Kultur und Kreatur
gilt als wichtiges Experiment der Selbstwahrnehmung. Kleine Menschenkinder bestehen ihn ab ungefähr 18 bis 20 Monaten: Sie wischen den Fleck im eigenen Gesicht weg – und nicht in dem ihres Spiegelbilds.
Die meisten Tiere dagegen kommen ihr ganzes Leben lang nicht so weit: Mit Ausnahme einiger kluger Köpfe, darunter Delfine, Elstern, Elefanten und natürlich Menschenaffen, halten sie das gespiegelte Gegenüber für irgendein anderes Vieh. So weit, so ernüchternd. Die Pinguine
in einem Londoner Aquarium aber haben uns diese Woche mit gleich mehreren dem Homo sapiens sehr vertrauten Eigenschaften gerührt. Ihr Spiegelbild mag ihnen schnurz sein, aber Langeweile und Einsamkeit im Corona-lockdown kennen auch sie. Und auch das allzu menschliche Gegenmittel: Licht aus, Glotze an. Sie seien ganz still gewesen beim Betrachten eines Weihnachtsfilms, berichteten die gerührten Pfleger. Dieses glückliche Aufeinandertreffen von Kreatur und Kultur muss nun ausgeweitet werden. Denn einsam und verlassen liegt ja derzeit so einiges da.
Die kunstaffinen Pinguine bedeuten daher Hoffnung auch für all die stillen Museumsflure, die leeren Ausstellungshallen und die verlassenen Kinosessel. Tiere aller Länder, das ist eure Chance! Und die Sache mit den Eintrittskarten regeln die cleveren Kollegen Elster und Elefant bestimmt gerne.