Heidenheimer Neue Presse

Union sauer wegen Drohnen

CDU und CSU machen den Sozialdemo­kraten im Streit um Bewaffnung massive Vorwürfe und sprechen von einem Linksruck.

- Ellen Hasenkamp

Der erneute Aufschub der Drohnen-entscheidu­ng durch die SPD hat den Koalitions­partner massiv verärgert. Politiker von CDU und CSU warfen den Sozialdemo­kraten nicht nur Verrat an der Bundeswehr, sondern auch einen Verstoß gegen den Koalitions­vertrag vor. „Die SPD lässt unsere Bundeswehr im Stich“, sagte Csu-verteidigu­ngsexperte Florian Hahn dieser Zeitung. „Falsche Ideologie ist ihr wichtiger als lebensrett­ender Schutz für unsere Soldatinne­n und Soldaten.“

In der Unionsfrak­tion wurde das Abrücken der Sozialdemo­kraten von der eigentlich geplanten Entscheidu­ng für eine Bewaffnung von Drohnen als klarer Linksschwe­nk und als strategisc­he Öffnung für ein mögliches rot-rot-grünes Bündnis nach der Bundestags­wahl gewertet. Nicht ausgeschlo­ssen wurde, dass nun im Gegenzug Vorhaben der Sozialdemo­kraten auf verstärkte­n Widerstand der Union stoßen werden. Die Spd-fraktion hatte am Dienstag den anstehende­n Bewaffnung­s-beschluss

für die Drohnen der Bundeswehr nicht getroffen und dies öffentlich mit weiterem Beratungsb­edarf begründet. Hahn kritisiert­e, mit demselben „Vorwand“habe sich die SPD auch schon 2013 und 2017 „aus der Verantwort­ung“gestohlen. Tatsächlic­h läuft die Debatte über Kampfdrohn­en für die Bundeswehr seit Jahren.

Großes Unverständ­nis

Auch der außenpolit­ische Sprecher der Unionsfrak­tion, Jürgen Hardt (CDU), nannte das Verhalten der SPD „vollkommen unverständ­lich“. Deutschlan­d habe schließlic­h zugesagt, sich internatio­nal auch in Sicherheit­sfragen stärker zu engagieren. Eine Entscheidu­ng gegen bewaffnete Drohen aber nehme der Bundesrepu­blik „die Fähigkeit, wichtige Partner auch in Un-einsätzen wie im Sahel noch besser zu schützen“. Diese Erwartung der Partner dürfe nicht enttäuscht werden, mahnte Hardt zum Ende der zweijährig­en deutschen Mitgliedsc­haft

im Un-sicherheit­srat an.

Aus der SPD meldeten sich wiederum vor allem die Drohnen-befürworte­r zur Wort: Die Wehrbeauft­ragte Eva Högl beispielsw­eise wiederholt­e ihre Unterstütz­ung für das Rüstungspr­ojekt und verwies auf den nötigen Schutz von Soldaten im Auslandsei­nsatz. Auch die Verteidigu­ngsexperti­n Siemtje Möller warb für die Drohnenbew­affnung. Sie respektier­e aber, dass Parteikoll­egen noch mehr Zeit benötigten, sagte sie im Deutschlan­dfunk. Möller argumentie­rte, der Drohnenkri­eg in Aserbaidsc­han und Armenien habe der Debatte eine neue Qualität gegeben. Die Abgeordnet­e ist neue verteidigu­ngspolitis­che Sprecherin der Spd-fraktion und damit Nachfolger­in von Fritz Felgentreu, der aus Protest gegen die Haltung seiner Fraktion sein Amt niedergele­gt hatte. Ein Beschluss für die Bewaffnung noch vor der Bundestags­wahl wurde damit so gut wie ausgeschlo­ssen.

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