Warnungen, Mahnungen, Lockdown-ankündigungen
Angesichts der hohen Infektions- und Sterbezahlen wird die Corona-bekämpfung weiter verschärft.
Die Lage ist ernst, da sind sich Wissenschaft und Politik weitgehend einig. Der Präsident des Robert Koch-instituts (RKI), Lothar Wieler, sieht sogar eine Verschlechterung seit der vergangenen Woche. Die Fallzahlen hält Wieler für „besorgniserregend“. Am Mittwoch habe es einen neuen Tagesrekord gegeben und am Dienstag gab es den Höchstwert bei den Corona-toten. „Die Gesundheitsämter sind zunehmend erschöpft, in einigen Regionen haben Krankenhäuser ihre Belastungsgrenze erreicht, wir sehen immer mehr Ausbrüche in Altenund
Pflegeheimen, und auch die Zahl der schweren Verläufe nimmt weiter zu.“Der Rki-präsident spricht sich deswegen eindeutig gegen Lockerungen der Corona-maßnahmen über die Feiertage aus. Darüber hinaus appellierte er an die Bevölkerung, den Schutz von Verwandten und Freunden in die eigene Hand zu nehmen.
Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn warb für härtere Maßnahmen. „Es braucht ein Herunterfahren insgesamt in der Gesellschaft für uns alle auch über den Jahreswechsel“, sagte der Cdu-politiker im Bundestag. Mit dem Teil-lockdown habe man die angestrebten Ziele nicht erreicht. Spahn sprach von einer „schwierigen Phase“in der Pandemie, in der gerade „das Schlechteste aus drei Welten“zusammenkomme: Neben zu hohen Infektionszahlen gebe es Milliardenkosten für Wirtschaftshilfen und auch „eine Ermüdung bei vielen Bürgerinnen und Bürgern“. In Regionen mit sehr hohem Infektionsgeschehen bedürfe es jetzt entschlossenen Handelns mit zusätzlichen Maßnahmen. Unterdessen mehren sich die Stimmen, die einen vollständigen Lockdown fordern. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ist nur einer von vielen, die in den Ruf einstimmen. Er ist für Geschäftsund Schulschließungen nach Weihnachten bis zum 10. Januar oder nötigenfalls auch länger. „Es braucht bundesweit Ausgangsbeschränkungen, nächtliche Ausgangssperren in Hotspots, Geschäftsschließungen, Betriebsferien und überall verlängerte Schulferien“, sagte Söder. Lediglich Geschäfte für den täglichen Bedarf, wie Lebensmittel, sollten geöffnet bleiben.
In Berlin könnte es schon vor Weihnachten zum Lockdown kommen. Das kündigte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) im Berliner Abgeordnetenhaus an. Dabei fasse Berlin den 20. oder den 23. Dezember als Starttermin ins Auge. Darüber müsse aber noch mit Brandenburg gesprochen werden. Er könne sich jedenfalls nicht vorstellen, sagte Müller, dass die Geschäfte am vierten Adventssonntag geöffnet seien wie bislang noch geplant. Entschieden werden soll darüber am kommenden Dienstag.