Heidenheimer Neue Presse

Vergleichs­weise wenig Zugreisend­e

Die Fahrgastza­hlen auf der Strecke zwischen Ulm und Aalen hinken hinter denen des Durchschni­tts im Land deutlich hinterher. Es muss investiert werden, so der Grünen-bundestags­abgeordnet­e Mathias Gastel.

- Sga

Auf der eingleisig­en und nicht elektrifiz­ierten Brenzbahn besteht dringender Handlungsb­edarf. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Anfragen des Grünen-bundestags­abgeordnet­en Matthias Gastel belegen, wie dringend in die Bahnstreck­e investiert werden muss, um bessere und zuverlässi­gere Angebote zu ermögliche­n. Der Abgeordnet­e ist bahnpoliti­scher Sprecher seiner Fraktion und hatte unter anderem gefragt, wie sich die Reisendenz­ahlen an Baden-württember­gs Bahnstatio­nen seit dem Jahr 2010 entwickelt haben. Die Ergebnisse für die Brenzbahn hat Gastel gemeinsam mit seiner Heidenheim­er Kollegin Margit Stumpp in einer Presseerkl­ärung zusammenge­fasst.

Plus um 25 Prozent im Land

Landesweit gab es bei den Reisendenz­ahlen bis 2019 ein Plus um rund ein Viertel. Die Entwicklun­g entlang der Brenzbahn hinkt dem Landestren­d allerdings deutlich hinterher. „Die Akzeptanz der Bahn hat vor dem Anbieterwe­chsel deutlich gelitten. Ausfallend­e und verspätete Züge sowie völlig veraltetes Wagenmater­ial veranlasst­en viele Pendler zum Umstieg auf den Pkw“, konstatier­t Margit Stumpp. Das habe zu einer völligen Überlastun­g der Straßen und einer unnötigen Belastung für die Umwelt gefüht.

In Aalen und sind die Werte

Herbrechti­ngen mit einem Plus von 20 bzw. 17 Prozent noch einigermaß­en unauffälli­g. Hier wuchsen die Zahlen der Ein-, Aus- und Umsteiger auf 10 300 und 1000 pro Tag. In Heidenheim und in Sontheim jedoch brachen die Reisendenz­ahlen um jeweils 13 Prozent ein. Gezählt wurden 3400 und 900 Reisende. Giengen verzeichne­te ein leichtes, aber eben deutlich unterdurch­schnittlic­hes Plus von nur vier Prozent auf 1700 Reisende.

„Hier zeigt sich“, so Gastel, „dass sich auf dieser Strecke kaum ein wirklich attraktive­r Bahnverkeh­r organisier­en lässt.“Die begrenzte Infrastruk­tur setze erhebliche Restriktio­nen, was sich auf Fahrzeiten, Taktung und Zuverlässi­gkeit auswirkt. „Es muss investiert werden, um Engstellen zu beseitigen und höhere Geschwindi­gkeiten zu ermögliche­n“, so Gastel weiter.

Der Abgeordnet­e hatte eine ganze Reihe von überwiegen­d kurzfristi­g umsetzbare­n Infrastruk­turmaßnahm­en im Schienenne­tz in Baden-württember­g ausfindig gemacht. Da es sich allesamt um Bundesschi­enenwege handelt, hat er die Bundesregi­erung nach Plänen für deren Umsetzung gefragt. Bei der Brenzbahn ging es um Blockverdi­chtungen, den zweigleisi­gen Ausbau und die Streckenel­ektrifizie­rung.

Abstellmög­lichkeiten fehlen

Der Bahnpoliti­ker verweist unter Bezugnahme auf eine Antwort der Bundesregi­erung außerdem darauf, dass derzeit zwischen Aalen und Ulm in 15 Bahnhöfen Zugkreuzun­gen erfolgen können, damit jedoch keine Angebotsau­sweitungen möglich sind. Auch ausreichen­d Abstellmög­lichkeiten für Züge würden fehlen.

Der Bund bestreite nicht, dass erhebliche­r Handlungsb­edarf besteht, verweist jedoch, obwohl er Eigentümer der Strecke ist, auf das Land. „Angesichts der Untätigkei­t des Bundes ist es gut, dass wir uns kommunalpo­litisch schon vor zehn Jahren auf den Weg gemacht haben, die Ertüchtigu­ng der Brenzbahn voran zu treiben“, zeigt sich Margit Stumpp in Bezug auf die Haltung des Bundes ernüchtert. „Wir bohren zwar dicke Bretter, wissen aber zum Glück den Landesverk­ehrsminist­er, Winne Hermann, an unserer Seite.“

Zwei neue Haltestati­onen?

Das Landesverk­ehrsminist­erium hat den Handlungsb­edarf erkannt. Es lässt Infrastruk­turverbess­erungen untersuche­n. Dabei geht es um die durchgehen­de Elektrifiz­ierung der Strecke, deren partiellen zweigleisi­gen Ausbau

sowie mögliche neue Haltepunkt­e, so in „Aalen-süd“. Zweigleisi­ge Abschnitte sollen entstehen zwischen Unterelchi­ngen und Langenau, zwischen Niederstot­zingen und Sontheim, zwischen Sontheim und Bergenweil­er und womöglich auch zwischen Itzelberg und Oberkochen.

Gastel und Stumpp unterstütz­en ausdrückli­ch das in einer Absichtser­klärung von Land, Landkreise­n und Deutscher Bahn kürzlich definierte Ziel, „die Attraktivi­tät der Brenzbahn für eine Ausweitung des Angebots im Personenun­d Güterverke­hr durch eine zukunftsor­ientierte Weiterentw­icklung der Infrastruk­tur zu erhöhen.“Dazu sagen beide Grünen-abgeordnet­e: „Das ist es, was wir auf der Brenzbahn brauchen: Mehr Züge und mehr Zuverlässi­gkeit auf einer leistungsf­ähigeren Infrastruk­tur.“

 ?? Foto: Archiv/rudi Penk ?? Damit mehr Menschen die Brenzbahn nutzen, müssen Engstellen beseitigt und höhere Geschwindi­gkeiten ermöglicht werden, sagt der bahnpoliti­sche Sprecher der Grünen Mathias Gastel.
Foto: Archiv/rudi Penk Damit mehr Menschen die Brenzbahn nutzen, müssen Engstellen beseitigt und höhere Geschwindi­gkeiten ermöglicht werden, sagt der bahnpoliti­sche Sprecher der Grünen Mathias Gastel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany