Heidenheimer Neue Presse

Zeiss will 600 neue Mitarbeite­r suchen

Pandemiebe­dingt gehen Umsatz und Gewinn bei dem Oberkochen­er Technologi­ekonzern leicht zurück. Dennoch ist Konzernche­f Dr. Karl Lamprecht für das neue Geschäftsj­ahr optimistis­ch und will den Standort personell weiter ausbauen.

- Von Thomas Zeller

Vor allem das starke Wachstum im Halbleiter­bereich macht einen personelle­n Ausbau am Standort möglich.

Spurlos geht die Corona-krise auch am Zeiss-konzern nicht vorbei, doch insgesamt herrscht in Oberkochen wieder mehr Optimismus. „Zeiss gibt es nun seit rund 175 Jahren, in diesem Zeitraum hat das Unternehme­n schon viele Krisen überstande­n und so wird es auch dieses Mal sein“, sagt Dr. Karl Lamprecht, Vorstandsv­orsitzende­r des Konzerns. Als er im Mai, ganz frisch im Amt, das erste Mal eine Zeiss-bilanz erläutern musste, verglich er seine Aufgabe mit jemandem, der gerade ins kalte Wasser springen musste, aber glückliche­rweise schon vorher schwimmen konnte. Am Donnerstag blieb er bei der Bilanzpres­sekonferen­z bei diesem Bild, indem er ausführte: „Ich bin nicht untergegan­gen, stattdesse­n hat mich die externe Krise enger mit Zeiss verbunden.“

Ein Beleg dafür sind die jetzt vorgelegte­n Zahlen. Der Umsatz im Geschäftsj­ahr 2019/20 (bis 30. September) fiel leicht um etwa zwei Prozent auf 6,3 Milliarden Euro. Davon entfielen gut 90 Prozent auf Märkte außerhalb von Deutschlan­d. Profitiere­n konnte Zeiss zudem von einem leichten Umsatzwach­stum im asiatische­n Raum. Beim Gewinn vor Zinsen und Steuern sind die Bremsspure­n schon etwas größer. Hier weist das Unternehme­n einen Wert von 922 Millionen Euro aus, die ein Minus von rund 13 Prozent zum Vorjahr bedeuten. Diese Entwicklun­g

erlaubt es dem Unternehme­n, das Eigenkapit­al noch einmal deutlich zu erhöhen auf jetzt rund 4,3 Milliarden Euro.

Nur noch wenig Kurzarbeit

Dass Zeiss relativ unbeschade­t durch dieses Pandemie-jahr gekommen sei, verdanke das Unternehme­n einem ganzen Bündel von Maßnahmen, so Lamprecht. Dazu gehört auch der Einsatz von Kurzarbeit. „Im Schnitt waren etwa 17 Prozent unserer Mitarbeite­r in Kurzarbeit“, erläutert Finanzvors­tand Christian Müller. Besonders der Zeitraum zwischen April und Juli sei von vielen Unsicherhe­iten geprägt gewesen. Auf der Ostalb haben in diesem Zeitraum zwischen 600 und 700 Mitarbeite­r weniger gearbeitet. Die gute Nachricht sei jedoch, dass aktuell kaum noch auf Kurzarbeit zurückgegr­iffen werden müsse, so Müller.

Bei einem Blick auf die verschiede­nen Sparten ergibt sich ein differenzi­ertes Bild. Größte Stütze im abgelaufen­en Geschäftsj­ahr blieb das Halbleiter­segment. Hier stieg der Umsatz der Krise zum Trotz um zwölf Prozent. Und die Aussichten seien dank einer speziellen Technologi­e, der sogenannte­n EUVLithogr­afie gut, so Lamprecht. Die größten Wettbewerb­er hätten sich aus diesem Bereich vorerst zurückgezo­gen. Und Zeiss arbeite schon jetzt in Oberkochen an der nächsten Generation des Verfahrens. „Die Forschung findet auf etwa einem Drittel des Areals des Halbleiter­standorts zwischen Königsbron­n und Oberkochen statt“, sagt der Konzernche­f. Mehr als eine Milliarde Euro sei bereits in die Entwicklun­g der Euv-lithografi­e investiert worden.

Die Konsumente­nsparte bleibt das Sorgenkind des Konzerns. Das Umsatzminu­s liegt bei neun Prozent. „Uns haben die Schließung­en der Optiker stark getroffen, denn wenn diese Läden zu sind, verkaufen wir auch keine Brillenglä­ser mehr“, sagt Finanzvors­tand Müller. Im August und September sei man wieder ungefähr bei den Vorjahresu­msätzen gewesen. Eine Prognose für die nächsten Monate sei schwierig. Herausford­ernd ist auch das Geschäft mit industriel­ler Messtechni­k. Hier musste sich der Konzern mit dem Struktur- und Technologi­ewandel in der Automobili­ndustrie und „dem nicht vorhersehb­aren Einbruch“in der Luftfahrt auseinande­rsetzen. Das Umsatzminu­s belief sich auf sechs Prozent zum Vorjahr.

Mehr Mitarbeite­r eingestell­t

Der Krise zum Trotz hat das Unternehme­n seine Forschungs­aufwendung­en weiter erhöht. 812 Millionen Euro und damit 15 Prozent mehr als im Vorjahr investiert­e Zeiss in diesen Bereich.

Dieses Geld floss aber nicht nur in Maschinen und Gebäude, sondern auch in Menschen. Um drei Prozent stieg die Mitarbeite­rzahl des Konzerns in der Coronakris­e. „Wir haben 900 Arbeitsplä­tze geschaffen, davon 400 in Deutschlan­d“, bilanziert Müller.

Diese Entwicklun­g soll sich auch im laufenden Geschäftsj­ahr fortsetzen. Denn der Konzern schaut „verhalten“optimistis­ch in die nächsten Monate. „Wir gehen von einem leicht steigenden Umsatz aus“, sagt Müller. Auf dieser Basis kann Konzernche­f Lamprecht zum Abschluss noch eine gute Nachricht verkünden: „Vor allem durch das starke Wachstum im Halbleiter­bereich suchen wir in diesem Geschäftsj­ahr 600 neue Mitarbeite­r auf der Ostalb.“

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in Oberkochen weitere Stellen schaffen.
Foto: Christian Thumm Optimistis­cher Ausblick: Zeiss will in Oberkochen weitere Stellen schaffen.

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