Tausende Tablets auf einen Schlag
Die Schulen im Kreis Heidenheim haben mehr als 2500 Geräte bestellt. Der Großteil wird im Medienzentrum Heidenheim vorbereitet.
Die Krise als Beschleuniger. Geht es um die Digitalisierung der Schulen, trifft dieser Satz sicherlich zu. Noch nie zuvor haben sich derart viele Lehrer, Rektoren und Schulträger mit der Frage beschäftigt, wie man in Zeiten von Lockdown und Quarantäne Kontakt zu den Schülern halten kann. Oder vielmehr: Wie man den Kindern im besten Fall sogar einen Unterricht anbieten kann, der dem vor Ort an der Schule in Nichts nachsteht. Und zwar allen Schülern, also auch jenen, denen es zu Hause an der passenden Ausstattung fehlt.
3,8 Millionen für den Landkreis
Um letzteres Problem zu beheben, hat der Bund im Rahmen einer Zusatzvereinbarung zum Digitalpakt Schule dieses Jahr 500 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Beschafft werden sollen mit diesem Geld digitale Endgeräte, sprich Tablets oder Laptops, die die Schulen dann an ihre Schüler ausleihen können. Auch im Landkreis Heidenheim ermittelten die Schulen daraufhin ihren Bedarf an internetfähigen Geräten – zur Verfügung standen hierbei 3,8 Millionen Euro von Bund und Land.
Inzwischen wurden die bestellten Geräte ausgeliefert. Und zwar zum Großteil nicht an die Schulen selbst, sondern ans Medienzentrum des Landkreises mit Sitz in der Heidenheimer Stadtbibliothek. Dort nämlich werden die meisten der bestellten Tablets für die Nutzung an den Schulen eingerichtet. „Das ist eine enorme Erleichterung für die Schulen“, sagt Jan von der Osten, Leiter des Medienzentrums und Lehrer an der Eugen-gaus-realschule, über das Angebot. „Die Schulen müssten sonst jedes Tablet in die Hand nehmen und die Apps einzeln draufspielen.“
1000 Tablets wurden übergeben
Der zeitliche Aufwand wäre enorm, das kann man sich bei der schieren Summe der Geräte vorstellen: Mehr als 1800 Tablets sind bis dato im Medienzentrum eingetroffen, rund 1000 davon wurden bereits fertig eingerichtet und an die Schulen übergeben. Am Ende, sagt von der Osten, werde man rund 2500 Tablets in den Händen gehabt haben – und damit die Geräte von rund 80 Prozent aller Schulen im Kreis Heidenheim. Ausnahmen bilden neben einigen Schulen unter der Trägerschaft des Landratsamts die Gemeinden Dischingen, wo man Laptops angeschafft hat und diese ins bestehende Schulnetz einbinden will, und Königsbronn, wo man sich selbst um die bestellten Tablets kümmern möchte.
Informatiker und Techniker Alexander Richter ist mit seinen Kollegen dennoch mehr als gut beschäftigt. Erst vor einigen Tagen ist eine ganze Palette mit rund 1000 Tablets für Heidenheimer Schulen eingetroffen. Sie alle müssen ausgepackt und mit dem W-lan verbunden werden. Dann kann es losgehen: Mit Hilfe einer Software wird das Profil der jeweiligen Schule, sprich die gewünschten Apps, Geräterichtlinien und Informationen zum Schulw-lan (sofern es denn eines gibt), auf die Tablets übertragen.
„Wir haben App-empfehlungen für jede Schulart und auch Empfehlungen für die Beschränkungen“, sagt Alexander Richter. Herr über die Tablets bleiben aber freilich die Schulverantwortlichen. Wollen sie später eine weitere App installiert haben, genügt eine Information an das Medienzentrum. Dort kann die neue App dann dem entsprechenden Schulprofil hinzugefügt werden – und ist kurze Zeit später auf allen Tablets der Schule nutzbar.
Beratungsbedarf an Schulen
Das Medienzentrum als Dienstleister für die Schulen. „Das ist wichtig für uns“, sagt von der Osten. Denn auch das Medienzentrum bekommt den Wandel der Zeit zu spüren. DVDS etwa werden seltener ausgeliehen, dafür steigt der Beratungsbedarf an den Schulen massiv. Und zwar in Bezug auf zweierlei Dinge: erstens die Integration digitaler Medien in den Unterricht und zweitens den Betrieb eines Schulnetzes. Derzeit, schätzt von der Osten, haben maximal zehn Prozent der Schulen im Landkreis ein flächendeckendes W-lan-netz. „Manche Schulträger haben den Bedarf nicht gesehen. Viele haben sich jetzt aber auf den Weg gemacht.“Ein Umdenken finde statt.
Das beweist – in Bezug auf die Medienpädagogik – das große Interesse an den Fortbildungen, die das Landesmedienzentrum auch in Heidenheim anbietet. Lehrer, die sich dem Einsatz von digitalen Geräten bisher verweigert haben bzw. denen es in dieser Hinsicht schlicht am nötigen Wissen fehlt, nutzen dort die Möglichkeit zur Fortbildung. „Manchen muss man die Angst nehmen, dass sich die Schüler sowieso besser auskennen“, sagt Alexander Richter. Und das sei auch nötig, fügt Jan von der Osten hinzu: Schließlich seien die Schulen angehalten, Datenschutz und Medienbildung im Auge zu behalten. Alles abnehmen kann das Medienzentrum nicht.