Corona beschleunigt Stream-start
Warner Bros. bietet 2021 alle neuen Streifen zum Kinostart in den USA zeitgleich auf dem eigenen Portal HBO Max an.
Es galt einmal als ein ehernes Gesetz der Filmbranche: Die Kinos haben Vorfahrt. Mindestens drei Monate mussten vergehen, bevor ein neuer Film auch auf DVD oder Video-on-demand vermarktet werden durfte. Damit könnte es bald ganz vorbei sein: Das Hollywood-studio Warner Bros. Entertainment kündigte an, 2021 sein gesamtes Programm von 17 Filmen zeitgleich zum Kinostart auf dem eigenen Streamingdienst HBO Max anzubieten.
Nach dem Versuchsballon mit „Wonder Woman 1984“an Weihnachten, läutet der zweitgrößte Film-konzern der Welt ab Januar die Streaming-revolution ein. „Godzilla vs. Kong“, „Matrix 4“, „Dune“oder „Space Jam: A New Legacy“stehen den Kinos dann zeitgleich zum Streaming-konkurrent zur Verfügung.
Für die Filmtheater droht ein Fiasko, zumal Disney und Universal ähnliches überlegen. „Wir werden aggressiv alle wirtschaftlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um unser Geschäft zu erhalten“, äußert sich Adam Aron von der weltweit größten Kinokette AMC, kämpferisch. Für Oscarpreisträger Steven Soderbergh, dessen jüngster Streich „Let Them All Talk“mit Meryl Streep am 10. Dezember auf HBO Max erscheint, wird das Kino längst nicht zum Dino, handele es sich doch um eine einzigartige Goldgrube: „Das ist der heilige Gral“, wie der Erfolgsregisseur betont.
Gleichwohl fordert der Filmemacher für die Zukunft mehr Flexibilität bei den Zeitfenstern der Kinoauswertung. Bei einem Flop an der Kasse solle das Werk künftig sofort online verwertet werden dürfen. Bislang gelten die neuen Auswertungspläne von Warner lediglich für den USMarkt, da dessen Streamingdienst in anderen Ländern, so auch in Deutschland, bislang nicht verfügbar ist. Ein Start von HBO Max ist hierzulande für den Sommer geplant. Auch wird betont, dass das Modell nur eine vorübergehende Lösung sei. „Niemand will Filme dringender auf die Leinwand zurückbringen als wir“, sagt Warner-chefin Ann Sarnoff. Aber man müsse sich den Realitäten stellen. Bleibt abzuwarten, welche Signale Disney nächste Woche von der Investorenkonferenz sendet.