Heidenheimer Neue Presse

Bahn trotzt Corona

12 In den Ausbau der Infrastruk­tur und die Verschöner­ung der Bahnhöfe hat die Bahn Milliarden Euro investiert. So soll es 2021 weitergehe­n.

- Von Dorothee Torebko (mit dpa)

Ronald Pofalla ratterte am Donnerstag ziemlich viele Zahlen herunter. Der Infrastruk­turvorstan­d der Deutschen Bahn blickte auf das Jahr 2020 zurück, seine Botschaft: Rekordinve­stitionen, Rekordbauz­eiten Rekordbaus­tellen – und das alles trotz Corona. Nahezu 100 Prozent der Bauvorhabe­n habe die Bahn umsetzen können. Wenn es nach dem Bahnvorsta­nd geht, soll das auch so bleiben. Dafür hat der Bund Milliarden zur Verfügung gestellt. Doch es gibt noch viel Arbeit.

Digitalisi­erung In diesem Jahr wurde die Finanzieru­ngsvereinb­arung zwischen Bund und Bahn zur Digitalisi­erung des Knotenpunk­ts Stuttgart unterzeich­net. Er soll als erster bis 2025 mit der neuen Technik ausgestatt­et werden. Bis 2035 sollen sämtliche Stellwerke im Netz umgerüstet werden. Die Digitalisi­erung soll das System zuverlässi­ger machen. Durch Diagnosepl­attformen können Defekte schneller erkannt und behoben werden. Dadurch fallen weniger Züge aus und die Kapazität erhöht sich. Der Bund investiert rund 500 Millionen Euro in die Digitalisi­erung des Knotens Stuttgart. Um schließlic­h das gesamte Schienenne­tz umzurüsten, werden 35 Milliarden Euro benötigt. Wo das Geld herkommen soll, ist bislang allerdings ungeklärt.

Pünktlichk­eit In diesem Jahr werden voraussich­tlich deutlich über 80 Prozent der Fernzüge pünktlich gewesen sein, sagte Infrastruk­turvorstan­d Pofalla. Das sei der beste Wert seit Jahren. Er wolle sich damit nicht zufriedeng­eben. „Unser eigentlich­er Zielwert sind ja 85 Prozent.“Dies müsse in den nächsten Jahren erreicht werden. Dann seien die Fahrgäste in der Lage, beim Umsteigen stets ihre Anschlussz­üge zu erreichen. Vergangene­s Jahr hatte die Bahn eine Quote von 76,5 Prozent angepeilt und 75,9 Prozent erreicht. 2020 helfen die geringeren Fahrgastza­hlen in der Coronakris­e, weil es seltener Verzögerun­gen beim Ein- und Aussteigen gibt.

Effiziente­res Baustellen­management Vor Jahren hat die Bahn ihr Baustellen­management umgestellt – nun profitiere­n die Kunden davon. Statt den Verkehr lahmzulege­n, investiert die Bahn in zusätzlich­e Bauweichen, Hilfsbrück­en und Behelfsbah­nsteige. Damit kann der Konzern Umleitunge­n und Zugausfäll­e vermeiden sowie die Bauzeit verkürzen.

Als Beispiel nannte Pofalla die Sanierung der Schnellfah­rstrecke Stuttgart-mannheim. Neue Weichen wurden vormontier­t, für die Bautranspo­rte ein eigenes Gleis errichtet. So konnten die Arbeiten verkürzt und der Ausfall von 23 000 Zügen verhindert werden.

Dieses Konzept soll nun auf anderen Strecken eingesetzt werden. Damit das möglichst kundenfreu­ndlich gelingt, stehen der Bahn bis 2030 eine Milliarde Euro zur Verfügung.

Großvorhab­en 2021 Zu den größten Vorhaben zählen Projekte zur Entlastung des Bahnknoten­s Köln sowie die Sanierung der Schnellfah­rstrecke zwischen Göttingen und Kassel (hier soll es eine Vollsperru­ng vom 24. April bis 16. Juli geben). Über den Abschnitt laufen mehrere wichtige ICE- und Intercity-linien.

Unser eigentlich­er Zielwert bei der Pünktlichk­eit sind ja 85 Prozent.

Ronald Pofalla

Bahn-infrastruk­turvorstan­d

Kritik Trotz des Ausbaus der Infrastruk­tur wird es in den kommenden Jahren zu einem Sanierungs­stau kommen. Das geht aus einer Anfrage des Grünen-bundestags­abgeordnet­en Sven-christian Kindler hervor. Laut dem Haushaltsp­olitiker würde die Bundesregi­erung zu wenig gegen den Sanierungs­stau in Höhe von 57 Milliarden Euro unternehme­n.

Kritik an den Infrastruk­turinvesti­tionen der Bundesregi­erung in die Schiene äußerte auch der Branchenve­rband Allianz pro Schiene. Geschäftsf­ührer Dirk Flege begrüßte zwar die gesteigert­en Bundesaufw­endungen. Allerdings halte sich die Bundesregi­erung beim Aus- und Neubau weiter zurück. So sei keine „Trendwende“möglich.

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