Spaghetti coronata
Hach, da hüpft das Feinschmeckerherz! Ein neuer Trüffel ist geboren, genauer gesagt, gefunden. Genea coronata heißt der edle Pilz, den ein internationales Mykologen-team um Markus Scholler vom Naturkundemuseum Karlsruhe identifiziert hat. Moment mal, coronata? Tatsächlich hat der Neuling unter den Trüffeln mit seinen krönchenartigen Sporenornamenten eine gewisse Ähnlichkeit mit einem gewissen Virus, das seit bald einem Jahr die ganze Welt in Atem hält. Übersetzt heißt er Kronen-blasentrüffel. Aber sei es drum. Wenn schon sonst an Weihnachten rein gar nichts mehr geht, dann vielleicht wenigstens eine Pfanne voller Spaghetti coronata, abgeschmeckt mit feinen Hobelspänen des Luxus-fungi? Oder knusprige Gänsekeulen mit Tartufo-polenta?
Die in der Zeitschrift „Sydowia“veröffentlichte Entdeckung – aufgespürt von einem Trüffelhund unter Eichen im Karlsruher Schlossgarten und Karlsruher Zoo – hat allerdings einen Haken. Der neu bestimmte Trüffel ist ein Zwerg, gerade mal ein paar Millimeter groß. Und auf kulinarischem Gebiet hat er auch nichts zu bieten: Für Speisezwecke ungeeignet, heißt es lapidar von Seiten der Wissenschaft. Eine einzige Enttäuschung also, dieser Genea coronata. Zu Berühmtheit wie der Perigord-trüffel wird es dieses Gewächs jedenfalls nicht bringen. Nur die Mykologen-szene wird sich noch lange an dem Krönchen-knollending erfreuen. Der Fund wird für die Nachwelt im Naturkundemuseum verwahrt. Und der Feinschmecker? Hat Geld gespart, auch wenn das nur ein schwacher Trost ist.