Im Kübel auf den Berg
Bei einer Fahrt in der Cabrio-gondel kann man die Ursprünglichkeit des Sasso del Ferro erleben und hat einen wunderbaren Blick über den Lago Maggiore.
Die Augenbrauen des Schweizers ziehen sich leicht nach oben. Erstaunt blickt er die grüne Gondel Numero 9 an, die vor ihm hält. Ein kurzes „Geht das?“an seine Frau, und schon werden die beiden Erwachsenen mit ihrem Kleinkind sanft in die Gondel geschoben. Der Mitarbeiter der Bergbahn Funivie Del Lago Maggiore schließt die Tür und prüft, ob sie auch gut zu ist. In einem offenen fassähnlichen Gefährt aus Stahl geht es in rund 15 Minuten auf den 1100 Meter hohen Sasso del Ferro. Mit jedem Höhenmeter sieht man mehr von Laveno, dem in Blau- und Grüntönen schimmernden See sowie dem gegenüberliegenden Ufer mit der Stadt Verbania. Der Glockenturm der Propstkirche Santi Filippo e Giacomo und die Kuppel von Sant’ambrogio sind schnell passiert. Wer schwindelfrei ist, hat sich auch rasch an die ungewöhnliche Beförderung gewöhnt und der Griff ums Geländer lockert sich.
Ab und zu kreuzen Wanderer den Weg, der unter der Seilbahn verläuft teilweise ist es so steil, dass sie über leiterartige Treppen nach oben klettern. Der Jachthafen kommt in Sicht und die Autofähre, die alle halbe Stunde nach Verbania geht, läuft gerade aus. Wer in den Sommermonaten nicht anstehen möchte, kann ein Priority Ticket kaufen und sofort einsteigen. Neben offenen Stehkabinen schweben ab und zu überdachte vorbei. Am verbeulten Äußeren hängen frisch geputzte Mountainbikes - Kinder-buggys bekommen eine eigene Kabine, und der Drachenflieger ein paar Gondeln weiter schultert sein Fluggerät kurzerhand.
Allzu schnell kommt die Bergstation in Sicht. Der Kübel wird langsamer und die Tür wird mit geschickten Handgriffen geöffnet. Den Schweizern hat die Fahrt gefallen und sie schauen, wer sich heute alles nach oben befördern lässt. Ein Radfahrer steigt als Nächstes aus und bekommt sein Gefährt ausgehändigt. Auf den Terrassen des Berghotels sind die Tische schon fürs Mittagessen gedeckt. In der Saison ist die Bahn an den Wochenenden bis 22.30 Uhr in Betrieb - der Sonnenuntergang wird vom Wirt in den höchsten Tönen gelobt. Von der Gipfelwiese sieht man bei gutem Wetter die Alpen und Voralpen, die lombardischen Seen und bis in die Po-ebene.
Für Wanderer gibt es verschiedene Routen nach Laveno zurück, die ausgeschildert sind und teilweise über steile Pfade und Schotterpisten führen. Kleine und größere Steintürme säumen immer wieder die Wege nach unten - hier war jemand mit viel Geduld am Werk. Auf der Mountainbike-downhill-strecke sind auch Motocrossfahrer unterwegs, deren Motoren schon von Weitem zu hören sind. Wer die rund 750 Höhenmeter nicht direkt abfahren, sondern lieber noch ein paar Kilometer draufpacken möchte, macht einen Abstecher in die Berghütte Rifugio Adamoli in Castelveccana. In der urigen Wirtsstube mit Kamin gibt es hausgemachte Pasta und die für die Region typischen Polenta-gerichte. Egal, welche Abfahrt man wählt, immer wieder schimmert das blaue Wasser des 65 Kilometer langen Sees zwischen den Bäumen hervor.
Aus einem anderen Blickwinkel sieht man den Lago Maggiore 50 Kilometer entfernt von der Schweiz aus, die ein Fünftel des Sees besitzt. Dort liegt im Tessin der Monte Tamaro. Von dort schlängelt sich ein zehn Kilometer langer Höhenweg über die Bergrücken zum Monte Lema - zurück an die italienische Grenze. Auf der viereinhalbstündigen Wanderung geht es immer wieder rauf und runter, daher sollte man schwindelfrei sein.
Zum Startpunkt der Wanderung geht es mit der Gondel von Rivera zur Alpe Foppa (auf 1530 Meter). Dort wird viel organisiertes Abenteuer geboten, im Seilparcours, auf der Bobabfahrt und beim Tamaro Jumping. Mit der Tyrolienne-seilbahn geht es mit 60 Kilometern pro Stunde ins Tal.
Direkt beim Bergrestaurant fällt die Santa Maria degli Angeli ins Auge. Massiv steht der sakrale Bau den Bergen gegenüber und drückt das Machtspiel zwischen Mensch und Natur aus. Das Gebäude aus Beton und Porphyr. Auf einem Balkon am Ende der Kirche ist die Glocke befestigt. Von dort überblickt man die Magadino-ebene und die umliegenden Alpengipfel. Durch jeweils elf Fenster an den zwei Längsseiten fällt Licht in den Raum, in dem es meist ganz still ist und eine feierliche Stimmung herrscht - nur ab und zu unterbrochen vom Rattern der Gondelbahn.
den Bäumen schimmert immer wieder das Wasser des 65 Kilometer langen Sees hervor.