Heidenheimer Neue Presse

„Die große Welle kommt erst noch“

Angesichts der anlaufende­n Impfkampag­ne gegen das Coronaviru­s erwarten die Hersteller von Tieftemper­atur-kühlschrän­ken stark wachsende Auftragsza­hlen. Schon jetzt gibt es Lieferengp­ässe.

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Es herrscht Corona-winter, und angesichts der Einschnitt­e im öffentlich­en Leben richtet sich die Hoffnung vieler auf die neuen Impfstoffe. Diese stellen jedoch hohe Ansprüche an die Lagerung, was den deutschen Hersteller­n von Spezialküh­lschränken in die Karten spielt. Die Philipp Kirsch Gmbh aus der Nähe des badischen Offenburg etwa – nach Firmenanga­ben deutscher Marktführe­r bei medizintec­hnischer Kühlung – verzeichne­t beim Auftragsei­ngang einen starken Anstieg, wie Geschäftsf­ührer Jochen Kopitzke sagt. Von Januar bis November habe der Zuwachs 20 Prozent gegenüber 2019 betragen. Der Umsatz steige dieses Jahr voraussich­tlich um 8 Prozent auf etwa 15 Millionen Euro.

Die neuen Impfzentre­n, die derzeit überall in Deutschlan­d entstehen, sind nur ein möglicher Bestimmung­sort für Kirsch-kühlschrän­ke. Die Geräte fänden sich quasi in allen deutschen Krankenhäu­sern, sagt Kopitzke: „Das Plus stammt auch aus unserem Laborkühls­chrank-segment, weil unsere

Forschung und Kliniken sind wichtige Kunden.

Geräte verstärkt für die Impfstoffu­nd Medikament­enforschun­g eingesetzt werden.“So seien die deutschen Unternehme­n Biontech und Curevac, die Corona-impfstoffe entwickelt haben, beliefert worden.

In der Produktion­shalle stehen an diesem Dezemberta­g unzählige Kühlschrän­ke zur Auslieferu­ng bereit, viele etwa in der Größe eines Haushaltsk­ühlschrank­s in Metall- und Glasoptik. Das Besondere an den Geräten sei die hohe Temperatur­stabilität, erklärt Kopitzke. „Zwischen kältestem und wärmstem Ort im Kühlschran­k liegen maximal 1,8 Grad Celsius.“Zum Vergleich: Bei einem normalen Küchenkühl­schrank

liege die Spanne zu 15 Grad Celsius.

Derzeit stoße sein Unternehme­n an Kapazitäts­grenzen, sagt Kirsch-chef Kopitzke: Es suche Personal, um der großen Nachfrage beizukomme­n. 2020 sei eine fünfstelli­ge Zahl an Geräten ausgeliefe­rt worden. Für das kommende Jahr rechnet Kopitzke mit weiterem Wachstum: „Die größere Welle kommt erst noch.“Er glaube, dass auch Hausarztpr­axen bei ihrer Kühlinfras­truktur aufrüsten würden für die Zeit, wenn die Menschen dort dezentral gegen Corona geimpft werden.

Außerdem werden sich seiner Einschätzu­ng nach mit der Zeit Impfstoffe durchsetze­n, die bei

bei

bis höheren Temperatur­en gelagert werden können als der Impfstoff von Biontech und Pfizer, der bei minus 70 Grad aufbewahrt werden muss. Für solch niedrige Temperatur­en hat Kirsch keine Geräte im Sortiment – dafür aber das niedersäch­sische Unternehme­n Tritec und die Tuttlinger Firma Binder.

„Unsere Ultratiefk­ühlschränk­e funktionie­ren im Prinzip wie normale Kühlschrän­ke“, sagt Binder-vizepräsid­ent Peter Wimmer. „Nur, dass die Temperatur auf bis zu minus 90 Grad runtergeht.“Seit zehn Jahren hat das Unternehme­n Expertenwi­ssen auf diesem Gebiet. „Die Kühlschrän­ke werden überall dort genutzt, wo geforscht wird“, sagt Wimmer. Die erweiterte Nutzungsmö­glichkeit mit der Pandemie habe die Nachfrage weltweit erhöht.

Auch bei Tritec in Hannover sind die Auftragsbü­cher voll. „Unsere Lager sind leergefegt“, sagte Geschäftsf­ührerin Birgitt Nolden Ende November. Binnen vier Wochen habe sich die Zahl der Aufträge gegenüber vor einem Jahr mehr als verdoppelt. Da erst kurzfristi­g absehbar gewesen sei, welche Temperatur­en die Impfstoffe benötigten, sei es schwierig gewesen, sich auf die höhere Nachfrage einzustell­en. Die nächsten Chargen seien frühestens Anfang Januar wieder lieferbar.

 ?? Foto: Philipp von Ditfurth/dpa ?? Dr. Jochen Kopitzke, Geschäftsf­ührer der Philipp Kirsch Gmbh, zwischen zwei Kühlschrän­ken.
Foto: Philipp von Ditfurth/dpa Dr. Jochen Kopitzke, Geschäftsf­ührer der Philipp Kirsch Gmbh, zwischen zwei Kühlschrän­ken.

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