Wie ein wilder Stier in der Arena?
Marc Goal spielt seit über zwei Jahrzehnten American Football bei den Ostalb Highlanders. Doch noch länger lässt der Giengener seinen Körper mit Motiven verzieren, die ein Spiegelbild seines Lebens sind.
American Footballer Marc Goal von den Ostalb Highlanders macht sich viele Gedanken um seine Tattoo-motive. Sie spiegeln sein Leben wider.
Zum Fototermin kommt Marc Goal in seinem sublime grünen Dodge Challenger. Schon einmal auffällig. Beim Herausholen der Sporttasche – für den Pressetermin wurde im Vorfeld die volle Footballmontur angefragt – wird zudem deutlich: Tattoos zu verdecken, um eventuell nicht auffallen zu wollen, gibt’s beim 45-Jährigen nicht: Goal ist auch am Hals bis jeweils hinter die Ohren tätowiert. Wie das wohl im Alltag ist? „Kleine Kinder sind da immer total fasziniert und schauen dich immer an, als ob du vom Mond kommen würdest“, erzählt der Giengener.
Bitte nicht falsch verstehen, Goal findet das gut und betont: „Ich habe noch nichts Negatives über meine Tattoos gehört. Jeder, der mich darauf anspricht sagt zum Beispiel: schön gestochen, sieht cool aus, oder fragt nach den Motiven.“Zum Beispiel auch im Supermarkt die Verkäuferin, die auch tätowiert ist. „Ältere Leute trauen sich nicht so, gucken aber auch“, fügt Goal an.
Mit 18 hat er sich zum ersten Mal tätowieren lassen: eine Sonne über dem rechten Knöchel. Es war die richtige Größe für das erste Tattoo, wie er sagt. „Zur damaligen Zeit war es cool, vor 27 Jahren hatten nicht viele ein Tattoo.“Zunächst versteckte er die erste Tätowierung vor seinen Eltern. „Die haben sich aber irgendwann gefragt, warum der Junge im Sommer immer in Socken rumrennt“, erinnert er sich.
Ein Wikinger musste wieder weg
Zwei Jahre später ging es mit einem Wikinger auf der linken Brust weiter. Mittlerweile wurde dieser aber überstochen. Er passte nicht zum Rest. „Erst wollte ich nur den linken Arm tätowieren lassen. Doch nur links sah blöd aus, also habe ich mit dem rechten Arm weitergemacht“, beschreibt Goal, dessen Name einen irischen Ursprung hat. Doch auch danach war er nicht zufrieden. Mittlerweile ist Goal am linken und rechten Arm, an der linken und rechten Brust sowie am Hals mit Bildern übersät.
„Das Projekt Oberkörper“, wie er sagt, sei erst einmal abgeschlossen. „Tattoos sind für mich in erster Linie eine Körperkunst“, umschreibt er. Auch seien Tattoos eine Art Eigenmotivation: „Ich sehe meine Motive und sehe einen Teil von mir.“Auch deshalb habe er kein Lieblingsmotiv.
Seit 1998 spielt Goal American Football bei den Ostalb Highlanders. Seit 22 Jahren trägt er die gleiche Trikotnummer (siehe Infokasten). Die 90 ist deshalb auf seinem Nacken verewigt. „Die Motive sollen zu mir passen, sie sollen etwas mit mir zu tun haben“, so der Defensivspieler (Linebacker).
Zum einen wäre da der Wolf: „Auf der einen Seite ein Rudeltier. Ich bin auch ein Familienmensch. Zugleich ist der Wolf ein Einzelgänger. So sehe ich mich auch“, erklärt Goal. Am rechten
Oberarm prangt ein Gladiator. „Ich wollte keinen Footballspieler, sondern etwas Zeitloses. Ein Gladiator muss in der Arena bestehen, so wie ich.“Mit Kampf und einer Arena hat auch ein Stiermotiv zu tun.
Weiter geht’s mit dem Hals: Links fletscht eine Hyäne die Zähne: „Hyänen sind keine Alltagstiere und haben nicht immer den besten Ruf. Das passt auch zu mir. Viele halten mich auf dem Footballplatz nicht für den Nettesten. Dabei kann ich auch freundlich sein und auch mal lachen“, sagt Goal und lächelt verschmitzt.
Gedanken ans Karriereende
Der Sport spielt somit eine große Rolle, auch auf dem linken Arm, wo eine Eule abgebildet ist. „In vielen Ländern ist die Eule ein Todesbote. Mit 40 dachte ich: Das Ende naht beim Football, es waren meine ersten Gedanken ans
Karriereende.“Tätowierungen haben für Goal viel mit dem realen Leben zu tun. „Sie sind ein Spiegel des Lebens“, wie er erklärt. Und dafür fährt er gerne ins Allgäu. „Ich war lange auf der Suche nach einem guten Tätowierer, dem ich vertraue. Es gibt ja auch viele Stilrichtungen. Manche machen mehr Comicstil, andere arbeiten mit mehr Farbe, dann gibt es welche, die gute Porträts stechen können. Und andere wiederum sind auf Tiermotive spezialisiert.“
Doch auch hier die Frage nach den Schmerzen. „Wenn man bei einer Sitzung anfängt, dann freut man sich eigentlich auf den Schmerz“, sagt Goal. „So nach sechs, sieben Stunden denkt man aber schon: So langsam könnt’s vorbei sein, jetzt fängt’s langsam an zu brennen. Aber man freut sich immer wieder, wenn man zum Tätowierer geht. Es macht süchtig.“
So einen richtigen Plan, wie es mit den Tattoos weitergehen soll, habe er noch nicht. „Ich würde mit einem Bein weitermachen, egal mit welchem“, sagt Goal. „Ich weiß aber: Wenn ich das rechte Bein machen lasse, muss das linke auch herhalten.“
Kleine Kinder sind da immer total fasziniert und schauen dich immer an, als ob du vom Mond kommen würdest.