Ungelesen
der hoffentlich nicht vergesslich ist. Du sollst an dieser Stelle daran erinnert werden, dass Dein geschmückter Schlitten samt den Gabensäcken in Steinheim an der Hirschstraße vor einem alten Bauernhof steht. Eine Deichsel wäre auch vorhanden. Jetzt fehlt bloß noch das Rentier oder das Pferdle zum Vorspannen. Und ausreichend Schnee bis diesen Sonntag wäre auch grad geschickt zum Vorwärtskommen. Am morgigen Nikolaustag wirst Du schließlich von kleinen oder größeren Kindern sehnlichst erwartet. Lieber Nikolaus,
Erinnerst Du dich der Anfänge? Der heilige Nikolaus ist Nationalheiliger der Niederlande und Schutzpatron der Seefahrer. Es gibt zwei Legenden über Dich. Feststeht, dass alles im sechsten Jahrhundert seinen Anfang hatte. Sowohl von einem Bischof Nikolaus von Myra ist die Rede und von einem Abt Nikolaus von Sion. Irgendwann, so wird erzählt, seien die beiden Figuren verschmolzen. Nach so langer Zeit wollen wir das gerne glauben, weil es niemand mehr nachprüfen kann.
Jedenfalls warst Du ein geweihter Priester und schließlich Bischof. Das war so zwischen 270 und 286. Verbrieft ist eine massive Christenverfolgung im Jahre 310. Du wurdest – wie viele andere – in den Kerker gesteckt und dort heftigst gefoltert. Das hat an Deiner sozialen Ader nichts geändert. Dein Vermögen hast Du unter armen Leuten verteilt.
Auch hast Du das Leben von drei Töchtern eines Bauern gerettet, der nicht genug Geld für die Mitgift der heiratsfähigen Mädels hatte. Du, lieber Nikolaus, fülltest die Stiefel bzw. Schuhe der Bauersfamilie und verhindertest auf die Weise, dass die drei als Sklaven leben oder in die Prostitution abrutschen mussten.
Von Deiner Großzügigkeit profitieren heute noch alle: Äpfel, Nüsse, Lebkuchen und hie und da Mandarinen schenkst Du an Deinem Namenstag. Danke dafür.
Ach ja: Vergiss Deinen Schlitten nicht. Aber das liest Du womöglich gar nicht.