Späte Millionenstrafe für Teva
Israelischer Pharmakonzern will gegen Entscheidung der Eu-kommission klagen.
Auf den israelischen Pharmakonzern Teva, zu dem auch die Marke Ratiopharm gehört, kommt eine Strafzahlung von 60,5 Millionen Euro zu. Teva soll Absprachen mit dem Us-konzern Cephalon getroffen und so eine Arznei gegen Schlafstörungen künstlich teuer gehalten haben, sagte Eu-wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager am Donnerstag in Brüssel.
Konkret soll Cephalon den damaligen Konkurrenten Teva mit geschäftlichen Vorteilen davon abgebracht haben, ein billiges Nachahmerprodukt zum Medikament Modafinil anzubieten. Der Vorgang liegt rund 15 Jahre zurück. Die Kommission hat nach Angaben des Teva-konzerns im Dezember 2009 mit der Untersuchung der Vereinbarung begonnen. „Jetzt, fast 10 Jahre später, hat die Kommission eine Entscheidung getroffen, in der festgestellt wurde, dass die Vereinbarung gegen das Wettbewerbsrecht verstößt. Wir prüfen derzeit die Entscheidung, sind jedoch weiterhin der Ansicht, dass das Abkommen zu Modafinil nicht gegen das Eu-wettbewerbsrecht in Bezug auf die vom EUGH festgelegten Grundsätze verstoßen hat. Wir planen, beim Gericht Berufung einzulegen“, teilte Teva Pharmaceuticals dieser Zeitung mit.
Im Jahr 2005 waren Teva und Cephalon noch eigenständige Unternehmen. Im Oktober 2011 kaufte Teva das Us-unternehmen Cephalon, das seither Teil des israelisches Pharmariesen ist, der im vergangenen Jahr mit 40 000 Mitarbeitern, davon 1850 in der Region Ulm, einen Umsatz von umgerechnet 14,9 Milliarden Euro erwirtschaftet hatte.
Vestager betonte am Donnerstag: „Es ist illegal, wenn Pharmaunternehmen vereinbaren, den Wettbewerb gegen Zahlungen auszusetzen und den Markt gegen preisgünstigere Arzneimittel abzuschotten – selbst wenn diese Vereinbarungen im Rahmen eines Patentvergleichs oder anderer scheinbar normaler Geschäftsvorgänge getroffen werden.“Diese Vereinbarung habe Patienten und Gesundheitssystemen geschadet, weil ihnen preiswerte Arznei vorenthalten worden seien.
Modafinil war unter dem Markennamen Provigil für Cephalon ein Kassenschlager und brachte teils mehr als 40 Prozent des Umsatzes. Als 2005 die Hauptpatente ausliefen, versuchte der Konkurrent Teva, ein halb so teures Generikum der Arznei auf den Markt zu bringen. Das hatte einen Streit um Nebenpatente zur Folge, der mit einem Vergleich endete. Teva verzichete auf ein Modafinil-produkt. Als Gegenleistung, so Vestager, habe es für Teva vorteilhafte Nebenabsprachen und Barzahlungen gegeben. So habe Cephalon bis 2011 den Wettbewerb behindert.