Vergangenheit wird lebendig
Heimat- und Altertumsverein
David Bieninger war „ungefähr 13“und an allem schuld: Wenn ein Lamm tot geboren wurde oder ein Kalb, dann hatte sicher David die Finger im Spiel. Wie das gehen sollte, wusste niemand, aber bestimmt hatte der Lehrjunge eine „Schadsalbe“. Von wem? Vom Teufel, von wem sonst!
Blödsinn dieses Kalibers hört man auch heute, doch vor 406 Jahren demonstrierten Wirrköpfe nicht, sie handelten: Im April 1614 wurde David Bieninger in Aalen gefoltert, später mit dem Schwert getötet und anschließend verbrannt. In Heidenheim wäre das damals nicht mehr möglich gewesen, im Herzogtum Württemberg waren Kinder wie David jetzt strafunmündig.
Nur einer von 15 Beiträgen im aktuellen Jahrbuch 2019/2020 des Heimat- und Altertumsvereins, und nur einer von vier Beiträgen von Alfred Hoffmann. Der Heidenheimer Historiker (und regelmäßige Hz-autor), lange für seine Forschung zur Nazi-zeit bekannt, hat die frühe Neuzeit für sich entdeckt und beschäftigt sich mit der Behandlung von Zigeunern im Heidenheim des 17. und 18. Jahrhunderts sowie unter dem tin Kreder befasst sich mit der Geschichte jener frommen „Denkbilder“, die bis heute als Erbstücke in manchen Wohnungen der Gegend zu finden sind. Und nicht nur für Schnaitheimer hoch interessant ist der Beitrag von Karl-heinz Mayer, der sich mit der Geschichte des „Falkenheims“befasst und an seine Entstehung aus der linken Jugendbewegung erinnert.
Doch Heimatgeschichte heißt auch geduldiges Weiterforschen an altbekannten „Baustellen“. So befasst sich Altstadtrat Erhard Lehmann einmal mehr mit der Wasserkunst am Schloss Hellenstein, der sagenhaften Burg „Moropolis“und der Frage, warum Heidenheim seinen Namen von einem „Heido“haben soll, wenn „Moropolis“auf Griechisch auch nichts anderes als „Gemeinwesen der Heiden“bedeutet (Lehmann geht trotzdem von einem „Heido“aus).
Auch andere Experten bleiben ihren Fachgebieten treu: Erich
Vomhoff in zwei Beiträgen den Eisenwerken in Königsbronn, auch Günther Brommler den historischen Grenzsteinen, denen er auch schon das Lapidarium im Brenzpark widmete.
Dafür, dass die Forschung zum „Dritten Reich“nicht völlig außen vor bleibt, sorgt Hav-vorsitzender Martin Burkhardt, der die bereits vielfältigen Arbeiten zum Schicksal jüdischer Heidenheimer nach 1933 und die Geschehnisse
Der mit einigem Abstand
in der Pogromnacht am 9. November 1938 auf einen aktuellen Stand zusammenfasst.
Was die Gestaltung angeht, reiht sich das jüngste Jahrbuch nahtlos an seine Vorgänger an. Dass so viele fundierte und detaillierte Beiträge heute auch noch bestens lesbar daherkommen, ist hingegen ein erfreulicher Fortschritt.
Erhältlich ist das Jahrbuch 2019/2020 unter anderem im Stadtarchiv Heidenheim und in der Buchhandlung Konold.