Torjägerin als Spionin gefragt
Handball-em Emily Bölk will es nach einer durchwachsenen Vorrunde allen zeigen. Zum Hauptrundenauftakt treffen die deutschen Frauen auf Ungarn.
Auf dem Spielfeld wird Emily Bölk als Torjägerin dringend gebraucht, doch vor dem Hauptrundenauftakt der deutschen Handballerinnen gegen Ungarn ist sie erstmal als Spionin gefragt. „Dass ich da so ein bisschen in der taktischen Vorbereitung helfen kann und meine Insights gebe, das wird auf jeden Fall so sein“, sagt Bölk und grinst. Sie ist vor dem Hauptrundenauftakt besonders motiviert.
Denn zusammen mit Kreisläuferin Julia Behnke gibt Bölk Bundestrainer Henk Groener wertvolle Tipps für die richtungweisende Em-partie am Samstag (16 Uhr/sportdeutschland.tv), denn die halbe Mannschaft des nächsten Gegners läuft mit dem deutschen Duo im Liga-alltag für den ungarischen Top-klub Ferencvaros Budapest auf. „Wir können da ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern, wie die ungarische Spielweise ist“, sagt Bölk: „Da werden Jule und ich alles in die Waagschale werfen.“
Die Ungarinnen, die ohne Punkte in die heiße Turnierphase starten, spielen „viel Dynamik“und verfügen über „gute Schützen aus dem Rückraum“, sagt Bölk zwar, „wir haben aber eine Chance im Tempospiel, da sie viel wechseln.“
Deutschlands zweimalige Handballerin des Jahres und ihre Kolleginnen durften am Freitag immerhin für einen Spaziergang im Wow-park bei Billund das Teamhotel für einen der seltenen Ausflüge verlassen. Das tat allen Beteiligten gut. Die lauter werdende Kritik aus der Heimat, vor allem mit Blick auf die 23:42-Rekordpleite gegen Norwegen, war dabei weit entfernt.
„So darf eine Handballnation wie Deutschland nicht auftreten“, kritisierte zum Beispiel Bölks ehemaliger Coach Herbert Müller vom Thüringer HC im Gespräch mit dem „Freien Wort“. Deutschland habe „den Anspruch, im internationalen Maßstab die Lücke zur Weltspitze zu schließen. Doch bislang war die EM ein Rückschritt auf diesem Weg“, ergänzte der 58-Jährige.
Das deutsche Team fiebert trotz solcher unangenehmer Aussagen auf die heiße Turnierphase hin – allen voran die Vorzeigespielerin Emily Bölk. Nach der für ihre Verhältnisse recht schwachen Vorrunde – Bölk gelangen lediglich neun Treffer in den ersten drei Spielen – samt öffentlicher Kritik von der Verbandsspitze will sie es allen beweisen. „Es sind nur kleine Sachen, an denen wir schrauben müssen, um zurück zu alter Stärke zu finden“, sagt die 22-Jährige: Und das wäre? „Wir müssen wieder aus einer sicheren Abwehr mit Tempo nach vorne zu spielen.“
Bölk weiß: Mit zwei Punkten startet die deutsche Mannschaft aus einer aussichtsreichen Position in den Kampf ums Halbfinale. Und angesichts der keinesfalls übermächtig erscheinenden Gegner (die Teams aus Ungarn, Kroatien und der Niederlande) ist „in unserer Hauptrundengruppe sehr viel möglich“.
Das sieht auch die deutsche Verbandsspitze so. „Wir sind mit einer guten Leistung in der Lage, die nächsten drei Spiele zu gewinnen“, sagte Dhb-sportvorstand Axel Kromer bei einer digitalen Medienrunde am Freitag.
Zunächst gilt Emily Bölks voller Fokus aber nur dem Duell gegen ihre Mitspielerinnen aus dem Klub – und damit auch ihrem Spezialauftrag als Informantin.