„Wenn ich schon hier vorne bin“
Routinier Norman Theuerkauf hat einigen Anteil am Aufschwung beim Zweitligisten. Ab und zu glänzt der Defensivmann auch als Schütze von ganz wichtigen Toren.
In der vergangenen Saison war er mit seinem Eigentor im Relegationsrückspiel gegen Werder Bremen der Unglücksrabe. Doch Norman Theuerkauf ist viel zu erfahren, um sich von so einem Moment aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen. In dieser Saison ist der 33-Jährige beim 1. FC Heidenheim nicht wegzudenken, überzeugt auf verschiedenen Positionen und schoss jüngst seine Mannschaft sogar zum Auswärtssieg beim bisherigen Spitzenreiter Greuther Fürth.
In den ersten beiden Partien der laufenden Saison war Theuerkauf nicht in der Startformation, musste dann in der Innenverteidigung einspringen und löste diese Aufgabe gut. Seine Erfahrung und Routine hilft weiter, als Stellvertreter des kaum noch von Beginn an spielenden Mannschaftskapitäns Marc Schnatterer trägt Theuerkauf jetzt auch immer die Binde.
Egal in welcher Kette
„Für mich läuft es gerade ganz gut, ich profitiere auch von der Mannschaft“, sagt der Defensivmann, der schon immer von seiner Vielseitigkeit profitierte. In Kiel rückte er ins zentrale Mittelfeld vor, zuletzt war er, je nachdem wie der FCH agierte, in der Dreier- oder Viererkette gesetzt. „Das ist schon anders, beispielsweise vom Anlaufen her, aber auch kein gravierender Unterschied. Man kann sich auch schnell wieder umstellen“, erklärt Theuerkauf.
Dass er nun als Spieler in der Dreierkette dazu kam, sich so erfolgreich in die Offensive einzuschalten, ist aber ziemlich untypisch. „Mein Gegenspieler hat sich ins Mittelfeld abfallen lassen und es war so abgesprochen, dass wir da dran bleiben“, beschreibt der Fchler die spielentscheidende Szene in Fürth.
„Ich habe ihn unter Druck gesetzt, er passt zu einem Mitspieler und der verliert den Ball. Dann dachte ich: Okay, jetzt bin ich schon mal hier vorne, dann laufe ich auch durch. Das war rein instinktiv“, so Theuerkauf. Es folgten vier Pässe und ein sauberer Abschluss zum 0:1. Es war der erste Auswärtssieg des FCH seit Februar dieses Jahres. Und wer traf beim 1:0 in Kiel? Genau: Norman Theuerkauf.
Wie beim letzten Auswärtssieg
Wie schon oft reichte zwischen Heidenheim und Fürth ein Treffer, verdient war der Erfolg auch aus Sicht von Theuerkauf. „Wir haben von Anfang an gemerkt, dass wir gut in den Zweikämpfen sind. Nach vorne war es in der ersten Halbzeit noch nicht so zwingend, aber in der zweiten hatten wir schon die besseren Chancen“, so seine Analyse.
War es ein Sieg der Taktik? „Der Trainer hat sich das System mit der Dreierkette überlegt und das hat von Anfang an gut geklappt. Wir hatten weniger Ballbesitz, aber im Endeffekt geht es darum, das Spiel zu gewinnen“, meint Theuerkauf und sieht den Schlüssel in erster Linie in der Einstellung: „Wir wussten, dass wir eklig sein müssen, aggressiv in den Zweikämpfen sein müssen.“
Die Entwicklung in dieser Saison kommt für ihn nicht überraschend. „Ich glaube, dass es am Anfang schwierig war. Dorsch und Kleindienst waren schon prägende Spieler, dazu sind Griesbeck und Beermann weg. Da muss man sich als Mannschaft erst einmal finden“, sagt der Defensivspezialist,
den es natürlich freut, dass der FCH auch mal wieder zu Null gespielt hat.
„Klar, wir haben gegen Kiel zwei Tore aufgeholt, haben gegen den HSV zwei Tore aufgeholt. Aber das kann nicht die Lösung sein. Vergangene Saison hatten wir die beste Abwehr der Liga. Daran musst du dich trotz des Umbruchs messen lassen. Du kannst nicht immer hoffen, dass du vorne noch zwei, drei Tore schießt.“
Trotz der jüngsten Erfolge bleibt Theuerkauf vorsichtig: „Es ist nach oben genauso eng wie nach unten. Lieber hast du am Ende den Druck, dass du was erreichen kannst, als den Druck, punkten zu müssen.“Deshalb wolle man in den drei Spielen bis Weihnachten noch so viele Punkte wie möglich holen.
Die Heimserie ausbauen
Am Samstag (13 Uhr) gastiert Hannover 96, das eigentlich zum engeren Favoritenkreis zählte, sich bisher aber schwer tut, in der Voith-arena, nur drei Tage später kommt Jahn Regensburg und zum Abschluss in diesem Jahr folgt am 18. Dezember die schwere Aufgabe in Bochum. „Wir sind seit über einem Jahr zu Hause ungeschlagen, das wollen wir auch beibehalten“, betont Theuerkauf.
Der 33-Jährige spielt jetzt im sechsten Jahr für den 1. FC Heidenheim. Sein Vertrag gilt bis zum Ende dieser Saison, aber er könnte sich wohl auch ein noch längeres Engagement vorstellen. Denn mittlerweile hat er sich mit seiner Frau und den beiden Kindern
(3 Jahre und elf Monate alt) auf der Schwäbischen Alb sehr gut eingelebt.
„Wir fühlen uns hier wohl, meine Frau hat Sozialpädagogik studiert und auch ihr Hobby, die Fotografie, wieder intensiviert“, berichtet Theuerkauf, der neben seiner Profikarriere (siehe Info) noch eine Ausbildung zum Sportund Fitnesskaufmann absolvierte. Zu den bisher 164 Spielen für den FCH könnten also noch einige hinzukommen – und vielleicht auch das ein oder andere überraschende Tor. Das in Fürth war erst die Nummer vier.