Heidenheimer Neue Presse

Von den Verfehlung­en eingeholt

Film Roman Polanski wird heute 85. Die Kinowelt ächtet ihn wegen eines Missbrauch­s und seiner Flucht vor der Strafe.

- dpa

Paris. Das Leben von Roman Polanski gleicht einem griechisch­en Theaterstü­ck, in dem sich Triumph und Tragödie abwechseln. Im Weltkino hat es der polnisch-französisc­he Regisseur mit Filmen wie „Chinatown“und „Rosemaries Baby“zum Meister geschafft. Privat hat er schwere Schicksals­schläge ertragen und wird von den Folgen seiner Verfehlung­en eingeholt. Heute wird er 85.

Polanskis Familie war in Krakau der Judenverfo­lgung der Nazis ausgesetzt. Seine Mutter wurde 1942 im KZ Auschwitz ermordet, als er elf war. Er floh 1943 aus dem Krakauer Ghetto. 1963 verließ er Polen und emigrierte in die USA. 1969 wurde seine schwangere Frau Sharon Tate von Anhängern der Manson-sekte in Los Angeles ermordet.

Im Mai ist Polanski nach fast 50 Jahren aus der Oscar-akademie ausgeschlo­ssen worden. 2017 hatte er auf den Ehrenvorsi­tz der Verleihung der französisc­hen César-filmpreise verzichtet, als Frauenrech­tlerinnen gegen seine Ernennung Sturm gelaufen waren, weil er in den USA seit 40 Jahren wegen Missbrauch­s einer Minderjähr­igen gesucht wird.

Polanski hatte sich 1977 schuldig bekannt. Er saß 42 Tage in Untersuchu­ngshaft. Aus Angst vor einer hohen Haftstrafe floh er jedoch aus den USA und ließ sich in Paris nieder. In Europa drehte er weiter. Im Jahr 1979 erschien „Tess“mit Natassja Kinski (1979) und 2002 „Der Pianist“. Beide wurden mit Oscars ausgezeich­net.

Dass Polanski vor der amerikanis­chen Justiz geflüchtet war, störte damals nicht. Auch Starschaus­pieler konnte er weiterhin gewinnen, ob Ewan Mcgregor, Pierce Brosnan, Kate Winslet, Jodie Foster, Christoph Waltz oder John C. Reilly.

Heute ist Polanski im Zuge des Weinstein-skandals und der „Metoo“-debatte zu einem widersprüc­hlichen und unbequemen Symbol geworden. Unterstütz­ung unter Schauspiel­kollegen findet er kaum noch. Polanski äußert sich selten dazu. Einmal sagte er, die „Metoo“-debatte sei scheinheil­ig. Viele unterstütz­ten diese Bewegung nur, weil sie vor ihr Angst hätten.

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Findet die #Metoo-debatte scheinheil­ig: Roman Polanski.Foto: Stanislaw Rozpedzik/dpa

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