Ist Monsanto ein zu großes Risiko?
Bayer Nach dem Glyphosat-urteil kam es zum Kurssturz: Womöglich hat sich der deutsche Konzern zu viel aufgehalst.
Leverkusen. Bayer-chef Werner Baumann hat mit der Übernahme des Us-saatgutriesen Monsanto Finanzgeschichte geschrieben, doch nun wachsen die Zweifel an der von Beginn an umstrittenen Fusion. „Mit dieser Transaktion schaffen wir erheblichen Wert für die Aktionäre, unsere Kunden, Mitarbeiter und für die Gesellschaft insgesamt“, versprach Baumann, als er den Deal vor rund zwei Jahren mit seinem Monsanto-pendant Hugh Grant besiegelte. Doch bislang bereitet die fast 63 Mrd. Dollar (55 Mrd. €) teure Tochter – der bisher teuerste Auslandszukauf eines deutschen Konzerns – nichts als Ärger.
Mit Blick auf die rechtlichen Risiken, die Bayer sich mit dem Zukauf aufgehalst hat, scheinen sich die schlimmsten Befürchtungen zu bewahrheiten. In den USA wurde Monsanto vor einer Woche wegen angeblich vorsätzlich verschwiegener Risiken seiner Unkrautvernichter verurteilt, 289 Mio. Dollar (254 Mio. €) Schadenersatz an einen Krebspatienten zu zahlen. Wenige Tage später folgte der nächste Schock: Monsantos Antrag, den Glyphosat-unkrautvernichter Roundup in Kalifornien von einer Liste krebserregender Chemikalien zu nehmen, wurde endgültig abgelehnt.
An der Börse fielen die Reaktionen heftig aus. Seit Anfang der Woche büßten Bayer-aktien rund 18 Prozent ein, das entspricht 15,7 Mrd. € an Börsenwert.
Das Urteil in der vergangenen Woche war nur der Auftakt – Monsanto steht in den USA vor einer Klagewelle. Hinzu kommen zahlreiche Sammelklagen wegen des Herbizids Dicamba. Am Mittwoch erschien eine Studie, laut der auf Haferfeldern gesprühtes Glyphosat in Frühstücksflocken und Müsliriegeln auftaucht.
Die Analysten glauben dennoch, dass die Börsianer überreagiert haben. Das erstinstanzliche Urteil wurde von Laienrichtern gefällt. Der Fall war durch das tragische Schicksal des unheilbar an Krebs erkrankten Klägers, Dewayne Johnson, emotional aufgeladen. Es ist völlig offen, ob die Entscheidung der Geschworenen im Berufungsverfahren besteht und ob Bayer als Eigentümerin von Monsanto die Summe jemals wird zahlen müssen. dpa Kommentar