Tritt Trump 2024 nochmal an?
Der Präsident erkennt weiterhin seine Niederlage nicht an. Doch was hat er vor, wenn er am 20. Januar nicht mehr im Weißen Haus sitzen wird? Vier Szenarien sind denkbar.
Fünf Wochen nach den Us-wahlen will Präsident Trump seine Niederlage nicht wahrhaben. „Wir müssen abwarten und sehen, wer der nächste Präsident wird. Ich hoffe, dass es eine Trump-regierung wird, denn wir haben die Swing States gewonnen“, sagte er. Demokraten schütteln ungläubig den Kopf, während fast allen Republikanern der Mut fehlt, ihrem Anführer die Stirn zu bieten.
Der Oberste Gerichtshof der USA ist eigentlich ein Bollwerk der Konservativen. Trump selbst durfte drei Richter ernennen, es gibt eine solide Mehrheit von sechs erzkonservativen zu drei liberalen Richtern. Umso schmerzhafter die Ohrfeige, die das Gericht Trump verpasst hat: In einem kurzen Satz wurde sein Ansinnen, die Zertifizierung des Biden Siegs in Pennsylvania zu blockieren, abgewiesen. Damit sind die juristischen Möglichkeiten, das Ergebnis zu kippen, fast ausgeschöpft.
Unklar ist indes, welche Motivation sich hinter Trumps hartnäckiger Realitätsverweigerung verbirgt. Vier Szenarien könnten sein Verhalten erklären.
Vieles spricht dafür, dass Trump, der 2024 78 Jahre alt sein wird, einen zweiten Anlauf aufs Weiße Haus unternehmen will. Dass er entsprechende Ambitionen hegt, hat er bei öffentlichen Auftritten und Spendenveranstaltungen anklingen lassen. Auch die aufwändige Spendenaktion seines „Make America Great Again Committee“deutet an, dass er bereits die Weichen stellt für die nächste Präsidentschaftskampagne.
Republikaner wie Senator Rick Scott aus Florida bejubeln den Vorstoß: „Es wäre toll, wenn der Präsident in vier Jahren wieder antreten sollte. Mit seinen großen Leistungen aus den ersten vier Jahren hätte er alle Chancen, zu gewinnen.“Andere Republikaner halten sich bedeckt. Sie befürchten, dass Trump die Pläne anderer Hoffnungsträger der Partei untergraben würde, wie Vizepräsident Pence oder Außenminister Mike Pompeo.
Vermutet wird aber auch, dass die Spendenaktion darauf abzielen könnte, den Präsidenten finanziell zu entlasten. Er steckt nämlich bis zum Hals in privaten Schulden, von denen mehr als 400 Millionen Dollar während der kommenden Jahr fällig werden. Da sind die Spendenaufrufe eine lukrative Einnahmequelle. Wie die Gelder verwendet werden dürfen, ist nämlich unklar.
Geht es um die Stichwahl in Georgia? Nicht auszuschließen ist auch, dass Trump zumindest teilweise von Rachegelüsten und den in Georgia anstehenden Stichwahlen, die über die Mehrheit im Us-senat entscheiden werden, motiviert wird. Dort aber stecken Republikaner wegen Trumps Auftritten in der Bredouille. Zutiefst verbittert darüber, dass er den konservativen Südstaat verloren hat, zieht er seit Wochen gegen Republikaner zu Felde.
Gouverneur Brian Kemp, einst ein enger Verbündeter Trumps, wird vom Präsidenten als „unbeholfen und inkompetent“beschimpft, Innenminister Brad
Raffensberger hat sogar Morddrohungen erhalten. Die beiden Senatskandidaten Kelly Loeffler und David Perdue zittern aber, weil Trump das Wahlsystem in Georgia als korrupt geißelt. Sie befürchten, dass viele ihrer Wähler am 5. Januar zuhause bleiben könnten.
Will Trump ein Medienimperium auf
bauen? Keiner außer Trump weiß, was er wirklich will. Möglich ist auch der Aufbau seines eigenen Medienimperiums. Angeblich plant er unabhängig von möglichen politischen Ambitionen die Gründung eines digitalen Nachrichtensenders, der dem konservativen Fox News Konkurrenz machen soll. In den vergangenen Monaten ist sein Zorn auf Fox gewachsen, weil die Berichterstattung etwas kritischer geworden ist. „Wir würden eine solche Konkurrenz jedenfalls begrüßen“, meinte Fox-vorstandschef Lachlan Murdoch ganz gelassen. Trump könnte sich aber auch dafür bezahlen lassen, regelmäßig bei einem Fox-konkurrenten aufzutreten. Das hätte den Charme, dass er weiter viel Zeit auf dem Golfplatz verbringen könnte.