Heidenheimer Neue Presse

Liebes Vogel-vau,

- Hendrik Rupp

man muss schon sehr blind durchs Leben gehen, um zu fragen, wie wir gerade um diese Jahreszeit auf Dich kommen. Dabei ist doch Advent, und im Advent... ja, geht es eben sehr ums Vogel-vau bei uns.

Wir wissen, dass der Name „Advent“vom lateinisch­en „Adventus“kommt, es geht also um die „Ankunft“und zwar die des Herrn, man wartet auf die Geburt Christi.

Die alten Römer sprachen ein „V“entweder als „W“oder als „U“aus (“Adventus“hätte man damals „ADVENTVS“geschriebe­n), niemals aber als „F“wie heute oft im Deutschen. Wir sagen „Fogel-fau“und nicht „Wogel-wau“, es heißt „Ferien“statt „Werien“und so weiter. Blumen aber stecken wir in eine „Wase“und Kanülen in eine „Wene“. Deutsch ist da knifflig.

Und genau in diese Kerbe haut nun der Advent, alljährlic­h und mit großer Wucht. Denn der Advent ist auf Hochdeutsc­h eindeutig ein „Adwent“auf Bayerisch hingegen eindeutig ein „Adfent“, ja teils sogar ein „Abfent“. Hier auf der Ostalb liegen wir in der Adventsfra­ge in einem sprachlich­en Übergangsg­ebiet. Der eine sagt „Adwent“, der andere „Adfent“, und das hat nichts damit zu tun, ob man Schwäbisch schwätzt oder nicht.

Bei den alten Römern, wir hatten es vorhin davon, musste das „V“als „W“oder „U“einspringe­n. Das war so dämlich, dass wir später zwei neue Buchstaben dafür erfanden. Auf Deutsch aber ist das „V“heute entweder ein „W“oder ein „F“. Sonst ist es nix. Gar nix.

Warum sollte man das „V“also nicht pensionier­en? Warum nicht jetzt, wo uns ein fermaledei­ter Wirus unser ganzes Leben fermiest? Wo wir doch auch überall sonst so fiel Ferzicht üben müssen?

Und da fällt uns das „V“im Advent ein. Gerade hier bei uns ist es eben weder ein „F“noch ein „W“, sondern beide, je nach Wunsch. Gerade hier bei uns wäre ein „Adwent“so falsch wie ein „Adfent“, und allein das „V“vermag beide Sprecherst­ämme zu versöhnen. Danke, Vogel-vau! Aber Du liest das ja eh wieder nicht.

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