Land bietet Schnelltests für Weihnachtsbesuche an
Tübinger Modell dient als Vorbild: 50 000 Tests sollen sicheres Fest ermöglichen. Fast ein Viertel der Menschen im Südwesten wohnt in Hotspots.
Kostenlose Coronaschnelltestaktionen nach dem Vorbild der Tübinger Notärztin Lisa Federle soll es bald landesweit geben. Nach Auskunft Federles soll es solche Aktionen am 23. und 24. Dezember in mindestens 25 weiteren Städten in Baden-württemberg geben – und damit ermöglichen, Großeltern und andere Verwandte an Weihnachten sorgenfreier zu besuchen. Das Land stelle hierfür mindestens 50 000 Schnelltests aus einer Notreserve zur Verfügung. Details will das Sozialministerium in der kommenden Woche veröffentlichen.
In Tübingen laufen solche Testaktionen bereits. Die Aktion wird unterstützt vom Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes, der auch größtenteils die Kosten übernimmt.
In Baden-württemberg sind die Infektionszahlen trotz des Mini-lockdowns stark gestiegen. Fast ein Viertel der Menschen im Südwesten lebt wegen steigender Infektionszahlen inzwischen in Corona-hotspots mit mehr als 200 Neuinfizierten je 100 000 Einwohner binnen einer Woche. In mehreren Stadtund Landkreisen gelten wegen der Überschreitung der 200ermarke schärfere Maßnahmen als die landesweiten Regelungen.
In Hotspots mit einer Inzidenz über 300 – derzeit ist das in Baden-württemberg Pforzheim – sollen ganztägige Ausgangsbeschränkungen gelten. Das Verlassen der Wohnung ist dann auch tagsüber nur noch aus triftigen Gründen erlaubt. Das teilte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums mit. Allerdings soll es zahlreiche
Ausnahmen geben: etwa Arbeit, Arztbesuch, Einkauf. Angesichts der Zahlen hält Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) einen harten Lockdown von Weihnachten bis zum 10. Januar für unerlässlich. Es sei klar, dass das kommen müsse, sagte ein Regierungssprecher. Bund und Länder planen am kommenden Wochenende ein Gipfeltreffen zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsidenten, um das Vorgehen zu besprechen.
Die Familie steht für die Deutschen an erster Stelle – noch vor Beruf, Hobbys und Freundeskreis. Laut dem am Donnerstag von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) veröffentlichten Familienreport 2020 ist für 77 Prozent der Bundesbürger das nächste verwandtschaftliche Umfeld der Ort, dem sie die größte Bedeutung für ihr Leben zumessen. „In der Familie wird Verantwortung füreinander übernommen, hier unterstützt man sich“, kommentierte die Ministerin das Umfrageergebnis. Gerade in der Corona-pandemie seien solche engen Bindungen besonders wichtig.
Im Familienreport werden alle drei Jahre die wichtigsten Daten zur Lage der Familien in Deutschland zusammengefasst. Die häufigste Familienform sind weiterhin verheiratete Eltern. Ihr Anteil ist aber gegenüber 2008 (73 Prozent) auf aktuell 70 Prozent leicht gesunken. Dafür gibt es inzwischen erheblich mehr Lebensgemeinschaften und Alleinerziehende. Interessant: Der Trend zur längeren Ehe setzt sich fort. Lag 1990 die durchschnittliche Dauer noch bei 11,5 Jahren, so hält eine solche Gemeinschaft aktuell im Schnitt rund 15 Jahre.
Familie ist, wo Kinder sind
Familie ist heute für eine deutliche Mehrheit der Deutschen dort, wo Kinder sind – unabhängig von der Lebensform der Eltern. Der
Familienreport zitiert eine Allensbach-umfrage, nach der fast alle der befragten 20- bis 39-Jährigen keine Unterschiede zwischen verheirateten und unverheirateten Eltern machen. 88 Prozent der Befragten betrachten auch ein homosexuelles Paar mit Kindern als Familie. Für 85 Prozent sind Stief- und Patchworkkonstellationen ein kompletter Familienverband.
Ein Bereich, „bei dem wir besser werden müssen“, ist für Ministerin Giffey die Erwerbstätigkeit von Müttern. Immerhin gehen laut Familienreport inzwischen in rund zwei Drittel der Paarfamilien beide Elternteile einem Beruf nach, was eine deutliche Steigerung gegenüber den Vorjahren bedeutet. In der Corona-pandemie zahle sich das aus, sagte die Spd-politikerin. Denn ein immer größerer Anteil von Müttern sei nun in der Lage, mit seiner Erwerbstätigkeit im Notfall auch ohne das Einkommen des Partners „die eigene Existenzgrundlage zu sichern“.
Von wenigen Ausnahmen während der Kita- und Schulschließungen im Frühjahr abgesehen, beteiligen sich Väter immer mehr an der Kinderbetreuung. Laut Familienbericht nimmt aktuell jeder zweite Vater eine Auszeit von der Arbeit, um seine Kinder zu betreuen und bezieht Elterngeld. 2008, ein Jahr nach Einführung des Elterngelds, machte nur jeder fünfte Vater von dem Angebot Gebrauch.