Alternative für die Vorweihnachtszeit
Weil auf dem Schlossberg kein Wintermärchen aufgeführt werden kann, hat sich das Ensemble eine Alternative für die Vorweihnachtszeit überlegt: einen digitalen Adventskalender – der makaberen Art.
Wenn’s schon kein Wintermärchen gibt, dann vom Naturtheater wenigstens einen digitalen Adventskalender.
Was haben Alkohol, das Kriegswaffenkontrollgesetz und das Blut eines Försters mit Advent zu tun? Zugegeben, auf den ersten Blick nicht sonderlich viel. Und doch sind sie elementarer Bestandteil einer vorweihnachtlichen Aktion des Naturtheaters Heidenheim: Täglich vom 1. bis zum 24. Dezember veröffentlicht das Naturtheater auf seiner Homepage eine kurze Audiodatei, eine Art virtuellen Adventskalender also.
Geschichten, Gedichte und Gedanken zur Adventszeit verbergen sich hinter den digitalen Türchen. Einfallen lassen hat sich die Aktion das Marketingteam des Naturtheaters rund um Ressortleiterin Stefanie Göttl: „Dieses Jahr gibt es kein Wintermärchen. Da wollten wir unseren Gästen, die uns ja nicht besuchen können, trotzdem etwas Kultur in der Adventszeit ermöglichen.“
Besinnlich und makaber
Was also tun, wenn die Freilichtbühne geschlossen bleibt? Die Lösung liegt freilich, und wie so oft in letzter Zeit, im Internet. Auf einen internen Aufruf des Naturtheaters an seine Mitglieder, kurze Adventsgeschichten aufzunehmen, gingen bei Stefanie Göttl gleich mehrere Beiträge für den virtuellen Adventskalender ein.
Dass zumindest die Inhalte, die sich hinter den ersten paar Türchen verbergen, eher makaberer Natur sind, hat sich laut Göttl einfach so ergeben. „Wir haben den Aufruf an unsere Mitglieder schon mit einem leichten Grinsen im Gesicht verschickt. Die Leute sollten uns gerne nicht nur klassisch besinnliche Geschichten, sondern auch lustige Beiträge zuschicken.“
Loriot und karrieregeile Eltern
Folglich verbirgt sich gleich hinter dem ersten Türchen Loriots Adventsgedicht, in dem die Försterin ihren Gatten munter erlegt und anschließend sauber zerteilt. Weitere Beiträge befassen sich mit existenziellen Fragen wie, warum in Krippe-gedichten der Esel manchmal eben aus Kosten- und Reimgründen durch eine Kuh ersetzt werden muss. Oder warum Konsumrausch bei Kindern aufgrund von Vernachlässigung durch ihre karrieregeilen Eltern entsteht.
Doch nicht nur Adaptionen von bereits existierenden Stoffen finden sich in dem Adventskalender wieder. „Am 24. Dezember erscheint eine selber geschriebene Geschichte über Weihnachten im Naturtheater“, verrät Stefanie Göttl. „Das wird sozusagen die Krönung.“Nachdem das erste Türchen geöffnet wurde, haben sich laut Göttl direkt noch einige weitere Interessenten für Adventsbeiträge gefunden.
Auch beim Rest des Naturtheaters stößt die Idee auf Zuspruch, so auch beim Vorsitzenden Stefan Benz: „Ich finde es toll, dass die Menschen in dieser komischen Vorweihnachtszeit etwas Kultur genießen können. Dahinter steckt ein Haufen Arbeit vom Marketingteam.“