auch andere Musikgenres in seinem Repertoire drauf: Häufig imitiert er weitere Waldbewohner – besonders beliebt ist der Ruf des Mäusebussards. Die Imitationen sind so gekonnt, dass ihnen sogar Vogelexperten auf den Leim gehen.
Eine weitere herausragende Eigenschaft des Eichelhähers ist die erfolgreiche „Schatzsuche“. Er hat ein phänomenales Gedächtnis, die Schatzkarte im Kopf! Im Herbst vergräbt er unzählige Eicheln – seine namengebende Lieblingsspeise – und Nüsse, die ihm im Winter als Nahrungsvorrat dienen.
Da nicht alle der vielen Tausend vergrabenen Samen wiedergefunden oder benötigt werden, sorgt der Vogel für die natürliche Verbreitung der Bäume. Bei der Vorratslagerung wird er nur vom nordamerikanischen Eichelspecht übertroffen, der Eicheln und Nüsse in eigens dafür gezimmerte Löcher klemmt. Das Vorratslager kann im Laufe von Generationen bis zu 50 000 Löcher umfassen.
Zurück zu „unserem“Eichelhäher: Im Spätsommer und Herbst, wenn er weitere Strecken fliegt, um Nüsse, Eicheln, Kirschen und andere Früchte zu sammeln, bekommt man den Waldbewohner am ehesten zu Gesicht. Als Rabenvogel ist er auch ein Nesträuber der Singvögel. Wegen seiner gefälligen Optik und seiner zurückgezogenen Lebensweise ist er jedoch bei Weitem nicht so verhasst wie seine schwarzen Verwandten.
Innerhalb seines großen Verbreitungsgebietes, das sich vom Westen Europas bis in den äußersten Osten Asiens erstreckt, haben sich viele Färbungsvariationen herausgebildet. Es lohnt sich also, genau hinzuschauen.