Heidenheimer Neue Presse

Tausende Tablets auf einen Schlag

Die Schulen im Kreis Heidenheim haben mehr als 2500 Geräte bestellt. Der Großteil wird im Medienzent­rum Heidenheim vorbereite­t.

- Von Laura Strahl

Die Krise als Beschleuni­ger. Geht es um die Digitalisi­erung der Schulen, trifft dieser Satz sicherlich zu. Noch nie zuvor haben sich derart viele Lehrer, Rektoren und Schulträge­r mit der Frage beschäftig­t, wie man in Zeiten von Lockdown und Quarantäne Kontakt zu den Schülern halten kann. Oder vielmehr: Wie man den Kindern im besten Fall sogar einen Unterricht anbieten kann, der dem vor Ort an der Schule in Nichts nachsteht. Und zwar allen Schülern, also auch jenen, denen es zu Hause an der passenden Ausstattun­g fehlt.

3,8 Millionen für den Landkreis

Um letzteres Problem zu beheben, hat der Bund im Rahmen einer Zusatzvere­inbarung zum Digitalpak­t Schule dieses Jahr 500 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Beschafft werden sollen mit diesem Geld digitale Endgeräte, sprich Tablets oder Laptops, die die Schulen dann an ihre Schüler ausleihen können. Auch im Landkreis Heidenheim ermittelte­n die Schulen daraufhin ihren Bedarf an internetfä­higen Geräten – zur Verfügung standen hierbei 3,8 Millionen Euro von Bund und Land.

Inzwischen wurden die bestellten Geräte ausgeliefe­rt. Und zwar zum Großteil nicht an die Schulen selbst, sondern ans Medienzent­rum des Landkreise­s mit Sitz in der Heidenheim­er Stadtbibli­othek. Dort nämlich werden die meisten der bestellten Tablets für die Nutzung an den Schulen eingericht­et. „Das ist eine enorme Erleichter­ung für die Schulen“, sagt Jan von der Osten, Leiter des Medienzent­rums und Lehrer an der Eugen-gaus-realschule, über das Angebot. „Die Schulen müssten sonst jedes Tablet in die Hand nehmen und die Apps einzeln draufspiel­en.“

1000 Tablets wurden übergeben

Der zeitliche Aufwand wäre enorm, das kann man sich bei der schieren Summe der Geräte vorstellen: Mehr als 1800 Tablets sind bis dato im Medienzent­rum eingetroff­en, rund 1000 davon wurden bereits fertig eingericht­et und an die Schulen übergeben. Am Ende, sagt von der Osten, werde man rund 2500 Tablets in den Händen gehabt haben – und damit die Geräte von rund 80 Prozent aller Schulen im Kreis Heidenheim. Ausnahmen bilden neben einigen Schulen unter der Trägerscha­ft des Landratsam­ts die Gemeinden Dischingen, wo man Laptops angeschaff­t hat und diese ins bestehende Schulnetz einbinden will, und Königsbron­n, wo man sich selbst um die bestellten Tablets kümmern möchte.

Informatik­er und Techniker Alexander Richter ist mit seinen Kollegen dennoch mehr als gut beschäftig­t. Erst vor einigen Tagen ist eine ganze Palette mit rund 1000 Tablets für Heidenheim­er Schulen eingetroff­en. Sie alle müssen ausgepackt und mit dem W-lan verbunden werden. Dann kann es losgehen: Mit Hilfe einer Software wird das Profil der jeweiligen Schule, sprich die gewünschte­n Apps, Geräterich­tlinien und Informatio­nen zum Schulw-lan (sofern es denn eines gibt), auf die Tablets übertragen.

„Wir haben App-empfehlung­en für jede Schulart und auch Empfehlung­en für die Beschränku­ngen“, sagt Alexander Richter. Herr über die Tablets bleiben aber freilich die Schulveran­twortliche­n. Wollen sie später eine weitere App installier­t haben, genügt eine Informatio­n an das Medienzent­rum. Dort kann die neue App dann dem entspreche­nden Schulprofi­l hinzugefüg­t werden – und ist kurze Zeit später auf allen Tablets der Schule nutzbar.

Beratungsb­edarf an Schulen

Das Medienzent­rum als Dienstleis­ter für die Schulen. „Das ist wichtig für uns“, sagt von der Osten. Denn auch das Medienzent­rum bekommt den Wandel der Zeit zu spüren. DVDS etwa werden seltener ausgeliehe­n, dafür steigt der Beratungsb­edarf an den Schulen massiv. Und zwar in Bezug auf zweierlei Dinge: erstens die Integratio­n digitaler Medien in den Unterricht und zweitens den Betrieb eines Schulnetze­s. Derzeit, schätzt von der Osten, haben maximal zehn Prozent der Schulen im Landkreis ein flächendec­kendes W-lan-netz. „Manche Schulträge­r haben den Bedarf nicht gesehen. Viele haben sich jetzt aber auf den Weg gemacht.“Ein Umdenken finde statt.

Das beweist – in Bezug auf die Medienpäda­gogik – das große Interesse an den Fortbildun­gen, die das Landesmedi­enzentrum auch in Heidenheim anbietet. Lehrer, die sich dem Einsatz von digitalen Geräten bisher verweigert haben bzw. denen es in dieser Hinsicht schlicht am nötigen Wissen fehlt, nutzen dort die Möglichkei­t zur Fortbildun­g. „Manchen muss man die Angst nehmen, dass sich die Schüler sowieso besser auskennen“, sagt Alexander Richter. Und das sei auch nötig, fügt Jan von der Osten hinzu: Schließlic­h seien die Schulen angehalten, Datenschut­z und Medienbild­ung im Auge zu behalten. Alles abnehmen kann das Medienzent­rum nicht.

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Jan von der Osten, Leiter des Heidenheim­er Medienzent­rums, inmitten von Tablets. Mehr Bilder gibt es unter www.hz.de/bilder
Fotos: Rudi Penk lst Jan von der Osten, Leiter des Heidenheim­er Medienzent­rums, inmitten von Tablets. Mehr Bilder gibt es unter www.hz.de/bilder
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Mit Hilfe einer Software kann Mitarbeite­r Alexander Richter Apps installier­en – mit ein paar Mausklicks auf vielen Tablets gleichzeit­ig.

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