Heidenheimer Neue Presse

Das Ende der Suche naht

Jetzt geht es wirklich los in Sachen Vorsitz. Am Freitag präsentier­t sich der erste Kandidat und am Montag soll der Wahltermin festgezurr­t werden. Wenn da nur nicht noch ein paar Probleme mit dem Parteitag wären.

- Von Ellen Hasenkamp

Eines steht seit dieser Woche fest: „Die Wahl zum 20. Deutschen Bundestag findet am 26. September 2021 statt.“Diese Anordnung hat Bundespräs­ident Frank-walter Steinmeier vor wenigen Tagen ausgeferti­gt. Ansonsten aber steht zumindest in der CDU fast nichts fest. Neun Monate vor der Bundestags­wahl und beinahe ein Jahr nach der Rückzugsan­kündigung von Noch-chefin Annegret Krampkarre­nbauer suchen die Christdemo­kraten weiterhin nach einem neuen Vorsitzend­en. Einem Vorsitzend­en noch dazu, der die Partei nicht nur irgendwie übernehmen, sondern möglichst auch gleich wieder ins Kanzleramt führen soll. Noch immer aber wird, und das macht die Sache richtig komplizier­t, nach einem Weg gesucht, diese Frage in Zeiten von Corona überhaupt entscheide­n zu können.

Immerhin: Am heutigen Freitagabe­nd fällt der Startschus­s für das Kandidaten­verfahren. „Jetzt geht’s aber wirklich los“, twitterte die Parteizent­rale. In diesen fünf Wörtern versteckt sich – neben einer Portion Selbstiron­ie – womöglich auch ein kleiner Seitenhieb auf Kandidat Friedrich Merz.

Der nämlich hatte den eigentlich schon vor zwei Wochen mit ihm geplanten Auftakt kurzfristi­g wieder über den Haufen geworfen. Aber gemessen an dem, was die Mitarbeite­r des Konrad-adenauer-hauses in Terminange­legenheite­n zuletzt durchgesta­nden haben, war das ein eher kleineres Problem. Nun also macht Norbert Röttgen den Anfang und stellt sich in einer digitalen Live-schalte den Fragen der Parteimitg­lieder. Nächste Woche folgen die beiden Favoriten: erst Nrw-ministerpr­äsident Armin Laschet und schließlic­h Merz. Außerdem findet am Montag die erste Bewerberru­nden mit allen drei Anwärtern statt.

Spezialgeb­iet: Pandemie

Der Montag wird auch aus einem weiteren Grund wichtig für die CDU. Am Vormittag soll nämlich die Parteispit­ze endgültig über Datum und Verfahren für die Vorsitzend­en-wahl entscheide­n. Einfach wird das nicht. Was unter anderem daran zu erkennen ist, dass an der Pressekonf­erenz auch Bundesgesc­häftsführe­r Stefan Hennewig teilnehmen soll. Der Parteimana­ger und promoviert­e Politikwis­senschaftl­er hat seit einigen Monaten nämlich ein neues Spezialgeb­iet: Parteitage in der Pandemie.

Nach inzwischen drei Verschiebu­ngen soll nun der 16. Januar der Tag der Entscheidu­ng werden. „Die CDU kann sich keine weitere Hängeparti­e bei der Vorsitzend­en-frage leisten“, drängt nicht nur der Cdu-mitglieder­beauftragt­e

Henning Otte, der sich auf „viele Rückmeldun­gen“von der Basis beruft. Er ist daher sehr dafür, dass Präsidium und Bundesvors­tand am Montag „einen Bundespart­eitag für den 16. Januar beschließe­n“.

Dass es kein normaler Parteitag mit 1001 Delegierte­n in einer Halle werden kann, ist klar. Weniger klar ist, was es denn dann werden soll. „Geprüft werden muss, ob eine rein digitale oder eine hybride, dezentrale Veranstalt­ung durchgefüh­rt werden kann“, sagt Otte. Die letztere Variante, dezentral an beispielsw­eise zwölf verschiede­nen Orten die Parteimitg­lieder in kleineren Gruppen zu versammeln, war schon für Dezember erwogen – und dann zum großen Ärger von Merz wieder fallen gelassen worden. Im Adenauer-haus hat diese Methode nicht allzu viele Anhänger: Zu viele „Abrisskant­en“, heißt es dort, zu viele technische, aber auch pandemisch­e Unwägbarke­iten. Und weil nun die Cdu-kanzlerin Angela Merkel schon wieder mit den Ministerpr­äsidenten über einen bundesweit­en Lockdown bis mindestens 10. Januar verhandelt, sind selbst Kleingrupp­entreffen der CDU sechs Tage später eher unwahrsche­inlich.

Digitale Partei

Also wird sich die CDU wohl komplett digital versammeln müssen. Den Thüringer Cdu-fraktionsc­hef und Spitzenkan­didat Mario Voigt würde das freuen: „Ich glaube, dass die CDU sich so als die modernste digitale Partei Deutschlan­ds präsentier­en kann“, sagt er. Tatsächlic­h haben zwar auch andere Parteien schon online getagt und abgestimmt, eine digitale Vorstandsw­ahl aber wäre eine Premiere. Das Problem daran: Sie ist auch nach dem extra wegen Corona geänderten Parteienge­setz nicht zulässig. Eine Zeitlang lautete daher der Plan, das Gesetz noch einmal zu ändern. Doch da machten die übrigen Parteien nicht mit, teils aus grundsätzl­ichen Erwägungen beispielsw­eise zur Frage, wie geheim so eine Abstimmung per Mausklick sein kann, teils aber auch aus Mangel an Ehrgeiz, der CDU aus der Bredouille helfen zu wollen. Der Parteienre­chtsexpert­e Martin Morlok beispielsw­eise hält die Sache damit eigentlich für erledigt. Die CDU erwägt einen anderen Weg: Demnach soll nach der Digitalabs­timmung das Ergebnis noch einmal schriftlic­h und per Post von allen Delegierte­n bestätigt werden. Ob das gut geht, weiß keiner. Es brauche schon ein bisschen guten Willen von allen Beteiligte­n, wird auch in der Parteiführ­ung eingeräumt. Voigt ist trotz allem zuversicht­lich: „Ich bin mir sicher, dass die CDU alle Vorkehrung­en für einen rechtssich­eren Ablauf getroffen hat.“

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