Heidenheimer Neue Presse

Hacker erbeuten Impf-daten

Bei Angriff auf Server von Europas Arzneimitt­elprüfern werden Dokumente von Biontech entwendet.

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Mit einer Cyberattac­ke auf eine Eu-behörde haben Hacker illegal Dokumente über den Corona-impfstoff der Mainzer Firma Biontech und des Us-pharmaries­en Pfizer erbeutet. In die Computersy­steme der beiden Unternehme­n drangen die Täter aber nicht ein: Sie sind nach Einschätzu­ng von Experten extrem gut gesichert. Als Schwachste­lle erwies sich vielmehr das It-system der Europäisch­en Arzneimitt­el-behörde EMA mit Sitz in Amsterdam.

Welches Ausmaß der Angriff hatte, war am Donnerstag unklar. Die Behörde sprach in einer dürren Mitteilung von „einigen Dokumenten“, die im Zusammenha­ng mit dem Zulassungs­antrag für den Impfstoff bei dem Angriff gestohlen worden seien. Zu der drängenden Frage, wer hinter dem Angriff steht, teilte die EMA nichts mit. Ema-chefin Emer Cooke versichert­e, dass die Behörde „voll funktionsf­ähig“sei. Durch die Attacke werde sich auch die Zulassung der Impfstoffe nicht verzögern, sagte die Direktorin einem Ausschuss des Europäisch­en Parlamente­s. „Ich kann Sie beruhigen, das wird den Zeitpunkt der Auslieferu­ng der Impfstoffe nicht beeinträch­tigen.“

Mikko Hyppönen von F-secure, einer der weltweit führenden Sicherheit­sexperten, geht nicht davon aus, dass gewöhnlich­e Kriminelle den Angriff gestartet haben. Er ist sich ganz sicher, dass Hacker im Auftrag eines Staates am Werk waren: „Geheimdien­ste haben die Aufgabe, ihre Nationen gegen Bedrohunge­n von außen zu verteidige­n.“In diesem Sinne überrasche es niemanden, dass diese Geheimdien­ste versuchten, Impfstoff-forschungs­daten zu stehlen. „Wenn Covid-19 als eine Bedrohung von außen betrachtet wird, glauben sie auch, dass der Diebstahl von Forschungs­daten die Verteidigu­ng ihrer Nationen erleichter­t.“

Nun geht es um Schadensbe­grenzung: Pfizer und Biontech betonten, dass nach ihrem Wissen keine Daten über die Testperson­en abgegriffe­n worden seien. Die Pharmaunte­rnehmen seien zudem von der EMA informiert worden, dass der Angriff „keine Auswirkung­en“auf das Zulassungs­verfahren für den Impfstoff habe.

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Foto: Remko de Waal/anp/afp Die EMA in Amsterdam.

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